Zusammenfassung
Der steiermärkische Holzknecht Erich hat einen langen Weg durch den Roman Die Liebhaberinnen (1975) hinter sich, bevor er uns auf den ersten Seiten von Jelineks Prosatext Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr 1985 wieder begegnet. Von Natur, Heimat und dem ‚Grünen‘, von kurrenten Stichworten der 80er Jahre also, handelt dieser Text, mit dem Jelinek inhaltlich und formal an ihre frühe experimentelle Prosa anknüpft. Mit antirealistischem Konzept wird ein Text montiert, der keine Geschichte als fortführende Handlung entwickelt. ‚Oh Wildnis‘ spielt an auf eine „postmoderne“ Natur- und Ursprünglichkeitsschwärmerei, handelt von einer Kunst, die Natur sagt, wo sie nostalgische Gefühle meint und von einer Natur, die die Verwandlung in ihre eigene Nachahmung längst vollzogen hat.1 ‚Oh Schutz vor ihr‘ impliziert, Wildnis sei etwas Bedrohliches und nicht etwa in ihrem Bestand bedroht. Die Machenschaften derer, die an der Zerstörung der Natur verdienen und eine neoromantische Naturauffassung, ein neuer Rousseauismus als intellektueller Angriff auf das ‚Projekt der Moderne‘ sind die Themen Jelineks in diesem Prosatext.
Ich habe immer gedacht, daß die blühende und sich erneuernde Natur etwas Schamloses und Widerwärtiges an sich habe.
Charles Baudelaire
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 1994 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Doll, A. (1994). Natur statt Geschichte. In: Mythos, Natur und Geschichte bei Elfriede Jelinek. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04213-2_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04213-2_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-45056-2
Online ISBN: 978-3-476-04213-2
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)