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Metaphysische Voraussetzungen neuzeitlicher Naturwissenschaften: Die mathematischen Wissenschaften und die Astronomie

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Zusammenfassung

Soll die Nähe zu bestimmten geschichtsphilosophischen Leitideen vermieden werden, die einen unaufhaltsamen und kontinuierlichen geschichtlichen Aufstieg mit einer ebenfalls progredierenden Wertsteigerung verbunden sehen, so definiert man Fortschritt als diejenige Entwicklung in den Wissenschaften und Künsten, die sich durch die Unterscheidung von vorhergehenden und älteren Tendenzen auszeichnet. Diesem Verständnis gemäß ist Fortschritt nicht zugleich schon Fortschritt zum Besseren, sondern zuerst einmal ein grundsätzlich wertneutrales Veränderungsmoment. Die ideen- und begriffsgeschichtliche Betrachtung aber zeigt, daß Fortschritt — so besonders in teleologisch geprägten Theorieansätzen — häufig einen qualitativen oder quantitativen oder sogar einen beide verknüpfenden122 Zugewinn impliziert123 oder — zugunsten eines neuen Forschungsprogramms -indizieren soll. Damit aber wird das Alte nicht nur zum zeitlich Früheren, sondern zum Überholten und Veralteten gleichermaßen. Dennoch bleibt das Alte für das Neue zugleich stimulierend, insofern nämlich als heuristischer Ausgangspunkt das Bekannte zugrundegelegt wird, und auch maßgeblich, i.S. etwa einer Negativfolie bei der Bewertung epistemischer Veränderungen. Der Verweis auf das Bekannte sollte für den neuen Ansatz aber auch unerläßlich sein: als historische Absicherung und Vergewisserung des eigenen Standortes in der Tradition und damit auch als Nachweis wissenschaftlicher Integrität.

And New Philosophy cals all in doubt,

The Element of fire is quite put out;

The Sun is lost, and th’ earth, and no man’s wit

Can well direct him where to looke for it.

And freely men confess that this world’s spent,

When in the Planets, and the Firmament

They seek so many new; then see that this

Is crumbled out again to his Atomies.

‘Tis all in pieces, all cohaerence gone;

All just supply, and all Relation:

Prince, Subject, Father, Son, are things forgot,

For every man alone thinks he hath got

To be a Phoenix, and that then can be

None of that kind, of which he is, but he.

John Donne (1573–1631)

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Notizen

  1. Diese Verknüpfung etwa findet man, wenn, wie in den Naturwissenschaften, neue, gedanklich-qualitative Kategorien und Theorien zugleich den Anspruch erheben, eine größere Anzahl von wissenschaftlichen Vorhersagen begründen zu können als die ‘alten’ oder vorhergehenden Ansätze. Cf. hierzu Paul Feyerabend: Wissenschaft als Kunst, Frankfurt/M. 1984, pp. 89 ff., bes. p. 102.

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  2. Cf. J. Ritter: Art. ‘Fortschritt’. In: HWPh, Bd. 2, Basel/Stuttgart 1972, sp. 1032–1059 und

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  3. J. B. Bury: The Idea of Progress. An Inquiry into its Origin and Growth, 2nd ed. New York 1955.

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  4. Die ursprüngliche Verbindung der Beobachtung der Neigung der Sonnenbahn von Aristarch von Samos mit der Vorstellung der Erdrotation um ein imaginäres himmlisches Feuer von Philolaos zur Theorie der Erdbewegung findet sich zuerst in der vorläufigen Fassung seines astronomischen Systems, der Schrift ‘De hypothesibus motuum coelestium a se constitutis commentariolus’ des Jahres 1514. Dennoch waren seine Forschung und seine astronomischen Thesen bereits um 1515 dem zeitgenössischen wissenschaftlich interessierten und gebildeten Publikum bekannt. Cf. Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe, hg. von Heribert M. Nobis, 2 Bde., Berlin/München 1944–1949, bes. II, 30 und Edward Rosen: Copernicus, Nicholas. In: Dictionary of Scientific Biography (im Weiteren mit DSB abgekürzt), ed. by Charles Coulston Gillispie, Bd. 3, New York 1971, pp. 401–411, bes. 402.

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  5. Die orbes repräsentieren hier noch nicht die Planeten selbst bzw. deren Umlaufbahnen, sondern kennzeichnen ganz im Sinne von Aristoteles und Eudoxos von Knidos konzentrische Sphärenscheiben, auf denen die Planeten und Sterne fixiert sind. Cf. u.a. Thomas S. Kuhn: The Problem of the Planets. In: Ibid.: The Copernican Revolution. Planetary Astronomy in the Development of Western Thought, Cambridge/Mass. 1957, repr. 1985, pp. 45 ff., bes. 55–59.

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  6. Cf. Georg Joachim Rheticus (1514–1576): Narratio prima. In: Erster Bericht des Georg Joachim Rheticus über die 6 Bücher des Kopernikus von den Kreisbewegungen der Himmelsbahnen, übers. von Karl Zeller, München/Berlin 1943; Nicolaus Copernicus: De revolutionibus orbium coelestium, lib. I, cap. 4, dtsch.: Über die Kreisbewegungen der Weltkörper, übers. von C.L. Menzer, Thorn 1879, ND Leipzig 1939 und

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  7. Alexandre Koyré: Von der geschlossenen Welt zum unendlichen Universum, Frankfurt/M. 1980, pp. 36 ff.

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  8. Apollonios von Perge (ca. 265–170 v. Chr.) kannte bereits die Grundlagen der Exzentrizitätslehre und der Epizyklentheorie bewegter Körper. Hipparchos aus Nikaia bestimmte den Ekliptikkreis mit 360 Grad, fügte den astronomischen Kenntnissen des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts weitere Berechnungen über kleinere Epizyklen hinzu und machte einige wichtige Entdeckungen wie etwa die Größe und Entfernungen der Sonne und des Mondes von der Erde, die Länge des Jahres, die Präzession des Frühlingspunktes und erstellte zugleich eine Sternentafel mit den Positionen von über 850 Fixsternen. Interessant ist auch, daß Apollonios eine Vermittlung des von Eudoxos und Aristoteles geprägten geozentrischen Weltbildes mit dem heliozentrischen des Aristarchos fordert und so zwar die fünf Planeten um die Erde, diese aber zugleich um die Sonne kreisen läßt. Cf. E.J. Dijksterhuis: Die Mechanisierung des Weltbildes, übers. von H. Habicht, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1956, ND Berlin/Heidelberg/New York 1983, pp. 56 ff. und Kuhn, op. cit., pp. 72 f.

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  9. Dies wurde bereits von dem Pythagoreer Philolaos und von Eudoxos von Knidos beschrieben. Cf. F. Krafft: Art. ‘Kreis, Kugel’. In: HWPh, Bd. 4, Basel/Stuttgart 1976, sp. 1211–1226, bes. sp. 1218 und ibid.: Johannes Keplers Beitrag zur Himmelsphysik. In: Internationales Kepler-Symposion, hg. von F. Krafft, K. Meyer und B. Sticker, Stuttgart 1973, pp. 55–140, bes. 79–95.

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  10. I.e. Johannes Müller (1436–1476); dieser war zugleich Mathematiker und Astronom und edierte die hinterlassenen ‘Epitome in Ptolemaei almagestum’ von Georg von Peurbach (1423–1461), dem Lehrer Kopernikus’, sowie die bekannten ‘Ephemerides astronomicae ab anno 1475 ad annum 1505’ aus dem Jahre 1474. Cf. u.a. E. Zinner: Die Geschichte der Sternenkunde, Berlin 1931;

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  11. ibid.: Leben und Wirken des Johannes Müller von Königsberg, genannt Regiomontanus, Berlin 1938; ibid.: Geschichte und Bibliographie der astronomischen Literatur in Deutschland zur Zeit der Renaissance, Leipzig 1941 und Alistair Cameron Crombie: Medieval and Early Modern Science, vol. II: Science in the Later Middle Ages and Early Modern Times, XIII–XVII Centuries, Garden City/New York 1959, pp. 104f. et passim.

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  12. Simon Stevin (1548–1620) hat wenig später in seiner Apologie des Kopernikanischen Systems hervorgehoben, daß die Sonne nicht das astrographische Zentrum des Weltalls sein kann. Cf. Dijksterhuis: Simon Stevin, ‘S-Gravenhage 1943, pp. 158 ff.

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  13. Cf. Friedrich Becker: Geschichte der Astronomie, Mannheim/Zürich 1968, p. 55; Dijksterhuis, op. cit., pp. 333 f. und Kuhn, op. cit., pp. 11 ff.

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  14. Cf. Johannes Kepler: Astronomia nova, seu physica coelestis tradita in commentariis de motibus stellae martis ex observationibus G. V. Tychonis Brahe, cap. 33. In: Gesammelte Werke, Bd. 3, hg. von Walter van Dyck und Max Caspar, München 1937, p. 237 und cf. Dijksterhuis, op. cit., p. 331.

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  15. Kuhn, op. cit., p. 182, Kuhn folgert in historiographischer Konsequenz: “Copernicus is neither an ancient nor a modern but rather a Renaissance astronomer in whose work the two traditions merge” (loc. cit.); zur Novität und Akualität des Kopernikanischen Systems cf. auch I. Bernard Cohen: Revolution in Science, Cambridge/Mass./London 1985, pp. 105 ff.; Becker, op. cit., pp. 51 ff.; Crombie, op. cit., pp. 167;

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  16. Ernst Zinner: Entstehung und Ausbreitung der copernicanischen Lehre, 1943, neu herausgegeben von Heribert M. Nobis und Felix Schmeidler, München 1988;

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  17. cf. hierzu auch die Rezension von Richard L. Kremer in: ISIS 82, Nr. 311, 1991, pp. 129 f. und Hans Blumenberg: Eröffnung der Möglichkeit eines Kopernikus. In: Die Genesis der kopernikanischen Welt I, Frankfurt/M. 1981, pp. 147ff.

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  18. “By 1585 any scientific audience, mathematical, physical or medical, could be expected to know something of the Copernican theory…the Copernican system, though it had gained few adherents, was widely known; after thirty years of debate and discussion, non-scientists were familiar with the fundamental problems.” Marie Boas: The Scientific Renaissance 1450–1630, New York 1962 (= vol. 2 von: A. Rupert Hall: The Rise of Modern Science), pp. 100 f.

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  19. Cf. Koyré, op. cit., p. 38. Cf. auch die Bezeichnung der „Astronomie vor dem Fernrohr“, die durch die großen neuzeitlichen Astronomen Kopernikus, Brahe und Kepler geprägt ist; Wolfhard Schlosser: Fenster zum All: Instrumente und Beobachtungsmethoden in der Astronomie, Darmstadt 1990, p. 3.

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  20. Karl R. Popper: Logik der Forschung, neunte, verbesserte Auflage, Tübingen 1989, p. 13;

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  21. cf. Max Planck: Positivismus und reale Außenwelt, Leipzig 1931 und

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  22. Albert Einstein: Die Religiosität der Forschung. In: Mein Weltbild, Amsterdam 1934, ND Frankfurt/M./Berlin/Wien 1981, p. 18 f.

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  23. Zur Bio-Bibliographie Thomas und seines Vaters Leonard Digges cf. Francis R. Johnson und Sanford V. Larkey: Thomas Digges, the Copernican System and the Idea of the Infinity of the Universe. In: Huntington Library Bulletin 5/1934; Francis R. Johnson: Astronomical Thought in Renaissance England, Baltimore 1937, 164 f.;

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  24. Arthur O. Lovejoy: The Great Chain of Being, Cambridge/Mass. 1936, p. 116; Koyré, op. cit., pp. 43 ff. und Boas, op. cit., pp. 105 ff.

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  25. So etwa bei Bruno in seinem ‘La Cena de le Ceneri’ (1584), bei Galilei, Kepler und Leibniz. Cf. Koyré: Galileo and the Scientific Revolution of the Seventeenth Century. In: The Philosophical Review 52/1943, pp. 333–348 und ibid.: Etudes galileénnes, Paris 1939.

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  26. Gaston Bachelard: Etudes sur l’évolution d’un problème de physique: la propagation thermique dans les solides (1927), zit. nach Georges Canguilhem: L’Histoire des sciences dans l’œuvre épistémologique de Gaston Bachelard. In: Annales de l’Université de Paris 1963, pp. 1 ff., dtsch.: Die Geschichte der Wissenschaften im epistemologischen Werk Gaston Bachelards. In: ibid.: Wissenschaftsgeschichte und Epistemologie. Gesammelte Aufsätze, hg. von Wolf Lepenies, Frankfurt/M. 1979, p. 10.

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  27. Zu bio-bibliographischen Aspekten cf. u.a. C. Doris Hellmann: Brahe, Tycho. In: DSB, vol. 2, pp. 401–416; F. Burckhardt: Zur Erinnerung an Tycho Brahe (1546–1601), Basel 1901; John Christianson: Tycho Brahe’s Cosmology from the ‘Astrologia’ of 1591. In: Isis 59/1968, pp. 312–318;

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  28. Christine Schofield: The Geoheliocentric Mathematical Hypothesis in Sixteenth Century Planetary Theory. In: British Journal for the History of Science 2/1965, pp. 291–296; Dijksterhuis, op. cit., pp. 334 ff.; Becker, op. cit., pp. 55 ff.; Boas, op. cit., pp. 109 ff., Kuhn, op. cit., pp. 200 ff.

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  29. Cf. Ann Blair: Tycho Brahe’s Critique of Copernicus and the Copernican System. In: Journal of the History of Ideas 51/1990, pp. 355–377, bes. p. 356. Tycho war bei weitem nicht der Anti-Koperniker, wie ihn Kuhn sieht in seinem Werk ‘The Copernican Revolution’, p. 200.

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  30. Cf. Blair, op. cit., p. 363. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts hatte die Katholische Kirche die philosophisch-kosmologischen Folgen der Kopernikanischen Weltsicht kaum zur Kenntnis genommen. Sie beschränkte sich vielmehr, teils aus Unkenntnis, teils aus politischer Vorsicht den protegierten Wissenschaftlern gegenüber, auf eine Interpretation in rein mathematischer Hinsicht, etwa für die Kalenderreform des Jahres 1582. Ähnlich verhielt es sich ja bereits zwei Jahrhunderte früher mit Nicole d’Oresme und auch mit Nicolaus Cusanus: beide standen mit ihrer Theorie der Erdbewegung zwar in offensichtlichem Gegensatz zu den Belegstellen der Heiligen Schrift, doch nur insofern die Schrift wörtlich verstanden wurde. Wird sie allerdings allegorisch interpretiert, wie etwa bei Augustinus, markiert sie zwar den allerweitesten Rahmen der vernunfttätigen Seele als Heilslehre, jedoch nicht den Erkenntnisumfang innerhalb der menschlich erfahrbaren Welt. Ganz im Gegensatz etwa zum Protestantismus, dessen Affinität zu einer hermeneutisch sehr engen Bibelexegese auch zu einer in wissenschaftlicher Hinsicht starken Einschränkung an die durch die Heiligen Schrift erlaubten Erkenntnisgrenzen führte. Erst nach 1600 und besonders im Anschluß an den Fall ‘Bruno’ entwickelte die Inquisition ein besonderes Interesse an Astronomie und Kosmologie. Das Verhältnis der Kirchen zu den neuen astronomischen und kosmologischen Theorien ist durchaus eine gesonderte Untersuchung wert, zumal dies in der Wissenschaftsgeschichte ein bis heute vernachlässigter Bereich ist. Cf. hierzu lediglich Boas, op. cit., pp. 124 ff. und A. D. White: A History of the Warfare of Science with Theology in Christendom, New York 1899.

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  31. cf. zur Diskussion des Empirizismus bei Tycho und seinen astronomischen Nachfolgern etwa Boas, op. cit., p. 110; Kuhn, op. cit., p. 201 und Blair, op. cit., p. 367. Hierzu auch Bruce T. Moran: Christoph Rothmann, the Copernican Theory and Institutional and Technical Influences on the Criticism of Aristotelian Cosmology. In: Sixteenth-Century Journal 13/1982, pp. 90–97.

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  32. Cf. Christian Wolff: Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, Halle 1720. In: Gesammelte Werke, I. Abt., Deutsche Schriften, Bd. 2 und 3, hg. von Ch. A. Corr, Stuttgart 1983, § 4. In der lateinischen Fassung (der Ausgabe von 1731) von Bd. 4 der Lateinischen Schriften heißt es: “Cosmologia generalis scientifica est, quae theoriam generalem de mundo ex Ontologiae principiis demonstrat: Contra experimentalis est, quae theoriam in scientifica stabilitam vel stabiliendam ex observationibus elicit.”

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  33. “Kepler became the first enthusiastic Copernican after Copernicus himself.”, Owen Gingerich: Kepler, Johannes. In: DSB 7/1973, pp. 289–312;

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  34. cf. zu den biobibliographischen Daten auch Edmund Reitlinger: Johannes Kepler, Stuttgart 1868;

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  35. Christian Frisch: Kepleri vita. In: ders.: Kepleri opera omnia, Bd. VIII, Frankfurt 1871;

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  36. Owen Gingerich: Johannes Kepler and the New Astronomy. In: Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society 13/1972, pp. 346–373;

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  37. Gerald Holton: Johannes Kepler’s Universe: Its Physics and Metaphysics. In: American Journal of Physics 24/1956, pp. 340–351;

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  38. Fritz Krafft: Keplers Beitrag zur Himmelsphysik. In: Internationales Kepler-Symposium (Weil der Stadt 1971), Hildesheim 1972;

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  39. W. Gerlach und M. List: Johannes Kepler. Leben und Werk, München 1966, bes. pp. 43–53 und

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  40. Alexandre Koyré: La révolution astronomique: Copernic, Kepler, Borelli, Paris 1961.

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  41. Der vollständige Titel der Abhandlung, eher bekannt unter dem Namen ‘Mysterium’, lautet: ‘Prodromus dissertationum cosmographicarum, continens mysterium cosmographicum, de admirabili proportione orbium coelestium, deque causis coelorum numeri, magnitudinis, motuumque periodicorum genuinis et propriis, demonstratum per quinque regularia corpora geometrica’ und erschien in Tübingen. Besonders interessant ist die Ähnlichkeit zum Discours des Descartes, der seine Schrift ebenfalls als vorläufiges aber auch Neues bergendes Produkt und Ausdruck eines Erleuchtungserlebnisses vorstellt. „In beiden lebt das neue Denken als eine alle Erwartungen übertreffende Evidenz, als eine Zukunftsvision von höchster Klarheit und Bedeutung, als eine Einsicht und Durchsicht in und durch das Ganze der Schöpfung. Ferner scheint es nicht zufällig zu sein, daß die Schriften, die Descartes mit dem Discours veröffentlicht hat, sich sehr eng mit den Gegenständen Keplers berühren: Dioptrik (schon dem Namen nach eine Erfindung Keplers), Meteore und Geometrie.“ Cf. Heinrich Rombach: Substanz, System, Struktur, I, Die Ontologie des Funktionalismus und der philosophische Hintergrund der modernen Wissenschaft, Freiburg/München 1965, p. 294, Anm. Cf. hier auch Dijksterhuis, op. cit., p. 337 ff.

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  42. Cf. u.a. Ernst Cassirer: Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit, Bd. 1, Berlin 1906;

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  43. Hans Blumenberg: Cusaner und Nolaner, Frankfurt a.M. 1975;

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  44. Klaus Jacobi: Die Methode der cusanischen Philosophie, Freiburg/München 1969 und Gerl, op. cit., pp. 41 ff.

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  45. Ibid.; cf. auch J. Stallmach: Das Absolute und die Dialektik bei Cusanus im Vergleich zu Hegel. In: Scholastik 39/1964, pp. 495–509 und

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  46. G. Schneider: Gott- das Nichtandere. Untersuchungen zum metaphysischen Grunde bei Nikolaus von Kues, Münster 1970.

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  47. Es ist vielmehr unbegrenzt (interminatum), da es durch keine äußere Hülle mehr umfaßt ist. „Obwohl die Welt nicht unendlich ist, so läßt sie sich doch nicht als endlich begreifen, da sie der Grenzen entbehrt, innerhalb deren sie sich einschließen ließe.“ Cf. De docta ignorantia. In: Opera omnia, Jussu et auctoritate Academiae litterarum Heidelbergensi ad codicum fidem edita, Bd. 1, hg. von E. Hoffmann und R. Klibansky, Leipzig 1932, p. 100; dtsch.: Nikolaus von Kues: Die belehrte Unwissenheit, übers. von Paul Wilpert, Buch II, Hamburg 1967, p. 87. Cf. Koyré, op. cit., pp. 18 ff.

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  48. Johannes Kepler: Prodromus in: Gesammelte Werke, hg. von M. Caspar und W. van Dyck, München 1937 ff., hier: Bd. 1, p. 9 (Vorrede an den Leser).

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  49. „Es liegt im Wesen der Sache, daß die Wissenschaftshistorie sich vornehmlich und fast ausschließlich an die theoretischen Leistungen Keplers für die Entwicklung der Astronomie und Physik gehalten hat. Mit gutem Recht, denn in ihnen vollendet sich dieses Denken zur Teilhabe an der Wahrheit… Dennoch wird es notwendig sein, alle Schritte der Theorie Keplers unter dem Gesichtspunkt des philosophischen Ganzen zu sehen, mit einem Blick, der für den allgemeinen, die Architektonik dieses Forschens tragenden Sinn offen ist.“ Cf. J. Ritter: Zur neuen Ausgabe der Werke Johann Keplers. In: Blätter für deutsche Philosophie, 13/1927, p. 284.

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  50. Rombach, op. cit., p. 295. Aus diesen Berechnungen heraus entstand später das sogenannte ‘Dritte Keplersche Gesetz’: Die Quadrate der Umlaufzeiten verhalten sich wie die dritten Potenzen der mittleren Abstände. Cf. hierzu H. Apelt: Die Epochen der Geschichte der Menschheit, 2 Bde., Jena 1845 ff. und ders.: Johann Keplers astronomische Weltsicht, Leipzig 1849.

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  51. In den ‘Harmonices mundi libri V’ aus dem Jahre 1619 unterscheidet er im 4. Buch ausdrücklich zwischen einer ‘bloßen’ Harmonie des Sinnenbereichs qua Zusammenklang von Tönen, Strahlen usw. und einer ‘reinen’ des Ideenbereichs. Dieses ist das Urvorbild aller harmonischen Beziehungen und läßt sich nicht in den Phänomenen nachweisen. Es ist gleichsam die Idee des Weltentwurfs, der anamnetisch geborgen werden muß. Cf. F. Warrain: Essai sur l’ ‘Harmonices mundi’ ou ‘Musique du monde’ de J. Kepler, 2 Bde., Paris 1942.

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  52. Besonders im Vorwort zu Buch 5. Dieser Gedanke der Urbildhaftigkeit, die aber zugleich mit Göttlichkeit „realidentisch“ ist, findet sich bereits ausführlich erörtert im Mittelalter, so etwa bei Heinrich von Gent. Cf. u.a. J. P. Beckmann: Art. ‘Idee’ 9. In: HWPh Bd. 4, Basel/Stuttgart 1976, sp. 93 f.

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  53. Cf. die Einleitung zu ‘Bericht von den Kometen’, zit. nach R. Eucken: Einführung in die Philosophie des Geisteslebens, Leipzig 1908, p. 46.

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  54. Dies zeigt sich denn auch in Keplers minutiös genauer Forschung, wie etwa bei den Tabulae Rudolphinae des Jahres 1627, die die Vorausberechnung der Planetenbahnen erlaubte. Eine seiner ersten Leistungen war es gewesen, bestimmte Variationen und Unstetigkeiten der Planetenpositionen im Jahresrhythmus zu erklären, die durch die schräge Lage der Bahnebenen von Erde und Planet entstehen. Diese Vervollständigung der Kopernikanischen Theorie aber war nur möglich geworden aufgrund verbesserter Beobachtungsergebnisse. Cf. Andreas Kamlah: Kepler im Lichte der modernen Wissenschaftstheorie. In: Hans Lenk (Ed.): Neue Aspekte der Wissenschaftstheorie. Beiträge zur wissenschaftlichen Tagung des Engeren Kreises der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland, Karlsruhe 1970, pp. 205–220, bes. p. 213 f. und

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  55. Ernst Cassirer: Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance, 1. Auflage Berlin 1927, 3. Auflage Darmstadt 1969.

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  56. Zumindest der Ramus der späten ‘Dialectica’ des Jahres 1554 verwarf die pythagoreisch-metaphysischen Reminiszenzen der früheren ‘Dialecticae Institutiones’. Cf. Gerl, op. cit., p. 123 f. und Wilhelm Schmidt-Biggemann: Topica Universalis. Eine Modellgeschichte humanistischer und barocker Wissenschaft, Hamburg 1983, pp. 50 et passim.

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  57. Robert Fludds (1574–1637) Zahlenmystik — durch Athanasius Kircher und John Dee in der Folge weiterentwickelt — bezog sich unter den mathematischen Wissenschaften besonders auf Astronomie und Astrologie und evozierte damit bei Kepler eine besonders heftige Reaktion. „Auch ich spiele mit Symbolen und Zahlen, und habe übrigens ein kleines Werk in Vorbereitung über geometrische Cabala, in dem es um die Idee der natürlichen Dinge in der Geometrie gehen wird; aber ich spiele in einer Weise, daß ich nicht vergesse, daß ich spiele.“ Cf. den Brief Keplers an Joachim Tanck vom 12. Mai 1608, Opera I, p. 378 und hierzu auch Brian Vickers: Analogy versus Identity: the Rejection of Occult Symbolism, 1580–1680. In: Brian Vickers (Ed.): Occult and Scientific Mentalities in the Renaissance, Cambridge 1984, bes. pp. 155 f.; Robert S. Westman: Nature, Art, and Psyche: Jung, Pauli and the Kepler-Fludd Polemic. In: Brian Vickers, op. cit., pp. 179 ff. und

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  58. Wayne Shumaker: Natural Magic and Modern Science. Four Treatises. 1590–1657, Binghampton/New York 1989, bes. cap. I.: The Limits of Natural Magic, pp. 3–40, bes. p. 23.

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  59. Cf. Gerl, op. cit., pp. 140 ff.; B. Brinckmann: An Introduction to Franceso Patrizi’s ‘Nova de universi philosophia’, New York 1941;

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  60. F.A. Yates: Giordano Bruno e la tradizione ermetica, Bari 1969 und besonders Charles B. Schmitt: Art. Patrizi, Francesco. In: DSB 5, pp. 416 f. und

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  61. W. Gent: Die Philosophie des Raumes und der Zeit, 2. Auflage Hildesheim 1962, bes. pp. 81–3.

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Maas, J.F. (1995). Metaphysische Voraussetzungen neuzeitlicher Naturwissenschaften: Die mathematischen Wissenschaften und die Astronomie. In: „Novitas mundi“. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04228-6_4

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