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Zusammenfassung

Zum Abschluß der detaillierten Untersuchung der Argumente und des musikkritischen Vokabulars der Parteien, sowie der Aufarbeitung der kunst- und geschichtstheoretischen, mentalitätsgeschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe der Querelle des Lullistes lassen sich viele interessante Neuansätze im Musikdenken der Zeit konstatieren. Diese erschließen sich allerdings erst bei einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema, da es — wie zu Beginn der Untersuchung erläutert — keinen geschlossenen Quellenbestand zum kunsttheoretischen Denken der Ramisten gibt.1 Hierin unterscheidet sich die Querelle des Lullistes von der nachfolgenden Querelle des Bouffons. Im Buffonistenstreit wurden mit der tragédie lyrique und der Opera Buffa bzw. den daran orientierten neuen französischen Bühnenwerken — wie dem Devin du Village von Rousseau — zwei extrem unterschiedliche Opernkonzepte gegeneinandergestellt, die sich auf der einen Seite auf die doctrine classique und auf der anderen Seite auf die Sprach- und Musiktheorie Rousseaus beziehen ließen. Mit Blick auf die hervorragende Quellenlage im Buffonistenstreit läßt sich aus der Sicht des heutigen Musikhistorikers die Querelle des Bouffons als die Phase der französischen Musikgeschichte beschreiben, in der die Konzeption der klassischen tragédie lyrique am fundiertesten kritisiert wurde. Im Gegensatz dazu hat mancher Zeitgenosse Rameaus im vergleichenden Rückblick auf die beiden so ungleichen Auseinandersetzungen der Querelle des Lullistes eine größere Bedeutung eingeräumt als der Querelle des Bouffons.

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Notizen

  1. Vgl. zur Beschreibung der “dynamischen Elite” o. S. 173f.; vgl. zu den reformerischen Schriften über die Innenpolitik, Réné Louis, Marquis d’Argenson, Politische Schriften (1737), hg. und kom. v. H. Hömig, München 1985;

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  2. Th. Schleich, Aufklärung und Revolution. Die Wirkungsgeschichte Gabriel Bonnot de Mablys in Frankreich 1740–1914, Stuttgart 1981. Die komplizierte und heterogene Zusammensetzung der in der Querelle engagierten Gruppen ist kein Sonderfall der Kunstkritik. Ähnliche Schwierigkeiten ergeben sich auch z.B. beim Versuch einer soziologischen Analyse der Mitarbeiter der Encyclopédie;

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  3. vgl. R. Darnton, Glänzende Geschäfte. Die Verbreitung von Diderots Encyclopédie oder: Wie verkauft man Wissen mit Gewinn?, engl. Cambridge 1979, dt. Berlin 1993, S. 26f.; Darnton zieht die Schlußfolgerung, daß das Engagement für eine bestimmte Sache die Enzyklopädisten quer zu allen sozialen Gruppen vereinigt. Dies läßt sich m. E. auf die musikalischen Auseinandersetzungen übertragen.

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  4. Vgl. B. Cannone, Philosophies de la musique, S. 38f.; Art. “Buffonistenstreit”, in: Riemann Musiklexikon, Sachteil, Mainz 1967, S. 129; Neues Handbuch der Musikwissenschaft, Bd. 5, Laaber 1985, S. 184–87, hier wird sehr deutlich polarisiert, mit den Enzyklopädisten auf der italienischen — und mit Ramisten und Lullisten auf der französischen Seite. Die widersprüchliche Aussage, die Lettre sur Omphale sei eine Eloge auf Rameau wird nicht näher geklärt. Der New Grove Dictionnary of Music and Musicians differenziert soweit, daß von Seiten der Enzyklopädisten Rameau auffällig aus der Diskussion herausgehalten wird. Immanent entsteht der Eindruck, daß dies auf die Platée zurückzuführen sei; vgl. A Whittall, Art. “Bouffons, Querelle des”, in: New Grove Dictionnary, Bd. 3, S. 96f. Der New Grove Dictionnary of Opera, Bd. 3, 1992, S. 1198ff., hält sich von polarisierenden Darstellungen fern und bietet ein sehr differenziertes Bild. Am deutlichsten setzt sich der Artikel von Denise Launay zum Buffonistenstreit im Dictionnaire de la musique en France aux XVIIe et XVIHe siècle von der traditionellen Sicht der Rolle Rameaus ab. Er wird als eine Ausnahme in der Auseinandersetzung beschrieben, dessen Genie und Kompositionen bei aller sonst herrschenden Polemik von keiner Partei in Zweifel gezogen worden wären; D. Launay, Art, “Bouffons (Querelle des)”, in: Dictionnaire de la musique en France aux XVIIe et XVIIIe siècle , hg. v. M. Benoît, Paris 1992, S. 92f.

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  5. In den Beiträgen zur Querelle des Bouffons sind gleich zwei kurze Zusammenfassungen der Auseinandersetzungen zwischen Lullisten und Ramisten zu finden. Beide stammen von gemäßigten Anhängern der italienischen Seite und bewerten Rameaus Rolle in der französischen Musikgeschichte als sehr positiv; Lettre critique et historique sur la Musique Françoise, la Musique Italienne et les Bouffons, Paris, Februar 1753, S. 7ff.; in D. Launay, La Querelle des Bouffons, 3 Bde. Genf 1973, I/455f.; J. Le Rond d’Alembert, De la liberté de la Musique, Paris o. J., S. 387ff., Launay, III/2207.

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  6. Pygmalion wird am 14. Jan. 1752 wieder in den Spielplan aufgenommen, vgl. P. M. Masson, “La Lettre sur Omphale”, in: Revue de Musicologie, 24 (1945), S. 1–19.

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  7. Vgl. zum Überblick über die “politische Systemkrise”, W. Mager, Frankreich vom Ancien Régime zur Moderne, Stuttgart 1980, S. 215ff.; vgl. zur Geschichte der Auseinandersetzungen um die Bulle Unigenitus, die 1713 vom Papst erlassen wird, ebd., S. 134f. Eine genaue Übersicht über die Interdependenzen zwischen der verfassungspolitischen Krise und den Etappen der Querelle des Bouffons gibt Elisabeth Cook, The Operatic Ensemble in France, 1673–1775, Diss., University of East Anglia 1989, S. 76–126.

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  8. Vgl. zu dieser Interpretation der Querelle des Bouffons, S. Sacaluga, “Diderot, Rousseau et la querelle musicale de 1752. Nouvelle mise au point”, in: Diderot Studies, IX (1968), S. 133–73, S. 153–62;

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  9. W. Weber, “La musique ancienne in the waning of the Ancien Régime”, in: Journal of modern History, 56 (1984), S. 58–88, S. 78ff.; E.Cook, The Operatic Ensemble, S. 94.

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Klingsporn, R. (1996). Zusammenfassung. In: Jean-Philippe Rameaus Opern im ästhetischen Diskurs ihrer Zeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04243-9_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04243-9_5

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-45147-7

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