Zusammenfassung
Für die Abfassungszeit des Nibelungénliedes geben die Beziehungen zu Wolframs ›Parzival‹ den relativ verläßlichsten — in der Ausdeutung freilich umstrittenen — Anhaltspunkt. Wolfram nimmt in der Versgruppe 420, 25 ff. Bezug auf Rumolts Rat im Nibelungenlied (Str. 1465 ff. nach B). »Ich taete é als Rümoit«, sagt Liddamus im ›Parzival‹, »der künec Gunthere riet, / do er von Wormz gein Hiunen schiet: / er bat in lange sniten baen / und inme kezzel umbe draen. « Landgraf Kingrimursel entgegnet: »[… ] ir taetet als riet ein koch / den küenen Nibelungen, / die sich unbetwungen / üz huoben da man an in rach / daz Sivride da vor geschach. « Die Wendung lange sniten baen hat man immer in einen direkten Zusammenhang mit der Formulierung isniten in öl gebrouwen in der Fassung "C des Nibelungenliedes (Str. 1497, 3 a) gebracht. Bevor man das zeitliche Verhältnis der Fassung "C und des ›Parzival‹ diskutiert, ist es aber notwendig, an ein oft übersehenes Faktum zu erinnern. Die Hs. C weist in diesem Teil eine Lücke auf, die mit Hilfe der (früheren) Wallersteiner Hs. a geschlossen werden kann. In ihr ist indes nicht von sniten die Rede, vielmehr lautet die Stelle: sieden in öl [,] geprawen (»brauen«). sniten statt sieden ist eine Konjektur Adolf Holtzmanns, für die er eben auf Wolframs ›Parzival‹ zurückgegriffen hat und die allgemein übernommen worden ist.
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Literatur
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Hoffmann, W. (1992). Zeit und Ort der Entstehung des Nibelungenliedes. In: Nibelungenlied. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04147-0_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04147-0_5
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-04147-0
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