Zusammenfassung
„Mendelssohns Musikästhetik“: So sollte diese Arbeit ursprünglich betitelt sein. Obwohl der endgültige Titel etwas bescheidener geriet, mag es gewagt erscheinen, ausgerechnet die Musikanschauung eines Komponisten zu untersuchen, der die Ästhetiker und Kunsttheoretiker seiner Zeit größtenteils verachtete und sich zeit seines Lebens weigerte, zu seiner Musik oder gar seiner Musikanschauung öffentlich Stellung zu nehmen. Dennoch erscheint es sinnvoll, bei einem Komponisten, der im Verlauf der musikwissenschaftlichen Rezeption als Romantiker, Klassizist, romantischer Klassizist, klassizistischer Romantiker oder gar Manierist bezeichnet worden ist, intensiver auf die eigenen Aussagen des Komponisten zu ästhetischen Fragen einzugehen, daneben aber auch auf die literarische, ästhetische und musiktheoretische Bildung, auf mögliche Lehrer und sonstige Einflüsse, überhaupt auf das familiäre und soziale Umfeld des Komponisten, um so in einem möglichst weit gesteckten Rahmen den Versuch einer Einordnung und Bewertung zu unternehmen.
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Notizen
So räumt schon Hegel in seinem Vorwort zur Ästhetik ein: „Wir wollen es deshalb bei dem Namen Ästhetik bewenden lassen, weil er als bloßer Name für uns gleichgültig und außerdem einstweilen so in die gemeine Sprache übergegangen ist, daß er als Name kann beibehalten werden. Der eigentliche Ausdruck für unsere Wissenschaft ist ‚Philosophie der Kunst‘ und bestimmter ‚Philosophie der schönen Kunst‘.“ Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik. Hrsg. von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. 3 Bde., Frankfurt a. M. 1970/1986 (Werke, Bde. 13–15) [Hegel Ästhetik], Bd. 1, S. 13.
Friedhelm Krummacher, Mendelssohn — der Komponist. Studien zur Kammermusik für Streicher. München 1978 [Krummacher 1978], S. 61.
Vgl. Hermann Kretzschmar, I. Kants Musikauffassung und ihr Einfluß auf die folgende Zeit. In: Ders., Aufsätze aus den Jahrbüchern der Musikbibliothek Peters, Leipzig 1911 (Gesammelte Aufsätze, Bd. 2), S. 242–256 [Kretzschmar 1911].
Vgl. Carl Dahlhaus, Die Idee der absoluten Musik. Kassel/Basel 21987 [Dahlhaus 1987], S. 12ff.
Eduard Hanslick, Vom Musikalisch-Schönen. Leipzig 1854; Repr. Darmstadt 1991 [Hanslick Vom Mus. SchÖnen], S. 20.
Im Vorwort zu Felix Mendelssohn Bartholdy, Briefe. Hrsg. von Rudolf Elvers. Frankfurt 1984 [Mendelssohn Elvers], S. 14.
Vgl. J. Rigbie Turner, Mendelssohn’s letters to Eduard Devrient: filling in some gaps. In: R. Larry Todd (Hrsg.), Mendelssohn Studies, Cambridge 1992, S. 200–239 [Turner 1992], S. 200–202.
Felix Mendelssohn Bartholdy, Briefe aus den Jahren 1830 bis 1847. Hrsg. von Paul und Carl Mendelssohn Bartholdy. Leipzig 51882 (Ausgabe in einem Band von: Reisebriefe aus den Jahren 1830 bis 1832, Leipzig 1861 und Briefe aus den Jahren 1833 bis 1847, Leipzig 1863) [Mendelssohn Briefe]; Sebastian Hensel, Die Familie Mendelssohn 1729–1847. Nach Briefen und Tagebüchern. 2 Bde., Berlin 1879 u.ö. (hier zitiert nach der 15. Auflage, Berlin 1908) [Hensel]; daneben erschienen im 19. Jahrhundert als größere Sammlungen noch die Briefe an Eduard Devrient (in Eduard Devrient, Meine Erinnerungen an Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Briefe an mich. Leipzig 1869 [Devrient]), Ferdinand Hiller (Ferdinand Hiller, Felix Mendelssohn Bartholdy. Briefe und Erinnerungen. Köln 1874 [Hiller Briefwechsel]), Julius Schubring (Briefwechsel zwischen Felix Mendelssohn Bartholdy und Julius Schubring, zugleich ein Beitrag zur Geschichte und Theorie des Oratoriums. Hrsg. von Julius Schubring. Leipzig 1892 [Schubring Briefwechsel]), Ferdinand David (in Julius Eckardt, Ferdinand David und die Familie Mendelssohn-Bartholdy. Leipzig 1888 [Eckardt]) und Ignaz und Charlotte Moscheies (Felix Mendelssohn Bartholdy, Briefe an Ignaz und Charlotte Moscheies. Hrsg. von Felix Moscheies. Leipzig 1888 [Moscheles]).
Z.B. Felix Mendelssohn Bartholdy, Briefwechsel mit Legationsrat Karl Klingemann. Hrsg. von Karl Klingemann. Essen 1909 [Klingemann] und Bref till Adolf Fredrik Lindblad fran Mendelssohn […] och andra. Hrsg. von L. Dahlgren. Stockholm 1913 [Lindblad Briefe].
Die wichtigsten sind Mendelssohn Elvers; Felix Mendelssohn Bartholdy, Briefe einer Reise und Lebensbild. Hrsg. von Peter Sutermeister. Zürich 1958 [Mendelssohn Reisebriefe] (obwohl teilweise wesentlich gekürzt);
Felix Mendelssohn Bartholdy, Briefe aus Leipziger Archiven. Hrsg. von Hans-Joachim Rothe und Reinhard Szeskus. Leipzig 1972 [Mendelssohn Leipz. Arch.];
Ein tief gegründet Herz. Der Briefwechsel Felix Mendelssohn Bartholdys mit Johann Gustav Droysen. Hrsg. von Carl Wehmer. Heidelberg 1959 [Droysen].
Im Jahr 1968 erschien der erste Band einer von Rudolf Elvers begonnenen, aber leider nicht fortgesetzten Gesamtausgabe der Mendelssohn-Briefe: Felix Mendelssohn Bartholdy, Briefe an deutsche Verleger. Hrsg. von Rudolf Elvers. Berlin 1968 [Mendelssohn Verleger]. Mittlerweile wird im Rahmen der Neuen Leipziger Mendelssohn-Gesamtausgabe eine vollständige Edition aller Briefe durch Dr. Rudolf Elvers (Berlin) vorbereitet; das Erscheinen des ersten Bandes ist für 1997 angekündigt.
Devrient, Schubring Briefwechsel; Julius Schubring, Erinnerungen an Felix Mendelssohn Bartholdy. In: Daheim 2 (1866), S. 373–376 [Schubring Erinnerungen]; Hiller Mendelssohn.
Adolf Bernhard Marx, Erinnerungen aus meinem Leben. 2 Bde., Berlin 1865 [Marx Erinnerungen].
Johann Christian Lobe, Gespräche mit Felix Mendelssohn. In: Fliegende Blätter für die Musik 1/5 (1866), S. 280–296 [Lobe Gespräche].
Vgl. Gerhard Dietel, „Eine neue poetische Zeit“. Musikanschauung und stilistische Tendenzen im Klavierwerk Robert Schumanns. Kassel/Basel 1989;
Leon B. Plantinga, Schumann as Critic. New Haven 1967, Repr. New York 1976;
Thomas Alan Brown, The Aesthetics of Robert Schumann. New York 1968;
Arnfried Edler, Robert Schumann und seine Zeit. Laaber 1982, S. 64–115 et passim; Ders., Aphoristik und Novellistik. Versuch über das Private in Schumanns Klaviermusik. In: Musica Privata. Die Rolle der Musik im privaten Leben. Festschrift zum 65. Geburtstag von Walter Salmen, hrsg. von Monika Fink, Rainer Gstrein und Günter Mössmer, Innsbruck 1991, S. 201–214.
Krummacher 1978, S. 58–77 und 484–495; damit zusammenhängende Überlegungen in Friedhelm Krummacher, Klassizismus als musikgeschichtliches Problem. In: Report of the Eleventh Congress Copenhagen 1972, hrsg. von Henrik Glahn, Søren Sørensen und Peter Ryom, Kopenhagen 1975, Bd. 2, S. 518–526 [Krummacher 1975]; Ders., Mendelssohns Late Chamber Music: Some Autograph Sources Reconsidered. In: Mendelssohn and Schumann. Essays on Their Music and Its Context, hrsg. von Jon W. Finson und R. Larry Todd, Durham, N.C. 1984, S. 71–84 [Krummacher 1984].
Etwa in Eric Werner, Mendelssohn. Leben und Werk in neuer Sicht. Zürich/Freiburg 1980 [Werner 1980], S. 89–106 („Umhegte Jugend“) und S. 157–165 („Romantiker und ‚Neutrale‘ in den Musikachsen Europas“);
auch Walther Vetter, Die geistige Welt Mendelssohns. In: Vermächtnis und Verpflichtung. Festschrift für Franz Konwitschny zum 60. Geburtstag. Leipzig 1961, S. 38–52 [Vetter 1961].
Z.B. Rudolf Elvers, Über das „Berlinsche Zwitterwesen“. Felix Mendelssohn Bartholdy in Briefen über Berlin. In: Preussen. Dein Spree-Athen. Beiträge zur Literatur, Theater und Musik in Berlin. Hrsg. von Hellmut Kühn. Hamburg 1981, S. 173–188 [Elvers 1981];
Judith Silber Ballan, Marxian programmatic music: a stage in Mendelssohn’s musical development. In: R. Larry Todd (Hrsg.), Mendelssohn Studies. Cambridge 1992, S. 149–161 [Silber 1992];
Elfriede Glusman, Taubert und Mendelssohn: Gegensätzliche Haltungen zu Dichtung und Musik. In: Felix Mendelssohn Bartholdy, hrsg. von Gerhard Schumacher, Darmstadt 1982 (Wege der Forschung 494), S. 219–228 [Glusman 1982];
Christa Jost, Mendelssohns Lieder ohne Worte. Tutzing 1988 (Frankfurter Beiträge zur Musikwissenschaft 14) [Jost 1988];
R. Larry Todd, „Gerade das Lied wie es dasteht“. On Text and Meaning in Mendelssohn’s Lieder ohne Worte. In: Musical Humanism and its Legacy. Essays in Honor of Claude V. Palisca, hrsg. von Nancy K. Baker und Barbara R. Hanning, Stuyvesant 1992, S. 355–379 [Todd 1992/2] und John Michael Cooper, Words Without Songs? Of Texts, Titles, and Mendelssohn’s Lieder ohne Worte. In: Musik als Text: Bericht über den 19. Kongreß der Gesellschaft für Musikforschung, Freiburg im Breisgau 1993, hrsg. von Hermann Danuser. In Vorbereitung [Cooper 199X].
So etwa Donald Mintz, Mendelssohn and Romanticism. In: Studies in Romanticism 3 (1964), S. 216–224 [Mintz 1964];
Arnd Richter, Beethoven, Mendelssohn, Hegel und Marx. Zur Poetik der Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“. In: NZfM 149 (1988), S. 18–23 [Richter 1988].
Leon Botstein, The Aesthetics of Assimilation and Affirmation: Reconstructing the Career of Felix Mendelssohn. In: R. Larry Todd (Hrsg.), Mendelssohn and His World, Princeton 1991, S. 5–42 [Botstein 1991]; Ders., Songs Without Words: Thoughts on Music, Theology, and the Role of the Jewish Question in the Work of Felix Mendelssohn. In: The Musical Quarterly 77 (1993), S. 561–578 [Botstein 1993].
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Schmidt, T.C. (1996). Einleitung. In: Die ästhetischen Grundlagen der Instrumentalmusik Felix Mendelssohn Bartholdys. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04259-0_1
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