Zusammenfassung
Bei der Beleuchtung der Bruckner-Rezeptionsgeschichte zwischen 1930 und 1938 wurden verschiedene Perspektiven eingenommen, um die vielfältigen, mit dem Komponisten in Zusammenhang stehenden Ereignisse und ihre Auswirkungen darzustellen. Ein Blick auf die Entwicklung der Bruckner-Gesellschaft etwa mußte zwangsläufig „Vereinsgeschichte“ einbeziehen, da sie die Bruckner-Rezeption zu einem großen Teil steuerte und prägte. Einen anderen Horizont eröffneten die Einsichten in die Entstehung der Gesamtausgabe: es zeigte sich, daß ihre Geschichte eine Fülle von Fragen, Problemen und Widersprüchen aufwirft. Hinzu trat die Beobachtung des politisch-historischen Geschehens und die damit verbundenen Interessen an Bruckner, die von den Verehrern einerseits, von den „Kulturpolitikern“ andererseits verfolgt wurden. Die Interessen beider überschnitten sich zwar in vielen Punkten — auch deshalb, weil manche „Kulturpolitiker“ zu den Bruckner-Verehrern zählten —, jedoch, wie sich nach 1938 erkennbarer als zuvor herausstellen sollte, gab es auch Differenzen.
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Endnotes
Vgl. H. Killer, Berliner Kunstwochen 1940.
Vgl. H.J. Moser, Geschichte der deutschen Musik, 21928: Zimmermann half Moser „bei der Jagd nach wirklich entbehrlichen Fremdwörtern“ (siehe Vorwort).
Vgl. M. Auer, Anton Bruckner. Sein Leben undWerk (1941), S. 270, 443.
Vgl. I. Sarlay, Hitlers Linz. Die Stadtplanung von Linz an der Donau 1938–1945: Kulturelle und wirtschaftliche Konzeptionen, Planungsstellen und Winschaftspläne, und ders., Baukunst im Dritten Reich — Hitlers Linz. Die Stadtplanung von Linz an der Donau 1938–1945/2. Teil: Städtebauliche Detailplanung und Architektur.
Vgl. dazu auch E. Schmutz, Studien zur Linzer Musikgeschichte vor und nach 1945; Kreczis Darstellung der Ereignisse in St. Florian ist nicht unumstritten geblieben. Während der feierlich angelegten Präsentation des Buches 1986 in Graz (umrahmt von geistlicher Chormusik Bruckners) fand eine Demonstration statt. In einem Leserbrief der Zeitung Präsent vom 23. Oktober 1986 schrieb E. Steinacker: „Der Wunsch des Buches,,unseren Führer‘ wenigstens als kulturellen Unternehmer unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Objektivität zu rehabilitieren, ist unverkennbar.“ Vgl. auch die Rezension des Buches von W. Kirsch, in: Die Musikforschung 42, 1989, S. 182–184.
Volksstimme, 13. März 1941, Nr. 72, S. 1f.; vgl. R.G. Reuth, Goebbels. Eine Biographie, 31995, S. 470f.: Während Goebbels… von seinem Ministerium am Wilhelmsplatz aus den Propagandakrieg gegen England koordinierte, hielt sich Hitler wochenlang auf dem Berghof auf. Erst am 12. März in Linz anläßlich der Drei-Jahres-Feier des,Anschlusses‘ sah ihn Goebbels wieder. Davor hatte der Propagandaminister im Rathaus der Stadt Modelle und Zeichnungen für deren Umbau… besichtigt und war hinaus nach Leonding gefahren, wo er einen Kranz am Grabe von Hitlers Eltern niedergelegt hatte“.
Vgl. D. Härtwig, Die Dresdner Philharmonie, 21989, S. 51. Das „affirmative Wesen der Kunst“ sei angesichts dessen, „wozu die Realitit sich auswuchs… zum Unerträglichen geworden“, schrieb dazu unter anderem Theodor W. Adorno in der Ästhetischen Theorie (101990, S. 10) und gab damit zu verstehen, daß die Kunst ihre politische Vereinnahmung nicht unbeschadet überstanden habe. Ist aber der Kunst, der Musik, die Schuld an ihrer Benutzbarkeit zu geben? Oder sind nicht vielmehr jene, die die Musik für bestimmte Zwecke bereitstellten und konditioniert waren, die Zwecke zu beschönigen, in die Verantwortung zu nehmen?
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Brüstle, C. (1998). Organisierte Verehrergemeinden. Die Deutsche Bruckner-Gesellschaft. In: Anton Bruckner und die Nachwelt. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04283-5_5
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