Zusammenfassung
Obgleich der Versuch, die Hermeneutik als einen eigenständigen Wissenschaftszweig der Logik zu begründen, erstmals im 17. Jahrhundert unternommen wurde, lassen sich methodische Bemühungen um die Sinnauschöpfung von Texten bis in das Altertum zurückverfolgen. Ansätze zu einer hermeneutischen Methodologie bildeten sich dabei in jenen drei Disziplinen heraus, die traditionell mit der Auslegung von Schriftwerken befaßt waren: der Philologie, der Theologie und der Jurisprudenz. Für den Philologen stand seit altersher die Interpretation der jeweils klassischen Autoren im Vordergrund des Interesses, dem Theologen fiel die Aufgabe zu, dem Gläubigen den Sinn der Heiligen Schrift zu vermitteln und dem Juristen oblag die Auslegung der kanonischen Gesetzestexte, um aktuelle Rechtsfälle zu entscheiden.
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Notizen
Zur Accessus-Lehre vgl.: Hennig Brinkmann, Mittelalterliche Hermeneutik. Darmstadt 1980, S.4ff.
Edwin A. Quain, The Medieval Accesses Ad Auetores. In: Traditio III (1945), S.215–265, dort bes. S.243ff.
Die Funktion der einzelnen biblischen Sinnebenen wird ausführlich erläutert bei Hartmut Freytag, Die Theorie der allegorischen Schriftdeutung und die Allegorese in deutschen Texten besonders des 11. und 12. Jahrhunderts. Bern/München 1982, S.22ff.
Zu den semiotischen Grundlagen der mittelalterlichen Lehre vom mehrfachen Schriftsinn vgl. Friedrich Ohly, Vom geistigen Sinn des Wortes im Mittelalter. In: Ders., Schriften zur mittelalterlichen Bedeutungsforschung. Darmstadt 1977, S.1-31, dort bes. S.4ff; H. Brinkmann, Mittelalterliche Hermeneutik, a.a.O. S.21ff. (mit weiteren Literaturangaben).
Zum hermeneutischen Standpunkt Luthers vgl. G. Ebeling, Art. Hermeneutik, a.a.O. Sp.251f. und Klaus Weimar, Historische Einleitung zur literaturwissenschaftliehen Hermeneutik. Tübingen 1975, S.28ff.
Vgl. Jürgen Mittelstrass, Neuzeit und Aufklärung. Studien zur Entstehung der neuzeitlichen Wissenschaft und Philosophie. Berlin/New York 1970; S.312: „Die Überzeugung, daß das Sprechen lediglich Artikulation ‚vorsprachlicher‘ Ideen sei, […] ist für beide Posistionen [die rationalistische und die empiristische, Anm. d. Verf.] kennzeichnend“.
Zur Rezeption der skeptischen Philosophie un 16. und 17. Jahrhundert vgl. Richard H. Popkin, The History of Scepticism from Erasmus to Descartes. Assen 1960, S.1743.
Vgl. Oliver A. Johnson, Skepticism and Cognitivism. Berkeley/Los Angeles 1978, S.11: „Historically, skepticism has been an important goad in motivating positive epistemologists to develop theories capable of justifying our claims to know. The determination to avoid, or to find an alternative to, skepticism was partially, if not primarily, responsible for the production of many of the major contributions to Western epistemology, including writings of such diverse philosophers as Plato, Augustinus, Descartes and Kant. The indirect influence of skepticism on the history of thought may indeed by adjudged of greater significance than the direct contributions of the skeptics themselves“.
Aurelius Augustinus, De magistro. In: Ders., Opera, Pars 11,2, hrsg. v. Klaus-Detlef Dauer, Turnhout 1970 (= Corpus Christianorum, Series Latina, Bd.29, S.139–203).
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Alexander, W. (1993). Historische Voraussetzungen. In: Hermeneutica Generalis. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04188-3_2
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