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Zwischen Vegetariern und Kannibalen. Der Journalismus, die Literatur, die Welt der Medien und die Darstellung Sexueller Gewalt

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Gewalt der Geschichte — Geschichten der Gewalt
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Zusammenfassung

Ich möchte mit dem Journalismus beginnen, der inzwischen voll in die Medien integriert worden ist und auf subtile Weise mit dem Fernsehen konkurriert; trotz alledem bleibt er eine Form der Literatur, auch wenn die wahre und echte Literatur ihn mit einer gewissen Herablassung betrachtet. Am 20. August des Jahres 1997 traf ein junger mazedonischer Hirte, Aliyebi Hasani, in den Bergen von Sulmona — in den Abruzzen — drei junge Mädchen aus Padova, die auf einem Ausflug zum Morrone bei Sulmona waren; in einer plötzlichen Anwandlung griff er sie an, vergewaltigte die eine, tötete zwei mit einer Pistole und ließ die dritte in dem Glauben liegen, sie sei tot; er kehrte in aller Ruhe zu seinem Schafstall zurück; zwei Tage später spürte die Polizei ihn auf, nahm ihn fest, und er mußte das Verbrechen gestehen.

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Endnoten

  1. R. Willemsen, “Das Feuilleton”, in: Süddeutsche Zeitung, 25. September 1997.

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  2. Zu diesem Erzähltyp, der dem Stil in Tarantinos weltberühmtem Film Pulp Fiction folgt, siehe auch: M. Sinibaldi, Pulp. La letteratura nell’era della simultaneità, Rom 1997.

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  3. Einige Kritiker haben vorgeschlagen, der Schreibkunst der “Kannibalen”, also der Bosen des pulp, eine andere jugendliche Strömung, die der “Vegetarier”, entgegenzusetzen, gemeint sind die Nachahmer der amerikanischen Minimalisten, die “buonisti” (A. Casadei, “Cannibali o vegetariani”, in: Linea d’ombra, 1997). Tatsächlich würden die Kannibalen, wenn sie mit Vegetariern verglichen würden, allenfalls Fleischfresser werden. Es ist interessant zu beobachten, daß die Begriffe der Gegenüberstellung schon in der postdannunzianischen, skandalsüchtigen, sadistischen und pornographischen Konsumliteratur des frühen 20. Jahrhunderts auftauchten. Ein Autor wie Guido da Verona war darauf spezialisiert, seiner kleinbürgerlichen Leserschaft — er wandte sich an die “Schneidermädchen” — Szenen anzubieten, die nicht nur von Sexualität, sondern auch von Gewalt getragen wurden; zum Beispiel im Roman Azyadeh, la donna pallida aus dem Jahre 1927 finden wir eine solche Szene: “Per maggior tranquillità, strappai l’arma dalla ferita, gliela immersi un paio di volte nelle orbite, da cui gli occhi schizzaron fuori come due viscide lumache.” Der Autor Pitigrilli, der sein Glück mit Romanen wie Mammiferi di lusso (1920) oder La vergine a diciotto carati (1923) fand, wollte nach einiger Zeit über seinen Erfolg berichten und schrieb einen Roman zum Roman mit dem Titel I vegetariani dell’amore (1931). Wie man sehen kann, sind die Begriffe der heutigen Auseinandersetzung nicht neu.

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  4. G. Verga, Le novelle, hg. v. G. Tellini, Rom, 1980, S. 32–36.

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  5. E. Brizzi, Bastogne, Mailand 1996. Der Bologneser Brizzi hatte mit seinem ersten Roman Jack Frusciante è uscito dal gruppo (Ancona 1994) großen Erfolg gehabt.

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  6. L. H. Lapham, “In the Garden of Tabloid Delight. Notes on sex, Americans, scandal and morality”, in: Harper’s, August 1997, S. 39.

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Peter Brockmeier Carolin Fischer

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© 1998 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Ceserani, R. (1998). Zwischen Vegetariern und Kannibalen. Der Journalismus, die Literatur, die Welt der Medien und die Darstellung Sexueller Gewalt. In: Brockmeier, P., Fischer, C. (eds) Gewalt der Geschichte — Geschichten der Gewalt. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04291-0_12

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-45196-5

  • Online ISBN: 978-3-476-04291-0

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