Zusammenfassung

Zusammenfassung

Der Aufbau meiner Arbeit trägt der zentralen poetischen Intention von Elfriede Jelinek Rechnung: Sie versteht sich als „Mythologin“ im Sinne Roland Barthes. Die Rekurrenz auf dessen ideologiekritisches Werk Mythologies ist signifikant für Jelineks Entmythologisierungsarbeit. Ihr unablässiger Versuch, Kunst, Natur, Liebe und Sexualität als Mythen des bürgerlichen Bewußtseins zu entdecken, kann daher auch als das inhaltliche und gattungsübergreifende Bindeglied zwischen allen Texten Jelineks aufgefaßt werden. Als Repräsentanten verschiedener literarischer und gesellschaftlicher Diskurse lagert Jelinek in ihre Texte „fremde Stimmen“ ein, die die mythenbildenden Diskurse unserer Medien, von der Reklame bis zur Belletristik, simulieren. Über weite Strecken sind ihre Texte daher als „Intertexte“ zu lesen, die sich aus alltäglichem, literarischem und religiösem Sprachgebrauch speisen, den Jelinek sprachlichen Dekonstruktionen unterzieht, um unter semantischen Verkleidungen Herrschafts- und Besitzverhältnisse sichtbar werden zu lassen. Wie die in meiner Arbeit durchgeführten Textanalysen zeigen, ist Jelineks Bezugnahme auf Fremdtexte aller Art ein sinnkonstitutives Element ihrer Texte, das als Verfahren des Bedeutungsaufbaus mit Jelineks Entmythologisierungsarbeit korrespondiert. Der Rekurs auf das fremde Wort wird von Jelinek zu einem Instrument der indirekten Leserorientierung entwickelt, indem die von ihr verwendeten Prätexte zusätzliche, den Horizont der Figuren transzendierende Informationen liefern.