Zusammenfassung
Mit dem Kopfkino wählt Fichte ein Schreibmodell, das vorrangig auf die Metaphorik der Bildlichkeit setzt und zwar in der zeitgenössischen Form des Kinos. Es läßt an Bilder und Leinwand denken, nicht an Schrift oder Buch — ein Schreibmodell mithin, das auf die Zeit reagiert und die Herausforderung durch die visuellen Medien annimmt. Das Kino als die Kunst des 20. Jahrhunderts — und es wird ihm kein weiteres vergönnt sein — versieht das Schreibmodell mit einem Zeitstempel, dem Prägedatum einer Münze vergleichbar. Doch über die allgemeine kulturelle Praxis einer Zeit hinaus fließen in das Kopfkino konkrete und unterschiedliche Erfahrungen Fichtes im Umgang mit Bildern, und das meint mit den Fotografien Leonore Maus ein. Einen Zusammenhang mit den Fotocollagen, die Fichte zu Beginn der 60er Jahre für sein Theaterstück Ödipus auf Håknäss5 aus Fotografien Leonore Maus anfertigte, und deren Beschreibung er — wie bereits im Kapitel II ausgeführt — an den Anfang der Geschichte der Empfindlichkeit stellt, legt Fichte in dem Roman Der kleine Haupthahnhof nahe.
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Anmerkungen
Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. (Ausgabe in zehn Bänden). Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1979. S. 3966.
Hubert Fichte: Ödipus auf Håknäss. Frankfurt/M.: Fischer, 1992. Mit einem Nachwort von Hartmut Böhme.
Vgl. Hartmut Böhme: Hubert Fichte — Riten des Autors und Leben der Literatur. Stuttgart: Metzler, 1993. S. 300.
Vgl. die Biographie von Jim Haskins: James Van DerZee — The Picture Takin’ Man. Trenton NJ: Africa World Press, 1991. Dieses Buch ist erstmals 1978 erschienen. In demselben Jahr wurde auch das große Fotobuch James van der Zees The Harlem Book of the Dead veröffentlicht.
Alexandre Astruc: Die Geburt einer neuen Avantgarde: die Kamera als Federhalter. In: Christa Blümlinger, Constantin Wolff (Hrsg.): Schreiben Bilder Sprechen — Texte zum essayistischen Film. Wien: Sonderzahl, 1992. S. 199/200.
Eine ausführliche Interpretation des Buchs bieten: Torsten Teichert: »Herzschlag aussen« — die poetische Konstruktion des Fremden und des Eigenen im Werk von Hubert Fichte. Frankfurt /M.: Fischer, 1987, S. 275–310. Sowie: Hartmut Böhme, a.a.O. S. 367–405.
In: Franca Faidini (Hrsg.): Pier Paolo Pasolini — Lichter der Vorstädte — die abenteuerliche Geschichte seiner Filme. Hofheim: Wolke, 1986. S. 127.
Vgl. Aleida Assmann: Zur Metaphorik der Erinnerung. In: Aleida Assmann, Dietrich Hardt (Hrsg.): Mnemosyne — Formen und Funktionen der kulturellen Erinnerung. Frankfurt/M.: Fischer, 1991. S. 13–35.
Dieter E. Zimmer: Genauigkeit, ein Versteck — Gespräch mit Hubert Fichte. Abgedruckt in: Thomas Beckermann (Hrsg.): Hubert Fichte — Materialien zu Leben und Werk. Frankfurt/M.: Fischer, 1985. S. 89. Dabei handelt es sich um jenes Interview, das Fichte in Explosion als »Fake« entlarvt. Interessant ist noch, daß Fichte die Frage Zimmers zunächst nur mit »Empfindsamkeit« beantwortet hat und erst auf seine briefliche Bitte, doch jene Leser zu berücksichtigen, »die an einen bestimmten, ziemlich vergangenen, historischen Stil denken, wenn sie »Empfindsamkeit« hören« (Explosion, 223), die weitere Erklärung hinzufügte.
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Braun, P. (1997). Die Fotocollagen. In: Die doppelte Dokumentation. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04281-1_8
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