Zusammenfassung
Während der Belagerung von Mainz 1793 macht sich Goethe Aufzeichnungen, die er aber bald entmutigt abbricht. Seinem Freund Friedrich Jacobi gesteht er: “Es gehört dazu mehr Commerérage und Kannegießerei als ich aufbringen kann und was ists zuletzt? alles was man weiß und gerade das worauf alles ankommt darf man nicht sagen.”1 Vordergründig zeigt Goethe Bedenken, das fragwürdige Verhalten der Feld-zugsteilnehmer, insbesondere der politisch-militärischen Führung, bloßzulegen. Doch er denkt nicht nur an die Zensur. Unmittelbar zu opponieren, entspricht weder seinem Naturell noch seinem künstlerischen Anspruch. Er schwankt zwischen der aufklärerischen Forderung, beschreibend näher an die augenblickliche Wirklichkeit heranzurükken — und dem Wunsch, in einem Werk Konstanten zu zeigen, die über den Augenblick hinausdeuten. Er verfügt noch nicht über den Stil, der der gestellten Aufgabe gemäß wäre.
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Notizen
H. Blumenberg, Arbeit am Mythos, Frankfurt a. M. 1979, S. 591.
H. G. Gadamer, Goethe und die Philosophie, Leipzig 1949, S. 28.
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Seitz, E. (1996). Drang zur Autobiographie. In: Talent und Geschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04264-4_2
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