Der Modellcharakter der Arzt-Patient-Beziehungen im literarischen Werk vor dem Hintergrund der Grundpositionen im Denken Büchners

Zusammenfassung

Wurden im ersten Teil der vorliegenden Untersuchung die Bereiche Krankheit und Medizin in ihrer Bedeutung für das literarische Werk untersucht und im zweiten Teil der biographische und wissenschaftsgeschichtliche Hintergrund dieser Thematik dargestellt, so ist doch klar ersichtlich, daß dieser Kontext allein die spezifisch literarische Gestaltung der Themengebiete Krankheit und Medizin noch nicht ausreichend begründet. Büchners Fachkenntnisse im Bereich der zeitgenössischen Psychiatrie wie auch den beigeordneten Grundlagenwissenschaften, seine Erfahrungen während seiner Studienzeit mit den verschiedenen Forschungsrichtungen der Zeit und auch seine persönlichen Krankheitserfahrungen können zwar als Begründung für sein Interesse an den im literarischen Werk verarbeiteten Stoffkreisen und der fundierten Auseinandersetzung mit dem medizinischen Diskurs der Zeit herangezogen werden, sie erklären jedoch noch nicht die dezidierten Wertungen, die insbesondere der Gestaltung von Arzt-Patient-Beziehungen zugrundeliegen. Die unbedingte Parteinahme für den Erkrankten sowie das ausgesprochen negative Arztbild, das nicht nur im rein Medizinischen verharrt, sondern auch sozialkritische und ethische Aspekte aufweist, können als Strukturmuster des Werkes angesehen werden, die dazu anhalten, nach den Grundpositionen in Büchners Denken zu fragen.