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Hans Sachs und der Diskurs der Hypoliteralität

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Zusammenfassung

Wir haben bisher in einer historisch-systematischen Betrachtung versucht, die Konstituenten einer Übergangskultur herauszuarbeiten, die den Vermittlungsort zwischen einer noch stark oral bestimmten Kultur der begrenzten Literalität und der literalen Kultur der Moderne einnimmt. Wir haben dabei kommunikative Institutionen und Techniken im Zuge eines kulturhistorischen Wandlungsprozesses betrachtet, der auch tiefgreifende Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten der kommunizierenden Individuen hatte. Als entscheidende Übergangsepoche, in der einerseits noch die Bedingungen von Oralität und begrenzter Literalität wirksam sind, andererseits aber bereits der Horizont einer modernen Schriftkultur aufscheint, hat sich die Epoche der Hypoliteralität erwiesen.

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Endnoten

  1. Vgl. Eichler (1904), 7 und 117, der auch die folgende, auf Sachs gemünzte Einschätzung Johann Georg Gressels aus dem Jahre 1717 abdruckt: “Ein Tropf, der ein schlechtes Hochzeitsgedicht verfaßt hat, wird an dem Lallen gemessen.”

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  2. Vgl. Glier (1970), 235, die darauf aufmerksam macht, daß die genaue Quelle dieses wohl verbreiteten “ebenso riütrenden wie gewaltsamen” Reimes bis heute nicht eruiert werden konnte. “Aufschlußreich sind aber zwei völlig verschiedene Kontexte, in denen er u.a. auftaucht. Der eine ist ein anonymes Lied aus den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts. Hier dient der Reim als Motto und — wie anderwärts in dieser Zeit — eher dazu, Hans Sachs verächtlich zu machen — als den Repräsentanten einer altväterischen und unbeholfenen Reimschmiedekunst von vorgestern. Der andere Kontext stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, es ist Richard Wagners Oper ‘Die Meistersinger von Nürnberg.”

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  3. Klein (1988), 25 bezieht sich in dieser Zusammenfassung auf die »Teutschen Volksbücher« von Görres (1925).

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  4. Dietrich-Bader (1972), 25. Vgl. dazu auch Holzberg (1976), 111, der die in diesem Zusammenhang angeführten “sittengeschichtlichen Betrachtungen”, die die sozialhistorischen und ideologischen Voraussetzungen der “Tendenzdramatik” des 16. Jahrhunderts erhellen sollen, zu Recht kritisiert. “Anscheinend ohne jede Kenntnis geschichtlicher Zusammenhänge wird hier mit erstaunlicher Naivität in knappen Zügen etwa folgendes Bild gezeichnet: einer hoffnungslosen Sittenverrohung des Spätmittelalters wird als eine Art deus ex machina der Moralist Luther gegenübergestellt (21: “Da tritt Luther auf”), der ein Heer von “überkonfessionell” und “überpolitisch” orientierten Streitern für seine Allerwettsethik — darunter auch Hans Sachs — auf den Plan ruft.”

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  5. Vgl. Müller (1985), 45 und Glier (1970), 239: “Über das Publikum verraten die Protokolle (des Rates, C.E.-J.) fast nichts, nur einmal werden — sogar im Zusammenhang mit Hans Sachs — besonders theaterlüsterne ‘erbern frauen und jungfrauen’ erwähnt. Aber wir dürfen wohl annehmen, daß sich das Publikum aus allen sozialen Gruppen der Stadt zusammensetzte.”

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  6. Dies läßt sich aus dem — wahrscheinlich parallel zum »Decameron« begonnenen lateinischen Hauptwerk des Boccaccio, »De casibus virorum illustrium« (1983), Vol. IX. entnehmen; vgl. Bertelsmeier-Kierst (1988), 120 ff

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  7. Müller (1985), 70. Die Autorin bezieht sich hier auf die Beobachtung von Moser (1976), 184, daß — verstärkt seit dem 16. Jahrhundert — vorgängige Verstehensmuster ihre Verbindlichkeit verlieren und damit erst die Notwendigkeit auftritt, das Dargestellte zu legitimieren, das Gemeinte zu erklären. Geht Moser davon aus, daß der durch die Reformation bedingte Funktionsverlust der Fastnacht auch zu einem solchen der Fastnachtsspiele geführt habe, daß man also erst seit Sachs von einem ‘weltlichen Fastnachtsspiel’ ausgehen könne, so charakterisiert Müller (1985), 69 diesen Vorgang als “Teil jenes umfassenden Rationalisierungsprozesses der okzidentalen Kultur, der durch die ‘Entzauberung der Welt’ (Weber) gekennzeichnet ist, die nicht nur die religiösen Sinnstrukturen ergreift, sondern jede Form allgemein verpflichtender, materialer Weltinterpretation.”

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Epping-Jäger, C. (1996). Hans Sachs und der Diskurs der Hypoliteralität. In: Die Inszenierung der Schrift. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04245-3_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04245-3_5

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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  • Online ISBN: 978-3-476-04245-3

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