Zusammenfassung
Seit Gadamers neuer und eindringlicher Kritik am Historismus und an dessen Glauben, man könne die Geschichte objektiv aus ihr selbst verstehen, und insbesondere durch Gadamers Nachweis, daß der Interpret seinen geschichtlichen Gegenstand nie unvermittelt zum Objekt seiner Untersuchung machen kann, sondern immer nur in einem wirkungsgeschichtlichen Horizont, in dem Gegenwart und Vergangenheit bereits miteinander verbunden sind, gibt es auch in den Philologien ein großes Interesse an der Wirkung literarischer Werke und ihrer Rezeption durch gleichzeitige oder spätere Leser und Autoren. Erstaunlicherweise hat Gadamer aber gerade mit seinem zentralen kritischen Anliegen kaum Nachfolger unter den Philologen gefunden. Denn Gadamer wollte mit seinem Nachweis, daß alles Verstehen Applikation des Eigenen auf das Fremde ist, die die Bedingung ihrer Möglichkeit in der wirkungsgeschichtlichen Verbundenheit des Interpreten mit seinem geschichtlichen Gegenstand hat, vor allem den Glauben an die historische Methode erschüttern, als ob es möglich sei, einen geschichtlichen Gegenstand unter Absehen von den eigenen Begriffen allein aus sich selbst und seinen geschichtlichen Voraussetzungen zu rekonstruieren. Dieser in seinen Augen naiven Überzeugung setzt Gadamer entgegen, daß ein solches Absehen von den eigenen Begriffen allein wegen der sprachlichen Verfaßtheit des Verstehens nicht möglich ist.
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Schmitt, A. (1992). Zur Aristoteles-Rezeption in Schillers Theorie des Tragischen. In: Zimmermann, B. (eds) Antike Dramentheorien und ihre Rezeption. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04180-7_12
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