Zusammenfassung
Philologisches werde ich Ihnen, meine Damen und Herren, nicht bieten können. Nur den Gang durch das verschüttet geglaubte Labyrinth einer mit Gewinn gescheiterten Beziehung zu einem Autor, natürlich jenem, dessen hier kenntnisund liebreich gedacht wird — Hans Henny Jahnn. Ich muß mehr als 25 Jahre zurückgehen, bis ich zu meiner ersten Begegnung mit ihm komme, es war das Stück Armut, Reichtum, Mensch und Tier, dessen Titel mich entzückte — ich weiß nicht mehr, in welchem Theater ich es gesehen und voll Geduld und Zugewandtheit nicht verstanden hatte. Anders die Medea — damals gab es einen etwas fragwürdigen editorischen Versuch, Sammelbände mit den verschiedenen literarischen Umsetzungen großer Gestalten anzubieten — also alle Iphigenien, alle Heiligen Johannen, alle Oreste in jeweils einem Band zu versammeln: So war es auch den Medeen geschehen, die von Jahnn gefiel mir in manchem besser als die anderen. Der Autor war damals noch nicht lang genug tot, als daß einem seine Person ins Olympische entzogen schien — auch war es keine gesellschaftliche Schande, ihn nicht zu kennen oder ihm zögernd gegenüberzustehen. Ich hatte damals das Gefühl, für diesen Dichter könnte ich mir mit dem Kennenlernen noch viel Zeit lassen.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1996 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Demski, E. (1996). Wissen, wo man hingehört. Bericht über eine frühe Leseerfahrung. In: Böhme, H., Schweikert, U. (eds) Archaische Moderne. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04249-1_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04249-1_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-45153-8
Online ISBN: 978-3-476-04249-1
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)