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Zusammenfassung

Die Jahre 1933 bis 1945, in denen Kurt Weill wie zahlreiche andere Künstler vor der nationalsozialistischen Diktatur die Flucht ins US-amerikanische Exil antrat, waren zugleich prägende Jahre für die Radiolandschaft in den USA. Aus vergröberter Sicht repräsentieren die Eckdaten dieser Periode die Etablierung des Radios als Massenmedium sowie seinen Bedeutungsverfall durch das Aufkommen des Fernsehens, wie er sich Mitte der vierziger Jahre zumindest abzuzeichnen begann. Wenn man also von einer goldenen Ära des amerikanischen Rundfunks spricht, dann mag dieser Zeitraum in etwa dem Kernstück der Epoche entsprechen. Der gleiche Zeitraum steht jedoch auch für eine Phase in den USA, die Barbara Zuck als »the final flowering of musical Americanism in all its aspects« bezeichnet hat.1 Mit der Besinnung auf nationale Ideale und der Loslösung von europäischen Einflüssen erwies sich dieser isolationistische »Americanism« als das genaue Gegenteil zum Amerikanismus europäischer Prägung, der in den zwanziger Jahren Liberalität und Aufbruchsstimmung symbolisiert hatte.2 Vor diesem — noch näher zu beleuchtenden — Hintergrund soll im folgenden untersucht werden, in welcher Weise Kurt Weill nach seiner Ankunft in den USA sich den amerikanischen Rundfunk als Betätigungsfeld erschließen konnte. Die relativ geringe Zahl seiner Rundfunkkompositionen scheint in einem Mißverhältnis zu seinem unermüdlichen Enthusiasmus für das Massenmedium zu stehen.

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Notizen

  1. Barbara A. Zuck, A History of Musical Americanism (= Studies in Musicology 19), Ann Arbor 1980, S. 91.

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  2. Vgl. etwa Giselher Schuberts Vortrag, Amerikanismen und Amerika: Hindemith und die ›Neue Welt‹, gehalten auf der Konferenz Paul Hindemith in the U.S.A. an der Yale University am 21. Oktober 1995.

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  3. Dazu gehörten die Westinghouse Electric and Manufacturing Corporation, General Electric und die American Telephone & Telegraph Company (AT&T). Auf Wunsch und mit Unterstützung der Bundesregierung hatten diese Unternehmen 1919 die Radio Corporation of America (RCA) gegründet, um drahtlose Übertragungstechnik und deren Patente in amerikanischer Kontrolle zu halten. Siehe Erik Barnouw, A History of Broadcasting in the United States, Bd. 1: A Tower in Babel: To 1933, New York 1966, S. 57–61 u. 72f.

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  4. Zur Entwicklung des frühen amerikanischen Radios siehe Susan Smulyan, Selling Radio. The Commercialization of American Broadcasting 1920–1934, Washington/London 1994.

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  5. Im New Grove Dictionary of American Music (1986), Artikel Broadcasting, S. 297, heißt es: »through this weekly series […] hundreds of thousands of schoolchildren were introduced to symphonic and other concert music.« Theodor W. Adorno hingegen nahm Damroschs Sendereihe der »gewürdigten Musik« als Negativbeispiel eines falschen musikalischen Bewußtseins, aus dem er die Idee des strukturellen Hörens entwickelte. Theodor W. Adorno, Der getreue Korrepetitor, in: Gesammelte Schriften, hg. von Rolf Tiedemann, Bd. 15, Frankfurt a.M. 1976, S. 159 passim.

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  6. Henry Cowell, Trends in American Music (1933), in: American Composers on American Music. A Symposium, hg. von dems., Neuaufl. New York 1962, S. 13.

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  7. Bradley H. Short, American Radio Opera: 1928–1971, unveröffentl. Master’s Thesis, University of North Carolina, Chapel Hill 1986, S. 103.

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  8. Davidson Taylor, To Order, For Radio, in: Modern Music 14, H. 1 (Nov./Dez. 1936), S. 13.

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  9. Daß die Sendung nicht nur vom Bildungsbürgertum verfolgt wurde, belegte dabei eine Zuschrift aus Ohio, die das Werk folgendermaßen beschrieb: »first part fast means work. second part quite [sic] means lunch, third part fast, work, fourth part quite going home from work.« Vgl. Goddard Lieberson, Over the Air in: Modern Music 15, H. 1 (Nov./Dez. 1937), S. 53.

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  10. Der Stoff — ein Revolutionskämpfer aus Venezuela, der in den Dschungel fliehen muß und dort eine tragische Romanze mit einem Mädchen erlebt, das, von jeglicher Zivilisation unberührt, mit allen Tieren und Pflanzen des Dschungels vertraut ist — interessierte auch Weill einige Zeit für eine Bühnenfassung. Siehe David Drew, Kurt Weill. A Handbook, Berkeley 1987, S. 422.

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  11. Weills Rundfunkarbeit in der Weimarer Zeit wird ausführlich behandelt bei Nils Grosch, Die Musik der Neuen Sachlichkeit, Phil. Diss., Freiburg 1997 (Druck i.V.), Kapitel 4; an dieser Stelle gilt mein herzlichster Dank Herrn Grosch, der mir freundlicherweise seine Arbeit zur Verfügung stellte. Zu Weills französischen Radioarbeiten vgl. den Beitrag von Pascal Huyn im vorliegenden Band.

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  12. R. LeRoy Bannerman, Norman Corwin and Radio. The Golden Years, mit einem Vorwort von Erik Barnouw, o. O. [Tuscaloosa] 1986, S. 47.

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  13. Norman L. Corwin, Years of the Electric Ear. Norman Corwin interviewed by Douglas Bell (= The Directors Guild of America Oral History Series 13), Metuchen (N.J.) 1994, S. 36.

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  14. Burgess Meredith, So Far, So Good. A Memoir, Boston 1994, S. 62.

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  15. King John wurde in der englischen Literatur häufig thematisiert, u.a. in verschiedenen Balladen (auch Robin-Hood-Balladen), Dramen (Shakespeare, The Life and Death of King John) und Kinderbüchern (A. A. Milne [1882–1956], King John’s Christmas). Das Bild des Schreckensherrschers basiert auf Chroniken von Roger of Wendover und Matthew Paris aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, deren Glaubwürdigkeit — insbesondere was die Schilderung von Greueltaten anbetrifft — in jüngerer Zeit angezweifelt wurde. Vgl. Wilfred Lewis Warren, King John, London 1961, rev. Aufl. Berkeley 1978.

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  16. Brief Weills an Lenya, 17. September 1941: »Norman Corwin was very enthusiastic about my idea and wants to do it, but he is completely tied up with radio for another 6 weeks. Then he wants to start. I have a feeling he would be fine to work with. He is a real poet and very much on my line and full of ideas — but it will be hard to get him away from his other projects.« Speak Low (When you speak love): The Letters of Kurt Weill and Lotte Lenya, hg. von Lys Symonette und Kim H. Kowalke, Berkeley und Los Angeles 1996, Brief Nr. 214, S. 275.

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  17. Brief Corwins an Weill, 8. Januar 1942. Zit. nach: Arthur J. Langguth (Hg.): Norman Corwin’s Letters, New York 1994, S. 63.

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  18. Siehe Ronald Sanders, The Days Grow Short. The Life and Music of Kurt Weill, New York 1983, S. 344f., und Drew, Handbook, S. 349. Charles MacArthur (1895–1956) war Journalist, Theater- und Drehbuchautor und Produzent; Olin Downes (1886–1955) war Musikkritiker der New York Times von 1924–55.

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  19. Vgl. John Graziano, Musical Dialects in »Down in the Valley«, in: Kowalke (Hg.), A New Orpheus. Essays on Kurt Weill, New Haven 1986, S. 297–319.

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  20. Kurt Weill, Wo liegt der Fehler? Künstlerische und wirtschaftliche Voraussetzungen der Hörspielproduktion [1929], in: Kurt Weill, Musik und Theater. Gesammelte Schriften, hg. von Stephen Hinton und Jürgen Schebera, Berlin 1990, S. 287.

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Nils Grosch Joachim Lucchesi Jürgen Schebera

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Juchem, E. (1998). Kurt Weill und die Radiokunst in den USA. In: Grosch, N., Lucchesi, J., Schebera, J. (eds) Emigrierte Komponisten in der Medienlandschaft des Exils 1933–1945. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04278-1_4

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