Zusammenfassung
Anders als an den meisten deutschen Universitäten gehört im angelsächsisch-irischen Raum das Studententheater zum festen Bestandteil der philologischen Ausbildung. Als zur Aufführung bestimmte Gattung bleibt das Drama hier für die Studenten nicht nur in seinem literarischen Substrat begriffene Lektüre, sondern wird lebendiges Theater. Als Georges Pelorson französischer Austauschlektor am Trinity College in Dublin ist, inszeniert er mit seinen Studenten — bzw. mit der Modern Language Society — Pierre Corneilles heroische Tragödie Le Cid. Dabei geht es jedoch nicht um den Originaltext, sondern in Zusammenarbeit mit Bekkett wird eine Parodie auf dieses Hauptwerk im Kanon der französischen Klassik erstellt. Im Februar 1931 kommt die Gemeinschaftsarbeit von Pelorson und Beckett unter dem Titel Le Kid (engl. ‘das Kind, der Bursche’) auf die Bühne des Peacock Theatre und erzeugt mit ihrer Komik bitteres Lachen im Publikum. John Fletcher und John Spurling zitieren Auszüge aus einer durchaus wohlmeinenden Rezension der Aufführung in der College-Zeitung: “Le Kid […] made us laugh […] with a rather bitter laughter, and it was not at Corneille we were laughing.”1 Die Literatursatire entwickelt ihre eigene Komik, der Prätext wird sekundär in dieser Studentenaufführung.
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Endnoten
J. Fletcher u. J. Spurling, Beckett: A Study of His Plays, London 21978, S. 128.
Th. W. Adorno, “Versuch, das Endspiel zu verstehen”, in: ders., Noten zur Literatur II, Frankfurt a.M. 1961, 1973, S. 188.
W. Hildesheimer, “Über das absurde Theater”, in: ders., Das Ende der Fiktionen: Reden aus fünfundzwanzig Jahren, Frankfurt a.M. 1984, S. 14.
Ebd. S. 10.
Ebd. S. 15. Vgl. die Quellenangaben S. 271: “‘Das moderne absurde Theater’, Rede, gehalten am 4.8.1960 auf der 10. internationalen Theaterwoche der Studentenbühnen in Erlangen.”
W. Iser, Die Artistik des Mißlingens: Ersticktes Lachen im Theater Becketts, Heidelberg 1979.
M. Esslin, The Theatre of the Absurd, Harmondsworth/ Mdx., 1968, S. 23f.
Ebd., S. 329.
H. Mayer, “Grabbe und die tiefere Bedeutung”, Akzente 12, 1965, S. 79–95, thematisiert S.94 f. die Absurdität von Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, kennt aber noch nicht den Begriff eines Theaters des Absurden: “Wir […] halten uns an die Absurdität seiner Lustspielwelt, weil sie für uns keineswegs Absurdität bedeutet. Liegt das an der Absurdität, an den antagonistischen, offenbar weder durch Utopie noch durch formaldialektische Synthese ‘auflösbaren’ Widersprüchen unserer Zeit?”
M. Kesting, “Samuel Beckett: Endgame, Endzeit und Schädelprojektion”, in: Englisches Drama von Beckett bis Bond, hg. v. H. F. Plett, München 1982, S. 50–75.
Krapp wird mit Charlie Rivel, Charles Chaplin u.a. verglichen von B. Henrichs, “Samuel Beckett: Das letzte Band”, in: Zeit-Bibliothek der 100 Bücher, hg. v. F.J. Raddatz, Frankfurt a.M. 1980, S. 424–428.
S. Beckett, Das letzte Band/Krapp’s Last Tape/La dernière bande, Frankfurt a.M. 1980, S. 51. Nach dieser Ausgabe wird im folgenden zitiert.
M. Kamann, Epigonalität als ästhetisches Vermögen: Untersuchungen zu Texten Grabbes und Immermanns, Platens und Raabes, zur Literaturkritik des 19. Jahrhunderts und zum Werk Adalhert Stifters, Stuttgart 1994, S. 20.
Vgl. L. E. Harvey, Samuel Beckett: Poet and Critic, Princeton/NJ 1970, S. 229.
Vgl. auch J. Knowlson, “Notes on the Text”, in: Samuel Beckett, Krapp’s Last Tape: A Theatre Workbook, hg. v. dems., London 1980, S. 27, 25 u. 28.
Vgl. R. Warning, “Elemente einer Pragmasemiotik der Komödie”, in: Das Komische (Poetik und Hermeneutik Bd. 7), hg. v. W. Preisendanz u. R. Warning, München 1976, S. 313.
E. Kern, The Absolute Comic, New York 1980. Hier geht es vor allem um eine “juxtaposition of the farcical and the tragic, the sacred and the profane” (S. 107) in Waiting for Godot. Krapp’s Last Tape wird nicht erwähnt.
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Brunkhorst, M. (1997). Scherz, Satire, Ironie und Tiefere Bedeutung in Krapp’s Last Tape. In: Brockmeier, P., Veit, C. (eds) Komik und Solipsismus im Werk Samuel Becketts. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04269-9_3
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