Drama und Dramentheorie der Antike in der Poetik des italienischen Humanismus

Zusammenfassung

Unbestreitbar ist die italienische Renaissance ein Angelpunkt in der Rezeption des antiken Dramas und der antiken Dramentheorie. Durch die Interpretation antiker Poetologie zum Drama und durch die Schöpfung einer neuen dramatischen Literatur vor dem Hintergrund klassischer Modelle und Theorien werden Weichen gestellt für die Entwicklung des neuzeitlichen Theaters bis an die Schwelle der Romantik. Dem tut auch die Tatsache keinen Abbruch, daß in der italienischen Renaissance die dramatischen Gattungen nie das Epos in seiner Vorrangstellung abzulösen vermochten.¹ Unbestreitbar ist auch, daß bei dieser Wiederbelebung des Dramas die Beschäftigung mit der aristotelischen Poetik als der antiken Dramentheorie schlechthin die entscheidende Rolle spielt. In ihrer Bedeutung ist sie mit keinem anderen poetologischen Dokument der Antike vergleichbar. Treffend hierzu die Formulierung, mit der Bernard Weinberg die Aristoteles-Kapitel seiner Geschichte der Literaturtheorie in der italienischen Renaissance einleitet:

“There is no doubt but that the signal event in the history of literary criticism in the Italian Renaissance was the discovery of Aristotle’s Poetics and its incorporation into the critical tradition.”²