Zusammenfassung
Dieser Abschnitt hat Tragödien zum Gegenstand, in denen eine Figur ihr eigenes Leben “opfert”. “Opfern” ist in gewisser Hinsicht doppeldeutig, denn nicht immer handelt es sich um die altruistische Hingabe des eigenen Lebens für andere (wie in den Phoenissae oder in der Iphigenia Aulidensis), sondern auch um ein nahezu rituelles Opfer eines Menschenlebens für eine Gottheit (so z.B. in der Hecuba). Zuweilen fällt beides zusammen, wie z.B. in den Heraclidae. Ein Sonderfall ist der Tod des Eteokles in den Septem, auf den in dem betreffenden Kapitel näher eingegangen werden wird. Fast immer aber findet eine Entscheidung statt — mit der Ausnahme der Alcestis. in der gezeigt wird, was in den anderen Tragödien fast überhaupt nicht thematisiert ist: die Konsequenzen für das Leben derjenigen, die von dem Opfertod profitiert haben. In der Alcestis wird im Nachhinein zwar nicht die Entscheidung der Alkestis, wohl aber die Entscheidung des Admet, das Opfer anzunehmen, diskutiert. Insofern läßt sich sagen, daß in allen Stücken Entscheidungsprozesse zu finden sind.
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Notizen
S. Bacon [1964, S.27]: “Amphiaraus, who does not wish to seem but to be ἄριστoϛ, has no device on his shield.”
Anders Loraux [1993, S.50]: “Kühnheit und Ausdauer” verhülfen Alkestis dazu, rühmlich zu sterben. Sie bezieht sich [S.98 A.63] auf die Verse 462, 623f. und 741, wo von rarjvai bzw. rdAµri die Rede ist. Diese Termini reichen meiner Ansicht nach — vor allem angesichts ihrer zwei Bedeutungen des “Wagens” und des “Erduldens” — nicht dazu aus, Tapferkeit als prominenten Bestandteil von Alkestis’ Sterben zu postulieren.
S. Müffelmann [1965, S.160]: “Die alten Vorstellungen von κλέoϛ, τιµή, καλóv und ἄριστov haben für ihn an Glanz verloren.”
Lesky [1964, S.203]; s.a. Strohm [1957, S.138]: “Es war ganz unrichtig, aus dieser Szene charakterologische Schlüsse zu ziehen — Agamemnon der Ehrgeizling, Menelaos der Weiberknecht -; dies bleibt Vordergrund.”
S. Atnmendola [1959, S.116 zu 1255–58]: “io pur amando i miei figli intendo i casi in cui conviene la (“degni di”) pietà e quelli in cui no”.
S. Neitzel [1980, S.65]: “Wer wird Agamemnons Behauptung glaubwürdig finden, Iphigenie müsse unter allen Umständen einem Griechenland geopfert werden …, von dem er selbst gerade gesagt hat …, es sei einem krankhaften Kriegsrausch und Kriegswahn … verfallen …?”
S. O’Connor-Visser [1987, 5.23]: “Such behaviour is not expected from a woman, though it is compulsory for a nobleman.”
Rabinowitz [1993, S.44] stellt fest; “The priggish, egotistic soldier gains heroic stature from her example.”
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Wißmann, J. (1997). Vom aktiven zum passiven Heroismus. In: Motivation und Schmähung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04284-2_6
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