Zusammenfassung
Kaum eine Spur durchzieht das Werk Hubert Fichtes so deutlich wie die des Blutes. Ergänzt durch die Fotobände von Leonore Mau zu den Büchern über die afroamerikanischen Religionen — Xango und Petersilie —, bleiben die Texte und Bilder blutüberströmter Körper im Gedächtnis haften. Das rituelle Blutbad, um dessen beschreibende Erforschung es unter anderem geht, betrifft hier zuerst und vor allem den Kopf. Es ist die symbolische Überschwemmung des Bewußtseins, das hinabfließende Blut, das zum Schließen der Augen zwingt. „Ich trage dich wie eine Wunde auf der Stirn, die sich nicht schließt …” Das Benn-Zitat als Motto der Geschichte der Nanā verknüpft den Blutschwall, der die Objektivität unterbricht, mit der Mutterfigur. Nach den reflexartig geschlossenen Augen, im Moment der temporären Blindheit, stellt sich der Geschmack von Blut im Mund ein. Ob dies nun das eigene Blut oder das fremde ist, läßt sich kaum unterscheiden — zumal nach der Geburt, wenn der Körper des Kindes noch gezeichnet ist vom Blut der Mutter und mit der Abnabelung die Gemeinsamkeit zweier Blutbahnen erst noch zertrennt werden muß. Die Bilder von den blutigen Körpern bei den rituellen Blutbädern, die fester Bestandteil einer inszenierten Wiedergeburt sind, erinnern an diesen Moment kurz nach der Entbindung.
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Notizen
Paul Sabatier: Das Leben des heiligen Franz von Assisi, deutsche Ausgabe, Berlin 1897, S. 217.
Thomas Beckermann (Hg.): Hubert Fichte. Materialien zu Leben und Werk, Frankfurt am Main 1985, S. 318.
Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur (1930). In: Ders.: Abriß der Psychoanalyse. Das Unbehagen in der Kultur. Neuausgabe, Frankfurt am Main 1972, S. 96.
Ambrosius Schneider: Und sie folgten der Regel St. Benedikts, Köln 1981, S. 9.
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Tiling, N. (1995). Die blutigen Hände von Maubec Ein Motiv zwischen literarischer Erinnerung und ihren biographischen Schauplätzen: Schrobenhausen, Lacoste und Ganagobie. In: Böhme, H., Tiling, N. (eds) Medium und Maske. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04238-5_14
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