Zusammenfassung
Hugo von Hofmannsthals Elektra ist seit ihrer Uraufführung am 30. Oktober 19031 der Gegenstand kontroverser und oft miβverständlicher Deutung gewesen. Die zeitgenössische Kritik sah in diesem Werk vor al-lem die Hysterisierung und Orientalisierung des griechischen Stoffes auf den Bahnen der Psychoanalyse2. Obwohl die Hofmannsthal-Forschung gerade zu diesen Punkten schon seit langem mindestens divergierende Erklárungen geliefert hat3, wirkten doch die negativen Urteile der ersten Kritiker lange, ja bis in die jüngste Zeit nach. Ich darf dafür zwei Altphilologen nennen: Ludwig Voit (1967)4 und Wilhelm Schmid, der 1940 im III. Band der groβen griechischen Literaturgeschichte folgendes schreibt5: “Daβ Elektra, die im antiken Drama von Erotik völlig unberührt bleibt, schlieβlich noch in den Strudel der Psychoanalyse gerissen und als Exempel für die Lehre vom verdrängten Geschlechtstrieb dramatisch-mu-sikalisch ausgeschlachtet worden ist (H. v. Hofmannsthals Elektra 1903, komponiert von R. Strauss), war vielleicht das grausamste Schicksal, das über die unglückliche Jungfrau kommen konnte. Aus der edlen, aber tief leidenschaftlichen Heldin ist hier eine ekelerregende hysterische Närrin gemacht worden für ein Publikum von Triebmenschen.”
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Notizen
Vgl. etwa die Zitate bei W. Jens: Hofmannsthal und die Griechen, Tübingen 1955, 49, 73f., 152–155 (fortan: Jens). Die m.W. letzte und konsequenteste Deutung in dieser Richtung gibt E.M. Butler: Hofmannsthals ‘Elektra’ — A Graeco-Freudian Myth, in: J. Warburg Inst. 2 (1938–39), 164–175.
R. Strauss — H. v. Hofmannsthal: Briefwechsel. Ges.ausg. ..., hg. v. Willi Schuh, Zurich 1964, 17 (fortan: Briefwechsel).
Editor information
Copyright information
© 1998 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Newiger, HJ. (1998). Hofmannsthals Elektra und die griechische Tragödie. In: Newiger, HJ. (eds) Drama und Theater. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04231-6_9
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04231-6_9
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-45135-4
Online ISBN: 978-3-476-04231-6
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)