Zusammenfassung
Es fällt einem Italophilen immer schwer, sich zu einem geschichtlichen Ereignis zu äußern, das zu den traurigsten Kapiteln der deutsch-italienischen Beziehungen gehört und über das die Betroffenen heute, fast 60 Jahre danach, noch immer nicht emotionsfrei reden können: die Option.
Die Mitte der Welt ist Südtirol nicht. Und doch kenne ich kein Volk, dem »Heimat« so wichtig wäre.
Reinhold Messner1
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Endnoten
R. Messner, “Heimat”, in: ders. (Hg.) Die Option, München/Zürich 1989, S. 165.
So findet sich z.B. in dem an bayerischen Gymnasien verwendeten von R. Berg herausgegebenen Grundkurs Geschichte 13, Berlin 1994, keinerlei Hinweis auf die Option.
Dizionario Enciclopedico Italiano, Istituto della Enciclopedia Italiana, gegründet v. G. Treccani, Rom 1970, S. 51.
In den Fällen, wo kein italienisches Exonym (wie z.B. Bolzano für Bozen) vorlag, wurde der Name, sofern er durchsichtig war, häufig übersetzt (Grünsee → Logo Verde); daneben kam eine phonetische Italianisierung in Frage (Lengmoos → Lengomoso!!), oder es wurde ein italienischer Name frei erfunden (Gossensaß ‘Sitz des Gozzo’ → Colle Isarco). Auch vorromanische Namen entgingen nicht einer Italianisierung: Tisens → Tisana (vgl. K. Mittermaier, Südtirol. Geschichte, Politik und Gesellschaft, Wien 1986, S. 39).
Zum AAA vgl. ausführlich G. Framke, Im Kampf um Südtirol. Ettore Tolomei (1865–1952) und das “Archivio per l’Alto Adige”, Tübingen 1987.
Montanus (= E. Widmoser), “Gewitterwolken ballen sich zusammen”, in: Südtirol in Wort und Bild, Heft 3, 1963, S. 4, zit. nach O. Parteli, Geschichte des Landes Tirol, Bd. 4/I: Südtirol (1918–1970), Bozen/Innsbruck/Wien 1988, S. 334.
Vgl. W. Freiberg [= Kurt Heinricher], Südtirol und der italienische Nationalismus. Entstehung und Entwicklung einer europäischen Minderheitenfrage, hg. v. J. Fontana, Teil 1: Darstellung, Innsbruck 1989, 21994 (= Schlern-Schriften 282/1), S. 40.
Daß die vor allem von Tolomei propagierte und vorangetriebene sprachliche Verfremdung nicht die einzige Maßnahme war, um Südtirol zu entnationalisieren, sei noch einmal am Rande erwähnt: bereits seit 1919 wurden in Südtirol gezielt Italiener aus anderen Regionen angesiedelt. Lebten 1910 in Südtirol lediglich rund 7.000 Italiener, so waren es 1953 rund 115.000. In Bozen stieg die Zahl von 1.316 (1910 bei einer Einwohnerzahl von 30.424) auf 69.834 (1961; 88.799 Einwohner). Weitere Zahlen bei E. Widmoser, Südtirol von A bis Z, Bd. 1 (A–F), Innsbruck/München 1982, S. 157f. u.182.
Zit. nach C. Gatterer, Im Kampfgegen Rom — Bürger, Minderheiten und Autonomien in Italien, Wien/Frankfurt/Zürich 1968, S. 598.
F. Volgger, Mit Südtirol am Scheideweg. Erlebte Geschichte, Innsbruck 1984, S. 57–58.
F. Huter, “Option und Umsiedlung”, in: ders. (Hg.), Südtirol, eine Frage des europäischen Gewissens, Wien 1965, S. 341.
Vgl. J. Fontana, “Die Ladinerfrage in der Zeit 1918 bis 1948”, in: Ladinia 5, 1981, S. 179.
G. Riedmann, Heimat. Fiktion — Utopie — Realität. Erzählprosa in Tirol von 1890 bis heute, Innsbruck 1991 (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 73), S. 313.
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Kattenbusch, D. (1998). Südtirol zwischen Faschismus und Nationalsozialismus: Die Option. In: Brockmeier, P., Fischer, C. (eds) Gewalt der Geschichte — Geschichten der Gewalt. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04291-0_4
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