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Ausgrenzung lesbischer Frauen aus dem patriarchalen Literaturbetrieb und die Schaffung von Öffentlichkeit durch die Frauenbewegung (Exkurs)

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Hinterlegte Botschaften
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Zusammenfassung

“Dass ich in dieser krassen Männerwelt war, hing mit meiner Entscheidung zusammen, als Schriftstellerin arbeiten zu wollen. An der Universität war ja noch ein gemischtes Publikum gewesen. In der Arbeiter- und Bauern-Fakultät war natürlich die Masse Männer und wenige Frauen, aber diese Ausschliesslichkeit, fast nur Männer und nix Frauen, das läuft erst, seit ich Berufsschriftstellerin bin.”

Christa Reinig1

Auch in den siebziger Jahren war der deutschsprachige Literaturmarkt klar von Männern beherrscht. In allen entscheidenden Positionen der Verlage sassen Männer, die die Publikation oder Ablehnung von Texten beurteilten2. Die massgeblichen Kulturredaktionen von Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen waren mit Redaktoren und Chefredaktoren besetzt Die Gremien zur Verleihung von Literaturpreisen waren fest in Männerhand. Ein Beispiel dafür ist die Zusammensetzung der Jury zur Verleihung des Bremer Literaturpreises, einer der wichtigsten deutschsprachigen Literaturpreise. Von 1953 bis 1975 bestand diese Jury aus acht oder neun Männern. Zwar war bei der Schaffung des Preises vorgeschlagen worden, eine Frau in die Jury aufzunehmen — zur Diskussion standen Gertrud von Le Fort, Oda Schäfer und Luise Rinser -, aber die bereits nominierten Juroren waren sich einig, “dass keine der genannten Frauen in wünschenswerter Weise den Erfordernissen des Preisgerichtes entsprechen dürfte”3.

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Marti, M. (1991). Ausgrenzung lesbischer Frauen aus dem patriarchalen Literaturbetrieb und die Schaffung von Öffentlichkeit durch die Frauenbewegung (Exkurs). In: Hinterlegte Botschaften. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04171-5_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04171-5_4

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-45013-5

  • Online ISBN: 978-3-476-04171-5

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