Zusammenfassung
“Dass ich in dieser krassen Männerwelt war, hing mit meiner Entscheidung zusammen, als Schriftstellerin arbeiten zu wollen. An der Universität war ja noch ein gemischtes Publikum gewesen. In der Arbeiter- und Bauern-Fakultät war natürlich die Masse Männer und wenige Frauen, aber diese Ausschliesslichkeit, fast nur Männer und nix Frauen, das läuft erst, seit ich Berufsschriftstellerin bin.”
Christa Reinig1
Auch in den siebziger Jahren war der deutschsprachige Literaturmarkt klar von Männern beherrscht. In allen entscheidenden Positionen der Verlage sassen Männer, die die Publikation oder Ablehnung von Texten beurteilten2. Die massgeblichen Kulturredaktionen von Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen waren mit Redaktoren und Chefredaktoren besetzt Die Gremien zur Verleihung von Literaturpreisen waren fest in Männerhand. Ein Beispiel dafür ist die Zusammensetzung der Jury zur Verleihung des Bremer Literaturpreises, einer der wichtigsten deutschsprachigen Literaturpreise. Von 1953 bis 1975 bestand diese Jury aus acht oder neun Männern. Zwar war bei der Schaffung des Preises vorgeschlagen worden, eine Frau in die Jury aufzunehmen — zur Diskussion standen Gertrud von Le Fort, Oda Schäfer und Luise Rinser -, aber die bereits nominierten Juroren waren sich einig, “dass keine der genannten Frauen in wünschenswerter Weise den Erfordernissen des Preisgerichtes entsprechen dürfte”3.
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Notizen
Christa Reinig: “Ohne Frauenbewegung hätte ich das sowieso nicht geschafft” — Interview mit Christa Reinig von Madeleine Marti. In: Lesbenfront (Zürich), Nr. 17/1983, S.31
Wolfgang Emmerich (Hg.): Der Bremer Literaturpreis 1954–1987. Eine Dokumentation. Edition die horen, Bremerhaven, 1988, S.10
Hans Altenhein: Dichters Preis & Lohn. Ein Plädoyer für Literaturpreise. In: Frankfurter Rundschau, 19.12.1987
Johanna Moosdorf, Nelly-Sachs-Preisträgerin Dortmund 1963. Mit Beiträgen von Johanna Moosdorf, Kyra Stromberg, Werner Warsinsky, und einer Johanna-Moosdorf-Bibliographie von Hedwig Bieber. Stadtbücherei Dortmund 1965 (29 S.)
Ursula Krechel: Selbsterfahrung und Fremdbestimmung. Darmstadt/Neuwied 1975, S.113
Aus dem US-Amerikanischen wurde eine Reihe von literarischen und theoretischen Texten zu Lesben übersetzt, z.B.: — “Frauenliebe — Texte aus der amerikanischen Lesbierinnenbewegung” (LAZ, Berlin/W. 1975) — Jill Johnston “Lesben Nation” (Amazonen, Berlin/W. 1976)
— CLIT “Rufe alle Lesben, bitte kommen” (Tomyris, Berlin/W. 1977)
— Robin Morgan: zu weit gehen. Essays, Gedichte, Pamphlete, Tagebuch (Tende, Münster 1980) — Landlesben (Come Out, München 1980)
Sowie ausnahmsweise einem linken Verlag: Valerie Solanas: “S.C.U.M. — Manifest zur Vernichtung der Männer”. März, Frankfurt/M. 1968/1975 (Original USA 1968)
In den siebziger Jahren veröffentlichte der Amazonen Verlag (Berlin/W.): 1976 — Jill Johnston, “Lesben Nation. Die feministische Lösung” (Original USA 1973)
— Aimée Duc, “Sind es Frauen? Roman über das dritte Geschlecht” (Neuauflage von 1901)
1977 — Monique Wittig, “Aus deinen zehntausend Augen Sappho” (französisches Original: le corps lesbien, 1973) — “Erinnerungen an Frauen”. Eine Biographiesammlung, herausgegeben von Nancy Myron und Charlotte Bunch (Original USA 1974)
— Elena Nachmann, “Frauen aus dem Fluss” (Original USA 1974)
1978 — June Arnold, “Sister Gin” (Original USA 1975)
1979 — Jane Rule, “Bilder und Schatten. Die lesbische Frau in der Literatur” (Original USA 1975)
Madeleine Marti: Arche Verlag. In: Frauezitig (Zürich), Nr.26/1988, S.22
Anke Schäfer: Von der Marktlücke zur Marktschwemme — eine Übersicht über die ökonomische Entwicklung der Frauenliteratur seit Beginn der neuen Frauenbewegung. In: Schreiben Nr.32, Bremen, 1987
Vgl.: — Ulrike Bauer a.a.O. — Martina Schäfer: Feministische Fiktionen und literarische Traditionen eines autonomen feministischen Verlages. Inhaltsbezogene Strukturanalyse an ausgewählten Texten des Frauenverlages “Frauenoffensive” München. (Dissertation) München 1986, S.42
Chudi Bürgi: Wider den “Tunnelblick”. Der Orlanda Frauenverlag. In: Frauezitig (Zürich), Nr.23, 1987, S.38
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Marti, M. (1991). Ausgrenzung lesbischer Frauen aus dem patriarchalen Literaturbetrieb und die Schaffung von Öffentlichkeit durch die Frauenbewegung (Exkurs). In: Hinterlegte Botschaften. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04171-5_4
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