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Männerblicke

Geschichte und Ästhetik des Maskulinistischen Diskurses im 20. Jahrhundert

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Zusammenfassung

Es ist gewiß nicht leicht, bei einer so komplexen Untersuchung wie der vorliegenden ein Resümee zu ziehen, zumal sich viele der erworbenen Erkenntnisse einer vereindeutigenden, simplifizierenden Darstellung entziehen. Die eingangs aus Nietzsches Genealogie der Moral (1887) zitierte Warnung „vor der gefährlichen alten Begriffs-Fabelei, welche ein ’reines, willenloses, schmerzloses, zeitloses Subjekt der Erkenntnis’ angesetzt hat” (1984b, 860), soll uns auch in diesen Schlußbemerkungen begleiten. „Es gibt nur ein perspektivisches Sehen, nur ein perspektivisches ’Erkennen”’, so mahnt Nietzsche. „[J]e mehr Augen, verschiedne Augen wir uns für dieselbe Sache einzusetzen wissen, um so vollständiger wird unser ’Begriff’ dieser Sache, unsere ’Objektivität’ sein” (1984b, 861). Am Ende dieser Untersuchung soli daher auch weniger eine auf bloßes ’Faktenwissen’ pochende Zusammenfassung stehen, sondern vielmehr eine Art theoretischer Vorgriff, in dem die historische Phase der Jahrhundertwende in den rezeptionsästhetischen Kontext der nachfolgenden Jahrzehnte eingeordnet wird.

Was ist eigentlich für uns unmöglich zu denken?

Michel Foucault, Die Ordnung der Dinge, 1991, 17

American literature is male. To read the canon of what is currently considered classic American literature is perforce to identify as male.

Judith Fetterly, The Resisting Reader, 1978, xii

If a cultural revolution did indeed begin in the 1890’s, its developed proportions and its essential character are only in our time becoming visible.

John Higham, „The Reorientation of American Culture in the 1890’s”, 1972, 102

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Notizen

  1. Zum (Selbst-) Verständnis der modernen Geschichtsschreibung und zur Bedeutung des Geschichtsbegriffs in verschiedenen Gattungen der Historiographie vgl. Hayden Whites Studie Tropics of Discourse (1978).

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  2. Am Beispiel des Homosexualitätsparadigmas kann gezeigt werden, daß die Dissemination von Begriffen eines Diskurses (’queer’, ’fag’, ’homosexual’, etc.) unsere Wirklichkeitswahrnehmung bis in die Slangsprache hinein tangieren kann. Dieser hohe Disseminationsgrad trägt jedoch nicht notwendigerweise auch zu einer Verbreitung des dazugehörigen Verhaltens bei. Vielmehr bewirkt die Omnipräsenz des Zeichens ’Homosexualiät’ in der westlichen Bilderwelt eine kontinuierliche Legitimierung seines Gegenteils: der heterosexuellen, d. h. ’normalen’ Lebensform. Machtverhälmisse, so lernen wir bei Foucault, existieren zueinander in relationaler Weise: „[Sie] können nur kraft einer Vielfalt von Widerstandspunkten existieren, die in den Machtbeziehungen die Rolle von Gegnern, Zielscheiben, Stützpunkten, Einfallstoren spielen. Diese Widerstandspunkte sind überall im Machmetz präsent. Darum gibt es im Verhältnis zur Macht nicht den einen Ort der Großen Weigerung -- die Seele der Revolte, den Brennpunkt aller Rebellionen, das reine Gesetz des Revolutionärs” (Foucault 1983, 117).

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  3. Elisabeth Bronfen spricht in ihrem Essay über die Repräsentation von ’Weiblichkeit’ in der dominanten westlichen Rhetorik von einer „Nichtkoinzidenz zwischen ’Frauen’ als historischen Subjekten und ’Frau’ als fiktionalem Konstrukt […]. Der Wert der Frau im Netz der kulturellen Repräsentationen besteht darin, gleichsam Telos und Ursprung des männlichen Begehrens und des männlichen Drängens nach Repräsentation zu sein, gleichsam Objekt und Zeichen seiner Kultur und seiner Kreativität” (Bronfen 1995, 410; vgl. Lauretis 1984, 8).

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  4. Der Prozeß der Annäherung von filmischer Wahrnehmung und alltäglicher Wahrnehmung läßt sich als wechselseitig charakterisieren. Christian Metz, Stephen Heath und andere haben in ihren Studien gezeigt, daß die vom Kino evozierten Realitätserfassungsvorgänge in vielen Punkten denen des Unterbewußtseins entsprechen. So lassen sich die Mechanismen, die im freudianischen Sinne die Relation zwischen dem Traum und dem Unbewußten konstituieren, auch auf die Mechanismen des Films übertragen. Vgl. die Essays von Stephen Heath, Christian Metz, Rosalind Coward und Claire Johnston in der ersten Ausgabe des Edinburgh Magazine (1977) und die Spezialausgabe von Screen über „Psychoanalysis and Cinema” (16, 2, Summer 1975).

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  5. Wie Robert Scholes in „Reading Like a Man” ausgeführt hat, lassen sich viele aus anderen Epochen stammende Texte heutzutage auch deshalb so leicht ’alternativ’ lesen, weil uns inzwischen ein fundiertes ’Wissen’ an Informationen über diese Texte (und über ihre ’Funktion’) zur Verfügung steht. So wenig es einen ’idealen Leser’ gibt, kann es ein ’ideales Lesen’ geben, das vom Text vorbestimmt ist und unweigerlich in einer bestimmten Weise ablaufen muß. „Our reading”, schreibt Scholes, „is inevitably erroneous and always more or less anachronistic” (1987, 205). Jegliche Form des Lesens, so wissen wir spätestens seit Norman Hollands spektakulärer Studie 5 Readers Reading (1975a), ist also immer auch ein mis-reading (vgl. Holland 1975b, 813–822). „Readers”, folgert Scholes, „are constituted differently and different readers perceive different features of the same texts” (1987, 206). Das Erkennen dieser Wirkungszusammenhänge sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß im Akt des Lesens (aber auch im Akt der kulturellen Produktion von Texten) durchaus bestimmte Lesestrategien vor anderen privilegiert werden können, da gerade sie den Zugang zum Text am besten, am plausibelsten oder am ’nützlichsten’ zu erschließen scheinen. So ist zwar ein Teil des Leseerlebnisses bereits festgeschrieben, ein anderer Teil jedoch höchst unberechenbar und instabil (vgl. Scholes 1987, 206).

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Brandt, S.L. (1997). Männerblicke. In: Männerblicke. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04285-9_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04285-9_7

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-45190-3

  • Online ISBN: 978-3-476-04285-9

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