Zusammenfassung
“Humor ohne Versöhnung” — diese Formel, hinter die eigentlich ein Fragezeichen gehört, ist der nicht ganz wörtliche Nachklang einer Äußerung von Theodor Wiesengrund Adorno über die “Unhelden” in Samuel Becketts Fin de Partie: “Das wurde aus Humor, nachdem er als ästhetisches Medium veraltet ist und widerlich, ohne Kanon dessen, worüber zu lachen wäre; ohne einen Ort von Versöhnung, von dem aus sich lachen ließe; ohne irgendetwas Harmloses zwischen Himmel und Erde, das erlaubte, belacht zu werden.”1
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Endnoten
Th. W. Adorno, “Versuch, das Endspiel zu verstehen”, in: Aufsätze zur Literatur des 20. Jahrhunderts I, Frankfurt a.M. 1972, S. 188 f.
S. Beckett, Fin de partie. Endspiel, Frankfurt a.M. 1972, S. 46–52.
S. Beckett, Watt, Paris 1968, S. 26.
F. Kafka, Gesammelte Werke, hg. v. M. Brod, Erzählungen, Frankfurt a.M. 1976, S. 130.
R. Cohn, Samuel Beckett: The Comic Gamut, New Brunswick, New Jersey 1962, S. 287.
Th. W. Adorno, “‘Erpreßte Versöhnung’. Zu Georg Lukács: ‘Wider den mißverstandenen Realismus’” (1958), in: Th. W. Adorno, Noten zur Literatur II, Frankfurt a.M. 1970, S. 186.
Einen methodisch und sachlich anderen Weg der Analyse von Körperlichkeit im Werk Becketts beschreitet H. Breuer, Samuel Beckett. Lernpsychologie und leibliche Determination, München 1972.
Vgl. von W. Preisendanz den Artikel über den Humor in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, hg. v. J. Ritter, Damstadt 1974. Hier: Bd. 3, S. 1231.
Jean Paul, Vorschule der Ästhetik, in: Werke, Bd. V, München 1967, S. 125.
Zur Subjektkonstitution vgl. die sehr hilfreiche Publikation von M. Bernard, Samuel Beckett et son sujet. Une apparition évanouissante, Paris 1996.
S. Beckett, Murphy, Paris 1965, S. 156.
R. Descartes, Oeuvres et lettres, hg. v. A. Bridoux, Paris 1953, S. 148.
H. Bergson, Le rire. Essai sur la signification du comique, Paris 1947, S. 19.
S. Freud, Psychologische Schriften, Studienausgabe Bd. IV, Frankfurt a.M. 1970, S. 177.
E. Auerbach, Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur, Bern 1959, vgl. S. 178, 208, 264.
Vgl. Dante, Die Göttliche Komödie, übers. v. F. Frh. v. Falkenhausen, Frankfurt a.M. 1974, Bd. I., S. 174 f.
Beckett, Traum von mehr bis minder schönen Frauen, Frankfurt a.M. 1996.
M. Bachtin, Literatur und Karneval. Zur Romantheorie und Lachkultur, München 1969.
M. Bachtin, Die Ästhetik des Wortes, hg. v. R. Grübel, Frankfurt a.M. 1979, S. 343.
Vgl. G. Henninger, “Zur Genealogie des Schwarzen Humors”, in: Das Groteske in der Dichtung, hg. v. O. F. Best, Darmstadt 1980, S. 124–137: “Absurdität ist demnach für schwarzen Humor unabdingbar. Das zeigt sich schon bei der Betrachtung des Ausdrucks selbst, der eher Bild als Begriff zu sein scheint. “Schwarz” bedeutet für uns soviel wie Trauer, Verzweiflung, Tod, auch Sünde, das Böse und überhaupt alles Widrige; “Humor” hingegen Versöhnung mit Widrigem, Unlust Erregendem, durch den Affekt des Lachens. Schwarzer Humor ist aber als Humor unversöhnlich, als Lachen Verzweiflung […] Die Funktion, durch Lachen zu befreien, wandelt er in die, durch eine Lache zu schockieren, wobei die düstere Doppelbedeutung des Wortes durchaus am Platze ist. Insofern könnte man ihn geradezu als uneigentlichen, pervertierten Humor bezeichnen, als Kunst, das Lachen zu töten.” (S. 129)
W. Kayser, Das Groteske. Seine Gestaltung in Malerei und Dichtung, Oldenburg 1961, S. 38.
Beckett, Mercier et Camier, Paris 1970, S. 91.
Vgl. auch R. Breuer, “Rückbezüglichkeit in der Literatur: Am Beispiel der Romantrilogie von Samuel Beckett”, in: Die erfundene Wirklichkeit, Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben? Beiträge zum Konstruktivismus, hg. v. P. Watzlawick, München 1991, S. 138–158. Zum Solipsismus vgl. S. 154f.
Vgl. hierzu auch R. Endres, Am Anfang war die Stimme. Zu Samuel Becketts Werk / Essays, Reinbek bei Hamburg 1986. Für unseren Zusammenhang vgl. besonders das Kapitel “‘1st das die wahre Liebe?’ — Literatur und Sexualität in Becketts Werk”, S. 50ff.
S. Beckett, Malone meurt, Paris 1963, S. 112.
E. Lobsien, “Körperchiasmus: Descartes/Merleau-Ponty/Beckett”, in: Menschengestalten: Zur Kodierung des Kreatürlichen im modernen Roman, hg. v. R. Behrens/R. Galle Würzburg 1995, S. 25–28.
In der französischen Fassung steht: “Drôle de gestation” (Malone meurt, S. 208); die deutsche Variante, die auf dem Wortspiel ‘kosmisch — komisch’ beruht, verstärkt die Ironie zusätzlich (Malone stirbt, Frankfurt a.M. 1977, S. 147).
Freud, “Der Humor” (1927), in: Psychologische Schriften, S. 282.
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Schmeling, M. (1997). Humor ohne Versöhnung — Körpersprache in Becketts Erzählwerk. In: Brockmeier, P., Veit, C. (eds) Komik und Solipsismus im Werk Samuel Becketts. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04269-9_4
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