Zusammenfassung
Wielands „Erzählungen“ aus dem Jahre 1752, in Tübingen verfaßt und im Erstdruck unter dem Titel „Moralische Erzählungen“ veröffentlicht, zeigen den jungen Autor gänzlich unter dem Einfluß der Empfindsamkeit, wie eine rückblickende Bemerkung aus der Perspektive des Jahres 1797 bestätigt:
Eher möchte sich das Beywort empfindsam (sentimental Tales) für sie geschickt haben, wenn (außerdem, daß dieses Wort durch einen zu häufigen Mißbrauch eine Art von Zweydeutigkeit bekommen hat) ein solcher Titel ihnen nicht ein gewisses air de pretention gegeben hätte, das ihre kunstlose Einfalt und Unschuld gerade so kleiden würde, wie ein Hofgala-Kleid ein ehrliches Landmädchen oder eine Geßnersche Schäferin. (SW Suppl. 2, S. 53; vgl. AA I,1, S. 426)
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Notizen
Vgl. Nikolaus Wegmann: Diskurse der Empfindsamkeit. Zur Geschichte eines Gefühls in der Literatur des 18. Jahrhunderts. Stuttgart 1988, passim.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Phänomenologie des Geistes. Frankfurt am Main 1970 (Theorie Werkausgabe 3), S. 483f.
Vgl. Nikolaus Wegmann: Zurück zu Philologie? In: Jürgen Fohrmann, Harro Müller (Hrsg.): Diskurstheorien und Literaturwissenschaft. Frankfurt am Main 1988 (st 2091). S. 349–364, hier 354f.
Vgl. die kritische Analyse von Peter Uwe Hohendahl: Empfindsamkeit und gesellschaftliches Bewußtsein. Zur Soziologie des empfindsamen Romans am Beispiel von La Vie de Marianne, Clarissa, Fräulein von Sternheim und Werther. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 16.1972, S. 176–207 (mit kritischem Bezug zu Lukács und Hauser).
Vgl. hierzu Niklas Luhmann: Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität. Frankfurt am Main 1982 und
Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psycho-gnetische Untersuchungen. Band I: Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes. Band II: Wandlungen der Gesellschaft. Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation. Frankfurt am Main 1976. Vgl. zu den verschiedenen Formen der ‘Codierung von Intimität’ und zu deren Bedeutung im Rahmen der literarischen Konstruktionen Wielands den Abschnitt „Liebe“ im „Musarion“- Kapitel dieser Arbeit.
Vgl. Hans-Jürgen Schings: Melancholie und Aufklärung. Melancholiker und ihre Kritiker in Erfahrungsseelenkunde und Literatur des 18. Jahrhunderts. Stuttgart 1977.
Wolf Lepenies: Melancholie und Gesellschaft. Frankfurt am Main 1969, S. 86.
Immanuel Kant: Der Streit der Fakultäten. In: Kants Werke. Akademie-Ausgabe. Bd. VII. Berlin 1907/17. Reprint Berlin 1968. S. 1–116, hier S. 55. Das Hamann-Zitat:
J.G. Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. v. Josef Nadler. Wien 1949–1957. Bd. II. Schriften 1758–1763. Wien 1950, S. 164 (der Wortlaut des Zitats: „<...> nichts als die Höllenfahrt der Selbsterkenntnis bahnt uns den Weg zur Vergötterung.“)- Vgl. zum Komplex „melancholischer Pietismus“ Schings: Melancholie und Aufklärung, S. 73–96.
Vgl. zur notwendigen Differenzierung der Rede über ‘den’ Pietismus Gerhard Sauder: Empfindsamkeit. Band I: Voraussetzungen und Elemente. Stuttgart 1974, S. 58–64 und
Michel Godfroid: Le piétisme allemand a-t-il existé? Histoire d’un concept fait pour la polémique. In: Etudes Germaniques 26.1971, S. 32–45.
Vgl. zur Kompatibilität von religiöser Empfindung und Vernunft im achtzehnten Jahrhundert am Beispiel Klopstocks Gerhard Kaiser: Klopstock. Religion und Dichtung. Gütersloh 1963 (Studien zu Religion, Geschichte und Geisteswissenschaft 1), S. 28–122.
Friedrich Georg Klopstock: Briefe 1738–1750. Hrsg. v. Horst Gronemeyer. Berlin, New York 1979 (F. G. K.: Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Begründet von Adolf Beck u.a. Hrsg. v. Horst Gronemeyer u.a. Abteilung Briefe I), S. 20.
Georg Lukács: Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik <1916>. 8. Auflage. Darmstadt, Neuwied 1983 (Sammlung Luchter-hand 36),S.53.
Gudrun Loster-Schneider: Sophie La Roche. Paradoxien weiblichen Schreibens im 18. Jahrhundert. Tübingen 1995 (Mannheimer Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft 26), S. 128.
Wegmann : Zurück zu Philologie? S. 359f.; das Zitat nach Peter Villaume: Ob und in wie fern bei der Erziehung die Vollkommenheit des einzelnen Menschen seiner Brauchbarkeit aufzuopfern sey? In: Johann Heinrich Campe (Hrsg.): Allgemeine Revision des gesamten Schul-und Erziehungswesens von einer Gesellschaft praktischer Erzieher <1785>. Reprint Vaduz 1979. S. 435–607, hier S. 531.
Vgl. vor allem Lothar Pikulik: ‘Bürgerliches Trauerspiel’ und Empfindsamkeit. Köln, Graz 1966 und Karl S. Guthke: Das deutsche bürgerliche Trauerspiel. Stuttgart 1977, S. 32–35.
Hans H. Hiebel: Strukturale Psychoanalyse und Literatur (Jacques Lacan). In: Klaus-Michael Bogdal (Hrsg.): Neue Literaturtheorien. Eine Einführung. Opladen 1990 (WV Studium 156). S. 56–81, hier S. 59.
AAI4, S. 15–21. Nach dieser Ausgabe wird im laufenden Text mit Angabe der Seitenzahl zitiert. Vgl. Hella Jäger: Naivität. Eine kritisch-utopische Kategorie in der bürgerlichen Literatur und Ästhetik des 18. Jahrhunderts. Kronberg/Taunus 1975 (Skripten Literaturwissenschaft 19), S. 61–69.
Peter Szondi: Das Naive ist das Sentimentalische. Zur Begriffsdialektik in Schillers Abhandlung. In: P. S.: Schriften IL Essays: Satz und Gegensatz. Lektüren und Lektionen. Celan-Studien. Anhang: Frühe Aufsätze. Redaktion: Wolfgang Fietkau. Frankfurt am Main 1978, S. 59–105.
Vgl. Iring Fetscher: Rousseaus politische Philosophie. Zur Geschichte des demokratischen Freiheitsbegriffs. 3., überarbeitete Auflage. Frankfurt am Main 1980 (stw 143), S. 34.
(Denis Diderot: Supplément au Voyage de Bougainville, ou Dialogue entre A. et B. sur l’Inconvénient d’attacher des Idées morales à certaines Actions physiques qui n’en comportent pas <sic!>. In: D.D.: Œuvres. Edition établie et annotée par André Billy. Paris 1951 <Bibliothèque de la Pléia-de>, S. 963–1002.) Vgl. auch Wielands spätere Auseinandersetzung mit Rousseau in den essayistischen Schriften und die Reflexion auf die Vorzüge, aber auch die Problematik der empfindsam-naiven Idylle in der „Geschichte des Danischmend“.
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Hofmann, M. (1998). Empfindsamkeit und ästhetisierte Transzendenz: die literarische Darstellung ‘reiner Seelen’ in der Erzählung „Die Unglycklichen“ (1752). In: Reine Seelen und komische Ritter. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04290-3_3
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