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Naturrecht und Geselligkeit

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Zusammenfassung

Daß Gott mehrmals zu Menschen geredet habe, wird an verschiedenen Stellen der Bibel berichtet. Auf unerklärliche Weise habe er, selber unsichtbar, eine von Menschen vernehmbare Stimme angenommen, die, da sie von größeren Menschenmengen gehört wurde, im Vergleich mit der menschlichen Stimme gewaltig gewesen sein müße, jedes vorstellbare Maß überschritten haben müße. Das gab zu der berechtigten Frage Anlaß, “ob denn wohl die Auserwählten im Himmel mit einander reden werden?”1. Immerhin konnte man sich nicht vorstellen, daß sie ganz stumm dort verweilen sollten, doch die Frage, in welcher Sprache man sich denn unterhalten könnte, blieb ungeklärt. Sprechen würden sie auf alle Fälle, da doch diese Fähigkeit den Menschen gerade zwischen Her und Engel stelle, als gottgegebene Naturanlage die Voraussetzung der Geselligkeit sei. Zu Unrecht hätten daher viele Naturrechtslehrer den Ursprung der Sprache “unter die menschlichen Verordnungen”2 gerechnet und daraus gesellschaftliches Leben abgeleitet.

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Fauser, M. (1991). Naturrecht und Geselligkeit. In: Das Gespräch im 18. Jahrhundert. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04158-6_3

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