Zusammenfassung
Mit der Gewalt in der Literatur kann man sich nur beschäftigen, indem man sich dem Problem der Darstellung dieser Gewalt zuwendet. Deshalb stehen im folgenden zwangsläufig Geschichten der Gewalt und nicht die Gewalt der Geschichte im Mittelpunkt. Oder, um den Sinn dieser Auswahl deutlicher zu machen: Wenngleich die Gewalt der Geschichte den bedauerlicherweise notwendigen Inhalt bildet, können wir in der literaturwissenschaftlichen Betrachtung lediglich eine angemessene Beschreibung der narrativen Darstellung, der mise en oeuvre dieses Sujets liefern. Damit möchte ich keineswegs die Autonomie der Literatur predigen, sondern mich lediglich ihrer Besonderheit zuwenden, ohne die sich jede thematische Untersuchung in reinem Positivismus verlieren würde. Eine weitere Klarstellung erscheint mir in Hinsicht auf das Thema und die gewählte Perspektive notwendig. Im Vergleich zu den heutigen Zuständen, die viele Bewohner der westlichen Hemisphäre mit der Angst vor einer Gewalt konfrontiert, die sich — in (relativ) friedlichen Zeiten — durch ihre Willkür und ihre Unberechenbarkeit auszeichnen, aber durch die Reizüberflutung der Medien gedämpft werden, sind der gewissermaßen ritualisierten und kollektiven Gewalt des Krieges ganz andere Merkmale zu eigen. Folglich bleibt der jeweilige Gegenstand nicht konstant, sondern muß in Verbindung mit der entsprechenden Situation untersucht werden.
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Endnoten
I. Calvino, I libri degli altri. Lettere 1947–1981, hg. v. G. Tesio, Turin 1991, S. 32f.
Die Kapitel I–III und V wenn nicht auch VII sollten überarbeitet mit Ettore va al lavoro und Nove lune in die Ventitre giorni della cità di Alba aufgenommen werden. Vgl. die Kommentare in: B. Fenoglio, Romanzi e racconti, hg. v. D. Isella, Turin 1992, S. 1449–1465. Alle folgenden Zitate stammen, sofern nichts anderes vermerkt ist, aus dieser Ausgabe.
G. Contini, Letteratura dell’Italia unita, 1861–1968, Florenz 1968, S. 1012.
Vgl. G.L. Beccaria, La guerra e gli asfodeli. Romanzo e vocazione epica di B. Fenoglio, Mailand 1984;
E. Soletti, B. Fenoglio, Mailand 1987, S. 92–154.
“-Io ero badogliano.- L’altro gli andò via da davanti. -Allora puoi ancora sperare,- disse cominciando a fare il giro della cella, -i preti si fanno in quattro per salvarvi la vita a voi badogliani. Ma per noi rossi non alzano un dito” (S. 70). Richtige Beobachtungen über die offensichtliche “bipolarità” des Paares Lancia-Max, die aber auch in anderen Erzählungen des Bandes wie in Gli inizi del partigiano Raoul auftreten, findet man bei R. Bigazzi, Fenoglio, Personaggi e narratori, Rom 1983, S. 24–26.
E. Saccone, Fenoglio. I testi, l’opera, Turin 1988, S. 97–123, analysiert Analogien und Unterschiede. Für die Berührungspunkte zwischen Una questione privata, Novella dell’apprendista esattore und Ferragosto (letzter wurde von Isella in der Rubrik Gli altri racconti herausgegeben) vgl. Saccone, S. 16f., und die Anmerkungen Isellas, S. 1479f. u. 1651–1653.
Und nicht nur das Werk, wenn wir folgenden Seiten des Tagebuches Glauben schenken dürfen: “[…] I vecchi Fenoglio, che stettero attorno alla culla di mio padre, tutti vestiti di lucido nero, col bicchiere in mano e sorridendo a bocca chiusa. Che sposarono le più speciali donne delle langhe, avendone ognuno molti figli, almeno uno dei quali segnato. Così senza mestiere e senza religione, così imprudenti, cosi innamorati di sé. | Io ei sento tremendamente i vecchi Fenoglio, pendo per loro […]. A formare questa mia predilezione ha contribuito anche il giudizio negativo che su di loro ho sempre sentito esprimere da mia madre. Lei è d’oltretanaro, d’una razza credente e mercantile, giudiziosissima e sempre insoddisfatta. Questi due sangui mi fanno dentro le vene una battaglia che non dico”; Diario, XXXIV: Myself, in: Opere, hg. v. M. Corti, Turin 1978, Bd. 3, S. 208f.
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Bragantini, R. (1998). Pathos und Distanz: Primordiale Gewalt und historische Nähe im Werk Beppe Fenoglios. In: Brockmeier, P., Fischer, C. (eds) Gewalt der Geschichte — Geschichten der Gewalt. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04291-0_5
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