Zusammenfassung
Als sizilianischer Autor dürfte Gesualdo Bufalino für die drei großen Inselmythen l’amore, la roba und la morte geradezu prädestiniert sein. Als Autor mit äußerst spätem Debüt — sein erster Roman, der in der unmittelbaren Nachkriegszeit entstand, wurde erst 1981 veröffentlicht — gehört er dagegen in die Jahre nach 1977, die von Umberto Eco “anni di desiderio, di rabbia e del riflusso” genannt wurden.1 So sind die in barocker Sprachvirtuosität gestalteten Essays, Erzählungen und Romane Bufalinos eng an die postmoderne Reflexions- und Neusichtungsphase der Moderne gebunden, an das, was man in Italien rivisitazione2 oder ricalco nennt, das zitierende pasticheartige Neusichten von Prätexten und ihre ironische Reinterpretation.
…es ist dies die Gewalt als Ursprung des Sinns und des Diskurses im Herrschaftsbereich der Endlichkeit…
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Endnoten
Vgl. U. Eco, Sette anni di desiderio. Cronache 1977–1983, Mailand 1983.
S. Albertazzi, Bugie sincere. Narratori e narrazioni 1970–1990, Rom 1992, S. 33.
Vgl. H. Blumenberg, “Wirklichkeitsbegriff und Wirkungspotential des Mythos”, in: Terror und Spiel, München 1971, S. 23f.
Vgl. J. Schlaeger, “Poetik des Todes”, in: Das Ende. Figuren einer Denkform, München 1996, S. 513ff.
Vgl. hierzu B. Malinowski, “Die Rolle des Mythos im Leben”, in: Die Eröffnung des Zugangs zum Mythos. Ein Lesebuch, hg. v. K. Kerényi, Darmstadt 1982, S. 192.
Wie immer sich diese Depotenzierung auch begründen mag, sei es psychoanalytisch, durch einen Bewältigungsinstinkt, anthropologisch, rückführbar schon auf den depotenzierenden Mythos, semiologisch oder dekonstruktivistisch, also davon ausgehend, daß ein Zeichen sich sowieso stets durch das andere ausdrückt, immer wieder trifft man auf die Vorstellung des Wegerklärens des Todes. Vgl. P. Gay, Kult der Gewalt. Aggression im bürgerlichen Zeitalter, München 1996, S. 662ff.; Blumenberg, S. 50ff., J. Derrida, Randgänge der Philosophie, Frankfurt a.M. 1976, S. 137ff.
Vgl. N. Zago, Gesualdo Bufalino, la figura e l’opera, Marina di Patti 1987, S. 23.
Vgl. W. Welsch, Ästhetisches Denken, Stuttgart 31993.
E. Lobsien, “Bildlichkeit, Imagination, Wissen: Zur Phänomenologie der Vorstellungsbildung in literarischen Texten”, in: Bildlichkeit, hg. v. V. Bohn, Frankfurt a.M. 1990, S. 102.
G. Bufalino, L’uomo invaso, Mailand 1986, S. 11.
Der Detektiv erscheint in den Essays der Zeit geradezu als Vorbild der hermeneutischsemiotischen Interpretation. Vgl. z.B. U. Eco, Th. A. Sebeok, Der Zirkel oder Im Zeichen der Drei, München 1985.
G. Bufalino, Le menzogne della notte, Mailand 61995.
Vgl. M. Foucault, Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt a.M. 1989, S. 131f.
Vgl. R. Girard, Ausstoßung und Verfolgung. Eine historische Theorie des Sündenbocks, Frankfurt a.M. 1992.
Vgl. H. M. Hurka, Phantasmen der Gewalt. Die mediale Konstruktion des Opfers, Wien 1997.
Vgl. P. Gay, Kult der Gewalt. Aggression im bürgerlichen Zeitalter, München 1996.
G. Bufalino, Il Guerrin Meschino, Mailand 1993.
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Mattusch, M. (1998). Zwischen Bildlichkeit und fabulierender Inszenierung. Gewalt im postmodernen Roman am Beispiel Gesualdo Bufalinos. In: Brockmeier, P., Fischer, C. (eds) Gewalt der Geschichte — Geschichten der Gewalt. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04291-0_14
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