Zusammenfassung
[12] Ich habe Langes und Breites von einer sogenannten Blutliebe schwazen gehört; das einem ordentlichen Hausmann den Kopf heiß machen könnte — Das ist dein Bruder! — das ist verdollmetscht: Er ist aus eben dem Ofen geschossen worden, aus dem du geschossen bist — also sei er dir heilig! — Merkt doch einmal diese verzwickte Consequenz, diesen poßierlichen Schluß von der Nachbarschaft der Leiber auf die Harmonie der Geister; von eben derselben Heimat zu eben derselben Empfindung; von einerley Kost zu einerley Neigung. Aber weiter — es ist dein Vater! Er hat dir das Leben gegeben, du bist sein Fleisch, sein Blut — also sey er dir heilig. Wiederum eine schlaue Konsequenz! Ich möchte doch fragen, warum hat er mich gemacht? doch wol nicht gar aus Liebe zu mir, der erst ein Ich werden sollte? Hat er mich gekannt ehe er mich machte? Oder hat er mich gedacht, wie er mich machte? Oder hat er mich gewünscht, da er mich machte? Wußte er was ich werden würde? das wollt ich ihm nicht rathen, sonst möcht ich ihn dafür strafen, daß er mich doch gemacht hat! Kan ichs ihm Dank wissen, daß ich ein Mann wurde? So wenig als ich ihn verklagen könnte, wenn er ein Weib aus mir gemacht hätte.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 1982 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Behrmann, A. (1982). Rhetorik. In: Einführung in die Analyse von Prosatexten. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04143-2_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04143-2_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-15059-2
Online ISBN: 978-3-476-04143-2
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)