Exkurse über einige frühe Instrumentalwerke Čajkovskijs (1873–75)

Zusammenfassung

Es bleibt zu erwägen, wodurch die allenthalben beobachteten formalen und thematischen Veränderungen im Kopfsatz von Čajkovskijs 4. Sinfonie F-Moll op. 36 zustandegekommen sein könnten; Aufschluß hierüber läßt sich dabei nicht allein aus der Beschäftigung mit der Gattung Sinfonie gewinnen. Folgende Hypothese kann vorab formuliert werden: Zwischen 1873 und 1876 kam es zu einer “Wechselwirkung” zwischen verschiedenen Gattungen, die vorläufig damit endete, daß der Komponist in seiner 4. Sinfonie versuchte, Sinfonie und Charakterstück miteinander zu vermitteln. Bereits in der 3. Sinfonie D-Dur op. 29 verzichtete der Komponist im ersten Kopfsatz auf “national” anmutende, folkloristische Themen. Statt dessen entwickelte Čajkovskij das Hauptthema motivisch unmittelbar aus der Introduktion heraus. Gleichzeitig sind in Čajkovskijs 3. Sinfonie—die einzige, die in einer Durtonart steht,—stufenweise charakterliche Veränderungen zu beobachten: Die düster-getragene Atmosphäre des Trauermarsches in der Introduktion macht einem hell und feierlich timbrierten Hauptthema Platz.