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Grazie als ästhetische Konstruktion und komisch-kritische Selbstreflexion aufklärerischer Subjektivität: „Musarion“ (1768)

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Zusammenfassung

Wielands „Musarion“ (1768) kommt nach der Selbstaussage des Dichters eine für dessen Werk im zweiten Jahrfünft der sechziger Jahre exemplarische Bedeutung zu, bezeichnet er die Verserzählung doch als „eine getreue Abbildung der Gestalt meines Geistes“. Seine eigene Lebens- und Weltanschauung findet Wieland in dem Geiste des Textes ausgedrückt, der zwischen „Kaltsinn“ und „Enthusiasmus“ eine maßvolle Mitte halte.1 Die Bestimmung des Gehaltes der Erzählung in der Vereinigung von „Weisheit und Natur“ (vgl. 882), in der „reitzende<n> Filosofie“ (99), der „Philosophie der Grazien“, erscheint als fundamentale Aufgabe für denjenigen, der das Bild Wielands in dessen Epoche und im Hinblick auf die heutige Rezeption zu bestimmen bemüht ist.

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Notizen

  1. Friedrich Sengie: Wieland. Stuttgart 1949, S. 203.

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  2. Wieland an Sophie La Roche zwischen 5. und 17. November 1757 (WBr III, S. 475). Zur aktiven Mitarbeit Wielands an der Konstitution einer weiblich-empfindsamen Schreibweise bei Sophie La Roche vgl. Gudrun Loster-Schneider. Sophie La Roche. Paradoxien weiblichen Schreibens im 18. Jahrhundert. Tübingen 1995 (Mannheimer Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft 28) und die Ausführungen im zweiten Kapitel dieser Arbeit. Wenn Wilhelm Heinse Sophie mit Musarion identifiziert, wie zum Beispiel im Brief an Gleim vom 29. Januar 1772, wo er von „Musarion de La Roche“ spricht

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  3. (Johann Jakob Wilhelm Heinse: Sämtliche Werke. Band 9. Hrsg. v. Carl Schüddekopf. Leipzig 1904, S. 45), so zeigt er damit sein mangelndes Verständnis für die Spannung zwischen Erotik und Empfindsamkeit, die Wielands Werk und seine Beziehung zu Sophie charakterisiert.

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  4. Emil Staiger: Wieland: ‘Musarion’ <1954>. In: Hansjörg Schelle (Hrsg.): Christoph Martin Wieland. Darmstadt 1981 (Wege der Forschung 421), S. 93–108.

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  6. Niklas Luhmann: Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität. Frankfurt am Main 1982.

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  7. Ähnlich argumentiert Schlaffer in seiner Arbeit: Der Bürger als Held. Sozialgeschichtliche Auflösungen literarischer Widersprüche. Frankfurt am Main 1973 (es 624).

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  8. Vgl. vor allem Elisabeth Boa: Sex and Sensibility. Wieland’s Portrayal of Relationships between the Sexes in the „Comische Erzählungen“, „Agathon“ and „Musarion“. In: Lessing Yearbook 12. 1980, S. 198–218;

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  9. Bruce Kieffer: Wieland and Lessing. Musarion and Minna von Barnhelm. In: Lessing Yearbook 14. 1982, S. 187–208 und

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  10. Joachim Rickes: Führerin und Geführter. Zur Ausgestaltung eines literarischen Motivs in Christoph Martin Wielands „Musarion oder die Philosophie der Grazien“. Frankfurt/Main u.a. 1989 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 1; 1161).

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  11. Walter Erhart: Beziehungsexperimente. Goethes „Werther“ und Wielands „Musarion“. In: DVjs 66.1992, S. 333–360.

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  12. Vgl. zur Analyse der gattungstheoretischen Implikationen von „Musarion“ Herbert Rowland: „Musarion“ and Wieland’s Concept of Genre. Göppingen 1975 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 138).

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  13. Vgl. Kurt Wölfel: Daphnes Verwandlungen. Zu einem Kapitel in Wielands ‘Agathon’. <1964> In: Schelle (Hrsg.): Christoph Martin Wieland, S. 232–250. Wölfeis überzeugende Darlegungen sind durch den Hinweis zu ergänzen, daß Wieland das Motiv der ‘vertauschten Rollen’ in der Begegnung zwischem Apollo und Daphne bei Shakespeare fand. Vgl. Wielands Übersetzung des „Midsummer Night’s Dream“ (11,3), wo Helena zu Demetrius sagt: „Flieh’, wenn du willst/ Flieh’ nur, so wird sich die Geschichte drehen/ Apollo flieh’n, und Daphne ihn verfolgen.“ (William Shakespeare: Ein St. Johannis Nachts-Traum. Übersetzt von Christoph Martin Wieland <1762>. Zürich 1993 <William Shakespeare: Theatralische Werke in 21 Einzelbänden übersetzt von C. M. W., Band 1>, S. 37.)

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  14. Vgl. Michel Foucault: Sexualität und Wahrheit. Band 2. Der Gebrauch der Lüste. Frankfurt am Main 1986, S. 118 und

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  16. Theodor W. Adorno: Zum Klassizismus von Goethes Iphigenie. In: Th. W. A.: Noten zur Literatur <Ausgabe in einem Band>. Hrsg. v. Rolf Tiedemann. Frankfurt am Main 1981 (stw 355), S. 495–514, hier S. 504. Mit dieser Formel zeigt Adorno unbeabsichtigt, daß in Wielands Texten der Ansatzpunkt für ein Gegenmodell zu der katastrophischen Dialektik der Aufklärung zu erkennen ist, welche die Philosophen der Kritischen Theorie im amerikanischen Exil ausarbeiteten. Vgl. hierzu auch die Ausführungen in der Einleitung dieser Arbeit.

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  17. Horst Steinmetz: Die Komödie der Aufklärung. 3., durchgesehene und bearbeitete Auflage. Stuttgart 1978 (Sammlung Metzler 47), S. 29.

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  18. Der verworfene Titel verweist auf den Zusammenhang zwischen Misanthropie und Melancholie (gemäß der humoralpathologischen Tradition, die von der Antike bis ins achtzehnte Jahrhundert als verbindlich galt). Vgl. zu diesem Aspekt Dieter Borchmeyer: Melancholie und Macht. Schillers „Wallenstein“. Frankfurt/Main 1988, S. 42–62 und

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  19. Hans-Jürgen Schings: Aufklärung und Melancholie. Melancholiker und ihre Kritiker in Erfahrungsseelenkunde und Literatur des 18. Jahrhunderts. Stuttgart 1977, passim.

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  20. Peter Schunck: Zur Wirkungsgeschichte des Misanthrope <1971>. In: Renate Baader (Hrsg.): Molière. Darmstadt 1980 (Wege der Forschung 261). S. 384–405, hier S. 386.

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  21. Bernhard Sorg: Der Künstler als Misanthrop. Zur Genealogie einer Vorstellung. Tübingen 1989 (Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte 51), S. 39.

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  22. Wilfried Barner u.a.: Lessing. Epoche — Werk — Wirkung. 5., neubearbeitete Auflage. München 1987 (Arbeitsbücher zur Literaturgeschichte), S. 267.

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  23. Christoph Martin Wieland: Geschichte des Agathon. <Erste Fassung 1766/67>. Unter Mitwirkung von Reinhard Döhl hrsg. v. Fritz Martini. Stuttgart 1979 (RUB 9933), S. 10.

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  24. Vgl. zur Kritik des Bürgertums in den „Abderiten“ Fritz Martini: Wieland: Geschichte der Abderiten. In: Benno von Wiese (Hrsg.): Der deutsche Roman vom Barock bis zur Gegenwart. 2 Bände. Band 1. Düsseldorf 1963, S. 64–94 und S. 414–417.

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  25. Peter Szondi: Die Theorie des bürgerlichen Trauerspiels im 18. Jahrhundert. Der Kaufmann, der Hausvater und der Hofmeister. Studienausgabe der Vorlesungen I. Hrsg. v. Gert Mattenklott. Mit einem Anhang über Molière von Wolfgang Retkau. Frankfurt am Main 1979 (stw 15), S. 267.

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  26. Vgl. die kritische Analyse der moralisierend-anthropologischen Argumentation Wielands in dessen ‘Staatsroman’ bei Jürgen Fohrmann: Utopie, Reflexion, Erzählung. Wielands Goldner Spiegel. In: Wilhelm Voßkamp (Hrsg.): Utopie-Forschung. Interdisziplinäre Studien zur neuzeitlichen Utopie. 3 Bände. Stuttgart 1982. Band 3, S. 24–49.

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  27. Jean-Jacques Rousseau: Lettre à d’Alembert sur les spectacles. In: J. J. R.: Du contrat social ou Principes du droit politique <et autres écrits politiques>. Paris 1960, S. 150.

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  28. Vgl. Verena Ehrich-Haefeli: Körper und Sprache bei Wieland und Maler Müller. In: Karol Sauerland (Hrsg.): Autorität und Sinnlichkeit. Studien zur Literatur- und Geistesgeschichte zwischen Nietzsche und Freud. Eine internationale Tagung veranstaltet vom Österreichischen Kulturinstitut in Buchotek/Polen 1984. Frankfurt am Main, Bern 1986 (Akten internationaler Kongresse auf den Gebieten der Ästhetik und Literaturwissenschaft 2), S. 237–280.

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  29. Vgl. Michael Hofmann: Friedrich Schiller: Die Räuber. Eine Interpretation. München 1996 (Oldenbourg Interpretationen 79), S. 81–83 und 91–100 sowie den Nachweis einer analogen Problemkonstellation in „Werther“ und „Musarion“ bei Erhart: Beziehungsexperimente.

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  30. Vgl. Sengle: Wieland, S. 205 und Peter Pütz: Christoph Martin Wieland. In: Benno von Wiese (Hrsg.): Deutsche Dichter des 18. Jahrhunderts. Ihr Leben und Werk. Berlin 1977. S. 340–370, hier S. 364.

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Hofmann, M. (1998). Grazie als ästhetische Konstruktion und komisch-kritische Selbstreflexion aufklärerischer Subjektivität: „Musarion“ (1768). In: Reine Seelen und komische Ritter. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04290-3_4

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