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Einleitung

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Zusammenfassung

Das soziologische Interesse an Gruppen und die uns heute darüber zugängliche Geschichtsschreibung haben sich im Laufe des 20. Jahrhunderts in einem Ausmaß spezifiziert, daß die von Georg Simmel 1917 gestellte Frage: “Was geschieht mit den Menschen, nach welchen Regeln bewegen sie sich, (…) sofern sie vermöge ihrer Wechselwirkung Gruppen bilden und durch diese Gruppenexistenz bestimmt werden?”1 nachgerade naiv wirkt. Max Weber beschäftigten zeitgleich die Folgen dieses Problems: “Wie wirkt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Art von Verband nach innen? Auf die Persönlichkeit als solche?”2 — Statt nach 70jähriger Gruppenforschung Simmels und Webers Fragen allein der Frühgeschichte des Faches Soziologie antiquarisch zu überlassen, bliebe aus ihrer qualitativen Form noch immer zu lernen. Um so mehr, als uns das heute selbstverständlich gewordene institutionelle Denken und die Form unserer kulturellen Verflochtenheit in die Gesellschaft oft verbieten, Gruppen außerhalb klar definierter Funktionen einen bedeutsamen Einfluß auf den Einzelnen zuzubilligen.

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Notizen

  1. Georg Simmel: Das Gebiet der Soziologie, in: ders.: Grundfragen der Soziologie (Individuum und Gesellschaft), Berlin Leipzig 1917, S.15.

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  2. Gershom Scholem: Von Berlin nach Jerusalem. Jugenderinnerungen, Frankfurt/ Main 1977, S.106. — In seinem späteren Nachtuf auf Gershom Scholem hat Hartmut von Hentig diese Beschreibung des Forte-Kreises als die persönliche Hoffnung Scholems umgedeutet. Tatsächlich spricht aber die Darstellung Scholems eher für ein reserviertes Verhältnis gegenüber dem ungewöhnlichen Unternehmen des Forte-Kreises. s. Hartmut von Hentig: Die Welt aus den Angeln zu heben. Letzte erste Begegnung mit Gershom Scholem, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Februar 1983, Nr.48. — Außerdem wird im deutschsprachigen Raum der Forte-Kreis in den meisten monographischen Arbeiten über Martin Buber erwähnt, so zunächst bei Hans Kohn: Martin Buber. Sein Werk und seine Zeit (1930), 4. Aufl. Dreieich 1979, S.150f. und Paul R. Mendes-Flohr: Von der Mystik zum Dialog. Martin Bubers geistige Entwicklung bis hin zu “Ich und Du”, Königstein /Ts. 1978, S.135, 165f. (wo die Realexistenz des Forte-Kreises überraschenderweise geleugnet wird), S.174; s.a. Romain Rolland: Zwischen den Völkern. Aufzeichnungen und Dokumente aus den Jahren 1914–1918, Bd. 1, Stuttgart 1954, S.68, 81, 90f., 154ff., 173f., 231f., 281.

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  3. s. Alfred von Martin: Intelligenzschicht, in: Wörterbuch der Soziologie 2, Hrsg. v. Wilhelm Bernsdorf, Frankfurt/ M. 1972, S.377–380, 378 und ders.: Die Intellektuellen als sozialer Faktor, in: Studium Generale, Jg.15, H.6, (1962), S.399–420; dort auch in der Traditionslinie des “abtrünnigen Intellektuellen”, eines klassenfremden Idealisten im Sinne eines “relative(n) Utopisten unter Realisten” Gustav Landauer neben Börne, Heine und Rosa Luxemburg erwähnt (ebd., S.405).

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  4. Vgl. allg. M. Doerry: Übergangsmenschen. Die Mentalität der Wilhelminer und die Krise des Kaiserreichs, 2 Bde, Weinheim 1986 und Ulrich Linse: Barfüßige Propheten. Erlöser der zwanziger Jahre, Berlin 1983. Vgl. a. in diesem Zusammenhang Erich Gutkinds Wiederbelebungsversuch des Forte-Kreises im Jahre 1928 s. Anhang. Beide Dokumente — der Brief an Frederik van Eeden und an Alfred Kubin — zeigen, wie mit apokalyptisch gestimmten Erlösungsphantasien auch in akademischen und Künstler-Kreisen gegen Ende der Weimarer Republik geworben wurde.

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  5. Wolfgang Eßbach: Die Junghegelianer. Soziologie einer Intellektuellengruppe, München 1988, S.12f., bes.17f.

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  6. Eßbach rekurriert hier auf Leonid M. Batkin: Die italienische Renaissance. Versuch einer Charakterisierung eines Kulturtyps, Frankfurt/M. 1981, S.86.

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  7. Helmut Schelsky: Ist die Dauerreflexion institutionalisierbar? Zum Thema einer modernen Religionssoziologie (1957), in: ders.: Auf der Suche nach Wirklichkeit. Gesammelte Aufsätze Düsseldorf — Köln 1956, S.251–273.

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  8. Karl Mannheim: Ideologie und Utopie, 5. Aufl. Frankfurt/M. 1969, S.182. — Wie eng der Mannheimsche Utopiebegriff sich am Denken Landauers orientiert hat, zeigt Mannheims Definitionsversuch der Utopie: “Erst als bestimmte Menschengruppen solche Wunschbilder (die seinstranszendierenden Vorstellungen der paradiesischen Verhei-ßungen, Anm. v. m.) in ihr Handeln aufnahmen und zu verwirklichen bestrebt waren, wurden diese Ideologien zu Utopien. Nennt man für einen Augenblick mit Landauer — im bewußten Gegensatz zur üblichen Definition — eine jede geltende, sich auswirkende Ordnung eine “Topie”, so werden Wunschbilder dort, wo sie eine umwälzende Funktion erhalten, zur Utopie.” (ebd., S.170).

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  9. Georg Lukács: Briefwechsel 1902–1917. Hrsg. v. Éva Karádi und Éva Fekete, Budapest Stuttgart 1982, Nr. 205, Georg Lukács an Paul Ernst, 14.4.1915, S.349.

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  10. Reinhart Koselleck: ‘Erfahrungsraum’ und ‘Erwartungshorizont’- zwei historische Kategorien, in: ders.: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt/ Main 1979, S.349–375.

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Holste, C. (1992). Einleitung. In: Der Forte-Kreis (1910–1915). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04176-0_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04176-0_1

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