Zusammenfassung
Unter den ‘traditionellen Formen’ verstehe ich - ohne die Frage zu stellen, wie weit diese Bezeichnung berechtigt ist - Parodos, Agon und Parabase. Dabei wird man beim epirrhematischen Agon nach Zielinski und Geizer1 und bei der Parabase nach Sifakis nicht bestreiten, daß es sich um feste Kompositionsformen mit klar erkennbaren Teilen handelt - mögen auch beim Agon die Epirrhemata verschiedenes Versmaß und verschiedene Länge haben können. Dies gilt ja auch von der eigentlichen Parabasis, die aus Anapästen oder Eupolideen bestehen kann und deren Länge ebenfalls nicht festgelegt ist; dies gilt allemal für die lyrischen Strophen und Gegenstrophen sowohl des Agons wie der Parabase. Wenn ich die Parodos mit zu diesen blockhaften ‘traditionellen’ Teilen der Komödie rechne, so scheint der Grund zunächst eher ein sozusagen dramatischer zu sein, da jeder Dichter in jeder Alten Komödie irgendwann und irgendwie seinen Chor, der zudem sehr häufig dem Stück den Namen gab, auf das Theater, genauer: in die Orchestra vor der - für mich nach wie vor erhöhten - Bühne bringen mußte. Da wir im Gegensatz zur Tragödie, bei der immerhin die Perser und die Hiketiden mit dem Chorauftritt und damit der Parodos beginnen, keine Komödie des Aristophanes mit einem Chorauftritt am Anfang haben, ist dieser dramatische Gesichtspunkt wichtig genug. Er bedeutet zugleich die Einbeziehung des Chores in die Handlung und seine positive oder negative Verknüpfung mit den schon auf der Bühne befindlichen Personen. Ein Blick auf die erhaltenen Komödien zeigt, daß sich der Dichter in jedem Falle mit dem Chorauftritt und der Parodos besondere Mühe gegeben hat und daß gerade hier der Chor die seinem Namen - Ritter, Wolken, Vögel - entsprechende Rolle, seinen spezifischen Charakter in besonderem Maße zeigt und ausspielt. Die Parodos ist also einer der markantesten Teile - jedenfalls der Aristophanischen Komödie. Man kann aber auch bei ihr von einer bestimmten Form sprechen, der gleichfalls das Epirrhematische, und das heißt: die für den Chor bezeichnende Verbindung von lyrischen und Langversen zugrunde liegt.
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Notizen
Vgl. im übrigen G.M. Sifakis, Parabasis and animal choruses. London 1971, 104f. B. Zimmermann, Untersuchungen zur Form und dramatischen Technik der Aristophanischen Komödien. Königstein 1985, Band 1192–103.
Th. Geizer, Aristophanes, in: G.A. Seeck (Hrsg.), Das griechische Drama. Darmstadt 1979, 258–306, besonders 290–293.
Sifakis a.O. 33-52; es sind die mit cl-c3 bezeichneten Themen: “the self-presentation of the chorus and its preoccupation with itself (52). Vgl. auch schon Newiger 1957 (oben Anm. 4), 69–73.78f. 81–83.
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Newiger, HJ. (1998). Die Integration der traditionellen Formen in die Handlung. In: Newiger, HJ. (eds) Drama und Theater. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04231-6_24
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