Zusammenfassung
Der Beginn des Ersten Weltkriegs markiert den wichtigsten Einschnitt im Werk von Karl Kraus. Er, der fünfzehn Jahre ununterbrochen gesprochen hatte, verstummt; und als er wieder zu sprechen beginnt, ist sein Werk verändert. Genauer, es hat sich verdreifacht: Neben die ihrer Form nach weitgehend unveränderte Fackel-Satire mit ihren Untergattungen der Glosse, des satirischen Aufsatzes, der Notiz etc. tritt auf der einen Seite die lyrische Produktion, die sich erst jetzt mit Entschiedenheit entfaltet, auf der anderen Seite das Drama der Letzten Tage. Diese doppelte Erweiterung im selben historischen Krisenmoment mutet zunächst erstaunlich an, da sie nach entgegengesetzten Richtungen geschieht ~ die Lyrik schließt sich gegen die Kriegswelt ab, das Drama geht in ihr auf. Bei näheren Hinsehen jedoch offenbaren sich Gemeinsamkeiten: Zum einen stehen beide mit der Festigkeit ihrer Form in Gegensatz zur Unaufhörlichkeit der Fackel-Satire. Zum anderen verwandelt sich bei ihnen in analoger Weise das Verhältnis von Mimesis und Kritik des Mediums.
Noch läßt sich diese Menschheit nicht begralaen, noch kann’s im Fortschritt weiter gehn. Erst wenn sie sich ganz undgar im Film gesehn, dann wird sie am Ende genug von sich haben.
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Müller, B. (1995). Der Film. In: Karl Kraus. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04230-9_4
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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