Zusammenfassung
Als Hölderlin Ende Dezember 1793 seine Hofmeisterstelle in Waltershausen antritt, ist ihm die Kantische Trennung von Natur und Freiheit noch nicht zum Problem geworden. Im Gegenteil: der 23jährige zeigt sich begeistert von der in Aussicht gestellten Autonomie, welche die praktische Vernunft verspricht. Wenn — wie Kant gelehrt hatte — Freiheit eine Eigenschaft des Willens vernünftiger Wesen war, so tat sich durch den freien Willen ein unabsehbares Feld von Möglichkeiten auf, seine Hoffnungen und Träume in die Tat umzusetzen.1 Denn dann kann dieser Wille unabhängig von fremden ihn bestimmenden Ursachen wirken; wohingegen die vernunftlosen Wesen “durch den Einfluß fremder Ursachen bestimmt werden”2. Das Pathos des Aufklärers Kant, der ja bekanntlich zum “Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit”3 aufrief, hatte seine Wirkung auch auf Hölderlin nicht verfehlt. Jetzt, da er den Institutionen von Familie, Schule und Universität gerade entronnen war, mußte sich sein freier Wille in ganz neuen ungewohnten Abhängigkeiten bewähren.
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Darsow, GL. (1995). Abschnitt Die Spaltung der Welt. In: „…aber von Ihnen dependier ich unüberwindlich…“. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04223-1_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04223-1_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-45067-8
Online ISBN: 978-3-476-04223-1
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