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Aspekte der literarischen Form

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Reine Seelen und komische Ritter
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Zusammenfassung

Aus zahlreichen Äußerungen Wielands geht hervor, daß die Bedeutung der literarischen Form für das Verständnis seiner Dichtungen nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Insbesondere die Arbeit an der Ausgabe der „Sämmtlichen Werke“ zeigt den Autor mit einem nie ermüdenden Elan an der Aufgabe des Teilens’ auf der Suche nach einer sprachlichen Gestaltung, die metrischen und stilistischen Ansprüchen ebenso gerecht wird wie dem Inhalt, der gestaltet werden soll. Auf diese Anstrengungen Wielands verwies Goethe in seiner Logenrede auf den verstorbenen Dichter, indem er erklärte:

Denn daß er alles mit eigener Hand und sehr schön schrieb, zugleich mit Freiheit und Besonnenheit, daß er das Geschriebene immer vor Augen hatte, sorgfältig prüfte, veränderte, besserte, unverdrossen bildete und umbildete, ja nicht müde ward, Werke von Umfang wiederholt abzuschreiben, dieses gab seinen Productionen das Zarte, Zierliche, Faßliche, das Natürlichelegante, welches nicht durch Bemühung, sondern durch heitere genialische Aufmerksamkeit auf ein schon fertiges Werk hervorgebracht werden kann.1

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Notizen

  1. Christoph Martin Wieland: Übersetzung des Horaz. Hrsg. v. Manfred Fuhrmann. Frankfurt am Main 1986 (C. M. W.: Werke in zwölf Bänden. Hrsg. v. Gonthier-Louis Fink u.a. Bibliothek deutscher Klassiken», Band 9), S. 383.

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  2. Vgl. vor allem Wolfgang Preisendanz: Die Muse Belesenheit. Transtextualität in Wielands „Neuem Amadis“. In: MLN. German Issue 99, Nr. 3. 1984. Beiträge des Ersten Internationalen Symposions zur Wielandforschung Biberach 1983. Hrsg. v. Lieselotte Kurth-Voigt und John A. McCarthy, S. 539–553 und Burkhard Moenninghoff: Intertextualität im scherzhaften Epos des 18. Jahrhunderts. Göttingen 1991 (Palaestra 293), S. 63–86 (ebenfalls zum „Neuen Amadis“).

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  3. Vgl. hierzu immer noch Hans Jörg Neuschäfer: Der Sinn der Parodie im Don Quijote. Heidelberg 1963 (Studia romanica 5) sowie zusammenfassend zur Intertextualität und zur Parodie bei Cervantes Christoph Strosetzki: Miguel de Cervantes. Epoche — Werk — Wirkung. München 1991 (Arbeitsbücher zur Literaturgeschichte), S. 130–137 und 155–161.

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  4. Vgl. Friedhelm Marx: Erlesene Helden. Don Silvio, Werther, Wilhelm Meister und die Literatur. Heidelberg 1995 (Beiträge zur neueren Literaturgeschichte; Folge 3, Bd. 139), S. 42–50.

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  5. Hans Robert Jauß: Literaturgeschichte als Provokation. Frankfurt am Main 1970 (es 418), S. 176.

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  6. Vgl. zur Notwendigkeit, die rein formalistische Interpretation der Parodie zu überwinden, Winfried Freund: Die literarische Parodie. Stuttgart 1981 (Sammlung Metzler 200), S. 13: „Die Parodie zersetzt exponierte Ideologien, wie etwa die heroische oder faschistische, indem sie diese an symptomatischen, verbal und strukturell fixierten Fundorten aufsucht und die Strukturen zusammen mit der dort in Erscheinung tretenden Ideologie destruiert.“ Daß die Parodie freilich auch in positiver Absicht eine ‘Steigerung’ der Ideologie des Prätextes bewirken kann, belegen die Ausführungen zum „Oberon“. Vgl. auch zur Einbeziehung der Rezeption des parodierten Textes in die theoretische Erfassung der Parodie Theodor Verweyen, Gunther Witting: Die Parodie in der neueren deutschen Literatur. Eine systematische Einführung. Darmstadt 1979, passim. Eine zusammenfassende Darstellung auf der Grundlage der Forschungsdiskussion bietet Beate Müller: Komische Intertextualität. Die literarische Parodie. Trier 1994 (Horizonte 16).

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  7. Karlheinz Stierle: Werk und Intertextualität. In: K. St., Rainer Warning (Hrsg.): Das Gespräch. München 1984 (Poetik und Hermeneutik XI). S. 139–150, hier S. 141.

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  8. Hansjörg Schelle: Einleitung. In: H. Sch. (Hrsg.): Christoph Martin Wieland. Dannstadt 1981 (Wege der Forschung 421). S. 1–31, hier S. 7.

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  9. Vgl. Schiller an Körner 9. Februar 1789 (NA 25, S. 200) und dazu Norbert Oellers: Friedrich Schiller. Zur Modernität eines Klassikers. Hrsg. v. Michael Hofmann. Frankfurt am Main, Leipzig 1996, S. 52–59.

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  10. Jürgen von Stackeiberg: Literarische Rezeptionsformen. Übersetzung, Supplement, Parodie. Frankfurt am Main 1972 (Schwerpunkte Romanistik 1), S. 168.

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  11. Vgl. Hans Robert Jauß: Über den Grund des Vergnügens am komischen Helden. In: Wolfgang Preisendanz, Rainer Warning (Hrsg.): Das Komische. München 1976 (Poetik und Hermeneutik VII). S. 103–132, hier S. 110–116. Wieland veröffentlichte 1783 im „Teutschen Merkur“ eine Rezension zu Blumauers Travestie und darüber hinaus Auszüge aus dem Text. In der Rezension lobt er die Nützlichkeit des Werkes „als Mittel gegen Spleen und Hypochonder“ und erklärt, daß der Text „durch die Vollkommenheit in seiner Art“ durchaus den Beifall der Leser verdiene. Schiller schreibt an Körner am 29.8.1787 mißbilligend über Wieland, daß „Blumauer <…> seine Leidenschaft“ (NA 24, S. 145) sei. In bezug auf die Travestie kehrt sich Schillers und Wielands Verhältnis zu ‘niederen’ literarischen Formen um: Während Wieland im Geiste der Aufklärung die Travestie hochschätzt, beklagt Schiller in „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“ die Tatsache, daß „<…> es Leute giebt, die sich an dem schmutzigen Witz des Herrn B1umauer erbauen und belustigen können.“ (NA 20, S. 460f.)

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  12. Vgl. Erich Rotermund: Die Parodie in der modernen deutschen Lyrik. München 1963. Rotermund betont die schöpferischen Tendenzen der Parodie, wobei er von der im folgenden zu analysierenden Bemerkung Goethes über Wieland ausgeht (!). Vgl. zur Charakterisierung der Parodie auch Jauß: Über den Grund des Vergnügens am komischen Helden, S. 104–106.

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  13. Vgl. hierzu Arno Schmidt: Wieland oder die Prosaformen. In: A. S.: Bargfelder Ausgabe. Werkgruppe II. Dialoge. Studienausgabe Band I/2. Zürich 1990, S. 275–304.

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  14. Vgl. Alfred Behrmann: Einführung in den neueren deutschen Vers. Von Luther bis zur Gegenwart. Eine Vorlesung. Stuttgart 1989. Dort heißt es auf S. 35 über den Blankvers: „Lessing benutzte ihn 1779 im Nathan und verhalf ihm damit zu seiner späteren Stellung als Vers im klassischen Drama.“ Auch wenn diese Aussage von der Rezeptionsgeschichte her zutreffend sein sollte, so ist doch darauf zu verweisen, daß Wieland bereits in den fünfziger Jahren die Verwendung des Blankverses zu hoher Virtuosität brachte.

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  15. Vgl. hierzu Lucie Schädle: Der frühe deutsche Blankvers unter besonderer Berücksichtigung seiner Verwendung durch Chr. M. Wieland. Göppingen 1972 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 43) (gleichzeitig Phil. Diss. Tübingen 1972).

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  16. Wieland an Johann Georg Zimmermann 27. und 28. April 1758 (WBr I, S. 343). Vgl. Dieter Martin: Das deutsche Verspos im 18. Jahrhundert. Studien und kommentierte Gattungsbibliographie. Berlin, New York 1993 (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker; Neue Folge 103 <227>), S. 186f.

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  17. Vgl. Thomas Lautwein: Erotik und Empfindsamkeit. C. M. Wielands „Comische Erzählungen“ und die Gattungsgeschichte der europäischen Verserzählung im 17. und 18. Jahrhundert. Frankfurt am Main u.a. 1996 (Studien zur Neueren Literatur 3), S. 65.

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  18. Hansjörg Schelle: Verserzählung, Neuhochdeutsche. In: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Begründet von Paul Merker und Wolfgang Stammler. 2. Auflage. 4 Bände. Band 1–3 hrsg. v. Werner Kohlschmidt und Wolfgang Moor. Band 4 hrsg. v. Klaus Kanzog und Achim Masser. Redaktion: Dorothea Kanzog. Berlin, New York 1958–1984. Band 4, S. 698–723, hier S. 705.

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  19. Darauf verweist Friedrich Sengle: Wieland. Stuttgart 1949, S. 170.

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  20. Cornelius Sommer: Wielands Epen und Verserzählungen. Form und dichtungstheoretischer Hintergrund. Phil. Diss. Tübingen 1966, S. 118.

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  21. Vgl. Hans Tribolet: Wielands Verhältnis zu Ariost und Tasso. Phil. Diss. Bern 1919, S. 62: „Ohne Zweifel war das Verdienst Wielands um die Hebung der deutschen Dichtersprache und Verskunst grösser, wenn er ihre gründlichen Charakter-Verschiedenheiten gegenüber der italienischen in seinen neuen Strophenbildungen berücksichtigte und sie nicht gewaltsam in ein fremdes Schema zwängen wollte.“

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  22. Es handelt sich hier um eine Anspielung auf Diderots „Entretiens sur le Fils naturel“; vgl. Denis Diderot: Œuvres. Edition établie et annotée par André Billy. Paris 1951 (Bibliothèque de la Pléiade), S. 1223.

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  23. Fritz Martini: Wielands „Oberon“. In: F. M. (Hrsg.): Vom Geist der Dichtung. Gedächtnisschrift für Rudolf Petsch. Hamburg 1949. S. 206–233, hier S. 219.

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  24. Vgl. Klaus Scherpe: Gattungspoetik im 18. Jahrhundert. Historische Entwicklung von Gottsched bis Herder. Stuttgart 1968, der betont, daß für Bodmer und Breitinger das Individuelle der jeweiligen Dichtung und insbesondere die Schilderung von Charakteren im Mittelpunkt ihrer poetologischen Überlegungen stand, und in diesem Zusammenhang erklärt: „Die Deutung der Charaktere lenkte den Blick auf die einzelnen Phänomene der Dichtkunst, ohne daß sich hieraus die Notwendigkeit ergab, diese in Gattungen zusammenzufassen und zu reglementieren.“ (S. 182)

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  25. Johann Gottfried Herder: Sämtliche Werke. Hrsg. v. Bernhard Suphan. Band IV. Berlin 1878. Reprint Hildesheim 1967, S. 184. Vgl. Scherpe: Gattungspoetik, S. 210.

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  26. Jørgensen u.a.: Wieland, S. 112. Vgl. auch Sven-Aage Jørgensen u.a.: Aufklärung, Sturm und Drang, frühe Klassik. 1740–1789. München 1990 (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfangen bis zur Gegenwart, begründet von Helmut de Boor und Richard Newald, Band 6), S. 312–319.

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Hofmann, M. (1998). Aspekte der literarischen Form. In: Reine Seelen und komische Ritter. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04290-3_2

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