Zusammenfassung
Noch einmal ist darauf zurückzukommen, daß Zarathustra zunächst seinen »Gedanken« nicht ertragen kann. Genauer: er spaltet die Negativität des Wiederkunftsgedankens von dessen positiven Aspekten ab und verdrängt sie. Anke Bennholdt-Thomsen hat gezeigt, daß die ersten drei Teile des Zarathustra ihre innere Einheit durch den Prozeß gewinnen, in dem der Protagonist allmählich dazu gelangt, jene verdrängte Negativität, die ihn immer wieder in Traumgesichten und Rätselbildern heimsucht, zu artikulieren und in die Totalität der dionysischen Bejahung zu integrieren.1 Dabei richtet sich Zarathustras Abwehr gegen einen ganz bestimmten Komplex der Wiederkunftsphilosophie: nämlich gegen den der Wiederkehr des Kleinen. Was Zarathustras Ekel erregt, ist der Gedanke, daß unter der Voraussetzung einer ewigen Wiederkehr alles Seienden auch der kleine, erbärmliche, mediokre Mensch wiederkehren und die Versuche zur Selbstüberwindung und Steigerung des Lebens zum Scheitern bringen wird.
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Notizen
Anke Bennholdt-Thomsen: Nietzsches Also sprach Zarathustra als literarisches Phänomen. Eine Revision. Frankfurt a. M., 1974, S. 57 ff.
Beispielhaft Bernard Pautrat: Versions du soleil. Figures et système de Nietzsche. Paris, 1971, S. 318 ff. Das biographische Material zu der Dreieckskonstellation Wagner-Cosima-Nietzsche hat zuletzt Martin Vogel in eingeschränkt polemischer Absicht zusammengestellt.
Martin Vogel: Nietzsche und Wagner. Ein deutsches Lesebuch. Bonn, 1984, S. 279–338.
Vgl. Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen, Bd. I. Die Götter- und Menschheitsgeschichten. München, 1966, S. 210 ff.
Gustav Naumann: Zarathustra-Commentar. 4 Bde. Leipzig, 1899–1901. Hier: Bd. II, S. 101.
Walter Benjamin: Gesammelte Schriften Bd. V(Das Passagenwerk). Frankfurt a. M., 1982, S. 691 f.
Vgl. Jacques Derrida: Die Schrift und die Differenz. Frankfurt a. M., 1972 (zuerst Paris, 1967), S. 51 f. — Bernard Pautrat, a. a. O., S. 329 ff.
Paul de Man: Allegorien des Lesens. Frankfurt a. M., 1988 (zuerst Yale University, 1979), S. 159.
Jacques Derrida: Grammatologie. Frankfurt a. M., 1974 (zuerst Paris 1967), S. 82.
Vgl. Jacques Derrick: Éperons. Les styles de Nietzsche. Venezia, 1976.
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Thönges, B. (1993). Das Verschweigen des »Gedankens« und des Dionysos. In: Das Genie des Herzens. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04182-1_14
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