Zusammenfassung
Italien mache ohne Sizilien kein Bild. Sizilien sei der Schlüssel zu allem. Diese euphorische Erwartung, die J. W. Goethe vor seinem Aufenthalt auf der südlichen Insel in seiner Italienischen Reise1 formuliert hatte, wurde auch von jungen Autoren während des Nationalsozialismus — wie etwa bei den hier stellvertretend untersuchten Autoren Gustav René Hocke2 oder Walter Bauer3 — zur Charakterisierung ihrer eigenen Reisen herangezogen. Nicht nur für Goethe, sondern auch für die Autoren der ›jungen Generation macht‹ Italien ohne Sizilien kein Bild. Die Insel ist nicht ein beliebiger Abschnitt ihrer Reise wie andere auch. Sizilien gilt für viele als der definitive Höhepunkt, an dem sich die Quintessenz ihrer Reiseerfahrung kristallisiert hat.
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Notizen
Vgl.: Johann Wolfgang von Goethe: Eintragung zum 12. [richtig 13.] April 1787. In: Ders.: Italienische Reise. Hg. v. Andreas Berger und Norbert Miller. München 1992 (Münchner Ausgabe, Bd. 15), S. 313: »Italien ohne Sicilien macht gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu Allem.«
Vgl.: Gustav René Hocke: Sizilien von heute. In: Kölnische Zeitung 174 (5. Apr. 1942).
Eine ausführliche Darstellung des Sizilienbildes in der deutschen Literatur bietet: Ernst Osterkamp: Nachwort. In: Sizilien. Reisebilder aus drei Jahrhunderten. Hg. v. Ernst Osterkamp. München 1986, S. 361 – 388. — Einen Überblick über die Forschungen zu Goethes Sizilienbild und die Rezeption der »Italienischen Reise« in der Literatur und Literaturwissenschaft gibt: Peter J. Brenner: Der Reisebericht, a. a. O., S. 312–319.
Eugen Gottlob Winkler: Gedenken an Trinakria. In: Dichterische Arbeiten Leipzig 1937 (Gesammelte Schriften, Bd. 2), S. 175–200.
M. B.: Tempel in sizilischer Landschaft. In: Kölnische Zeitung 511 (9. Okt. 1938).
René König: Der tote Tempel von Segesta. In: Ders.: Sizilien. Ein Buch von Städten und Höhlen, von Fels und Lava und von der großen Freiheit des Vulkans. München 1950 [zuerst: Zürich 1943], S. 194–198.
Vgl. dazu: Klaus Beyrer: Die Postkutschenreise. Tübingen 1985 (Untersuchungen des Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tübingen, Bd. 66).
Paul Graf Yorck von Wartenburg: Italienisches Tagebuch. Darmstadt 1927.
Horst Rüdiger: Hellas und der deutsche Geist. In: Kölnische Zeitung 297 (14. Juni 1942).
Einen guten Überblick über die zeitgenössische Produktion bieten die Sammelrezensionen in der Zeitschrift Europäische Revue, vor allem: Jürgen v. Kempski: Hellas und Rom I. In: Europäische Revue 12 (1936), S. 914–918. — Wolfgang v. Einsiedel: Hellas und Rom IL In: Ebd., S. 996–1004.
— Walter Wili: Blick in die Antike. In: Europäische Revue 17 (1941), S. 644–651 u. 705–711.
Lothar Helbing [d. i.: Walter Frommel]: Der dritte Humanismus. Berlin 1935.
Ernst Wilhelm Eschmann: Griechisches Tagebuch. Jena 1936.
Stefan Andres: Sprache des Temenos. Aus meinem griechischen Reisebuch. In: Die Neue Rundschau 46 (1935), Bd. II, S. 68–84.
Marie Luise Kaschnitz: Elissa. Roman. Berlin 1937.
Hennann Stahl: Die Heimkehr des Odysseus. 16.–30. Tsd. Leipzig 1942.
Emil Barth: Das Lorbeerufer. Hamburg 1943.
Friedo Lampe: Der Raub der Europa. In: Ders.: Von Tür zu Tür. Zehn Geschichten und eine. Hamburg 1944, S. 128–136. — Ders.: Die kalidonische Eberjagd. In: Ebd., S. 137–149.
Martin Beheim-Schwarzbach, Joachim Maass: Wesen und Aufgabe der Dichtung. Hamburg 1934 [Beilage zu: Zeitschrift für Bücherfreunde. Dritte Folge: III, 38 (1934), H. 8].
Hans Hennecke: Die Sprache der deutschen Lyrik I. Zu den Neuerscheinungen der letzten Jahre. In: Europäische Revue 14 (1938), S. 722.
René Hocke: Vorwort. in: Der französische Geist. Die Meister des Essays von Montaigne bis zur Gegenwart. Hg. v. Gustav René Hocke. Dt. Übersetzung von Peter M. Schon. Dessau 1938, S. 25.
Horst Rüdiger: Essay und Abhandlung. In: Europ. Revue 17 (1941), S. 531–534, hier S. 531. Dietmar Goltschnigg hat die Feststellung von Horst Rüdiger in seiner Definition des Essays zu einem Charakteristikum der Gattung verallgemeinert. Aus der Beobachtung, daß die Form des Essays gerade in Zeiten gesellschaftlichen Umbruchs gefragt sei, glaubt er schließen zu können, daß die »Geschichte des E.s [d. i.: Essays] in Europa […] als Geschichte einer Form kulturkritischer Subjektivität« zu begreifen sei [Dietmar Goltschnigg: Essay. In: Moderne Literatur in Grundbegriffen. Hg. v. Wolfgang Borchmeyer und Victor Zmegac. Frankfurt a. M. 1987, S. 110–114, hier S. 110].
Ebd., S. 207. Fritz Usinger hat in seiner Bestimmung die Bedeutung des Essays in den dreißiger Jahren wie bei Klaus Weissenberger in einer »Doppelbewegung« gesehen, die auch im Zentrum neuer Definitionen des Essays steht. Klaus Weissenberger hat herausgearbeitet, daß sich diese literarische Form nicht nur der vollständigen Vermittlung zwischen subjektiv wirklicher Wahrnehmung und deren rationaler Objektivierung widersetzt — dies charakterisiert auch andere Arten der nicht-fiktionalen Kunstprosa —, sondern der Essay unterscheidet sich etwa vom Fragment durch die Artikulation und Verwirklichung dieser Doppelbewegung, indem sich in ihm selbst ein progressives, stufenweises Durchbrechen latent vorhandener Vermittlungsmöglichkeiten vollzieht [Vgl.: Klaus Weissenberger: Der Essay. In: Prosakunst ohne Erzählen. Die Gattungen der nicht-fiktionalen Kunstprosa. Hg. v. Klaus Weissenberger. Tübingen 1985, S. 105–124, hier bes. S. 123].
Max Bense: Das Verhältnis von Literatur und Philosophie. In: Europäische Revue 20 (1944), S. 233–37, hier S. 235: »Die Existenzphilosophie bevorzugt den experimentellen Stil des Essays, sie approximiert die Fülle existentiellen Daseins und sie approximiert das mögliche System von Aussagen über dieses existentielle Dasein.«
Egon Vietta: Der Essay. In: Die Literatur 37 (1934/35), S. 484–86, hier S. 486.
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Graf, J. (1995). »Einer der glorreichsten Orte des Abendlandes.« Sizilien als Höhepunkt der Italienreisen junger Autoren. In: „Die notwendige Reise“. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04225-5_7
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