Zusammenfassung
Im vorherigen Kapitel wurde eine philosophische Untersuchung der afrikanischen Kulturen vorgenommen. Dabei wurden vor allem die grundlegenden Strukturunterschiede zwischen den authentischen bzw. autochtonen Kulturen Afrikas einerseits und denen des Abendlandes andererseits hervorgehoben. Beide Kulturtraditionen haben dennoch gemeinsam, daß sie organisierte Gesellschaften mit autoritären Machtstrukturen aufweisen. Nach Rousseau ist die Bildung einer Gesellschaft das Resultat einer langen Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Ausgehend davon läßt sich folgern, daß nicht nur die Europäer, wie Rousseau glaubte, sondern auch die Afrikaner kulturellen Veränderungen im Laufe der Geschichte unterworfen waren. Selbst in den traditionellen Gesellschaften waren die hierarchischen Herrschaftsstrukturen, das Privateigentum und die sonstigen sozialen Organisationsformen bekannt. Seit der westlichen Kolonisation sind leider viele neue wirtschaftliche und sozio-politische Verhältnisse hinzugekommen, die die Ungleichheit unter den Afrikanern verstärkt haben. Angesichts dieser dramatischen Entwicklungen stellt sich die Frage, inwieweit die gegenwärtigen Staaten Afrikas reformiert werden können, um die bestehenden Ungleichheitsverhältnisse abzuschaffen. Im folgenden soll nun geprüft werden, ob mit Rousseaus Lehre vom Gesellschaftsvertrag eine Abhilfe in Afrika geschaffen werden kann.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Endnoten
Vgl. J.-J. Rousseau: Les confessions, in : Oeuvres complètes, hrsg. von B. Gagnebin und M. Raymond, Paris 1959, Bd. 1, Buch X, S. 516 f.
J.-J. Rousseau: Discours sur l’économie politique, in: Oeuvres complètes, a.a.O., Paris 1964, Bd. III, S. 241.
Mehr Details dazu, siehe bei R. Derathé: Jean-Jacques Rousseau et la science poltitique de son temps, Paris 1950; J. C. Hall: Rousseau. An introduction to his political philosophy, London und Basingstoke 1973.
K. Jaspers: Die geistige Situation der Zeit, Berlin 1960, S. 75.
C. Rihs: Les Philosophes utopistes. Le mythe de la cité communautaire en France au XVIIIe siècle, Paris 1970, S. 37.
Näheres dazu F. Eboussi Boulaga: Christianisme sans tétiche. Révélation et domination. Paris 1981.
Am Beispiel der Beti-Stämme Kameruns untersucht Laburthe-Tolra das Wesen des Monotheismus in Afrika. Vgl. P. Laburthe-Tolra: Initiation et sociétés secrètes au Cameroun. Essai sur la religion beti, Paris 1985, S. 20 ff.
Siehe Samir Amin: Le Développement inégal. Essai sur les formations sociales du capitalisme périphérique, Paris 1973;
D. Senghaas: Peripherer Kapitalismus. Analysen über Abhängigkeit und Unterentwicklung, Frankfurt/M. 1974.
Vgl. D. Senghaas, a.a.O., S. 32 ff; A. G. Frank: Abhängige Akkumulation und Unterentwicklung, 1. Aufl., Frankfurt/M. 1980. S. 212 ff.
Einzelheiten bei D. Senghaas: Dissoziation und autozentrierte Entwicklung. Eine entwicklungspolitische Alternative für die Dritte Welt, in: Ders. (Hrsg.): Kapitalistische Weltökonomie. Kontroversen über ihren Ursprung und ihre Entwicklungsdynamik, Frankfurt/M. 1980, S. 376–412.
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Mabe, J.E. (1997). Rousseaus Kulturkritik und die Entwicklungen in Afrika. In: Die Kulturentwicklung des Menschen nach Jean-Jacques Rousseau. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04266-8_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04266-8_5
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-45171-2
Online ISBN: 978-3-476-04266-8
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)