Zusammenfassung
Die elliptische Konstellation von Kunst und Wahrheit einerseits und die trostlose Schocktherapie einer Selbstüberwindung des Nihilismus andererseits sind in Nietzsches Aphorismen wie Mediatisierung und Durchbruch aufeinander bezogen. Um dies zu entfalten, gingen wir von Nietzsches erstem Aphorismenbuch, dem MA, aus, erweiterten aber immer wieder die Perspektive durch Einbeziehung seiner späten Philosophie. Dabei blieb die Chronologie von Nietzsches Schriften weitgehend unberücksichtigt. Es war aber nötig, zunächst jenen synchronen Parallelismus der gegensätzlichen Funktionen, als die wir den aphoristischen Stil (Mediatisierung) und die Dionysos-Mythologie (Durchbruch) verstehen, darzulegen. Denn erst von jenem überzeitlichen Spannungsverhältnis ausgehend, ist es möglich, die Dynamik des zeitlichen Fortgangs von Nietzsches Werk zu konstruieren: als das Bemühen um einen vorübergehenden Ausgleich zwischen jenen grundlegenden Spannungen oder als das Dominantwerden jeweils eines der beiden Pole. So zeigte sich, daß im MA das ausbalancierte Verhältnis zwischen Kunst und Wahrheit dominiert, während die Figur einer Selbstüberwindung des Nihilismus, die sich später mit der Idee der Übermensch-Züchtung und der Dionysos-Mythologie verknüpft, nur in Andeutungen und Verhüllungen präsent ist.
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Thönges, B. (1993). Methodische Zwischenbemerkung. In: Das Genie des Herzens. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04182-1_8
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