Zusammenfassung
Autobiographie ist die selbst verfaßte Beschreibung des eigenen Lebens. Im Rückblick sucht der Autobiograph eine Kontinuität seines Lebens herzustellen, indem er einzelne von ihm mit Bedeutung aufgeladene Ereignisse aus der Masse seiner Erlebnisse hervorhebt und sie mit seiner sozialen Rolle, die er im Moment der Niederschrift einnimmt, kontextualisiert. Als eine ‚Geschichte der Individuation‘ und ‚Ausdruck von Lebenserfahrungen‘ (Misch) schildert die Autobiographie den Weg des Subjekts zu seiner ‚Identität‘. Dieser sozialpsychologische Begriff steht für Bernd Neumann im Zentrum einer ‚Theorie der Autobiographie‘. Ihm erweist sich selbstbewußte Identität nicht nur als „Vorbedingung jedes autobiographischen Unternehmens“ (Neumann 1970, S. 21), sondern auch als Angelpunkt einer Unterscheidung von Autobiographie und Memoirenliteratur:
Autobiographie (beschreibt) das Leben des noch nicht sozialisierten Menschen, die Geschichte seines Werdens und seiner Bildung, seines Hineinwachsens in die Gesellschaft. Memoiren setzen eigentlich erst mit dem Erreichen der Identität, mit der Übernahme der sozialen Rolle ein, die Autobiographie endet dort.“ (a.a.O., S. 25)1
Dieses nur in den Fußnoten leicht veränderte Kapitel wurde schon einmal im Jahrbuch der Psychoanalyse Bd. 23, 1988, S. 242–260 abgedruckt.
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Goldmann, S. (1993). Leitgedanken zur psychoanalytischen Hermeneutik autobiographischer Texte. In: Christoph Wilhelm Hufeland im Goethekreis. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04192-0_2
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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