Zusammenfassung
Wenn im folgenden eine Übersicht über die wechselnden Vorstellungen der Forschung vom Dichter des Nibelungenliedes gegeben wird, so ist es vorab notwendig zu erläutern, welcher Stufe der Genese und der Tradierung des Nibelungenliedes die Frage nach seinem Dichter gilt. Besteht heute auch weithin Einigkeit darüber, daß wir keine Möglichkeit haben, das Original des Nibelungenliedes wiederzugewinnen, so gehen die Fassungen des Epos, wie sie in den Handschriften A, B und C überliefert sind, doch auf ein schriftlich fixiertes ›Original‹ zurück, und sinnvollerweise kann die Frage nur auf dessen Verfasser zielen. Dabei ist es im vorliegenden Zusammenhang von zweitrangiger Bedeutung, ob dem ›Original‹ bereits eine ältere schriftliche Vorlage zugrunde liegt oder ob es sich um die erstmalige schriftliche Fixierung einer mündlichen Dichtung, um einen ›oral dictated text‹, handelt. Man mag von diesem Dichter auch mit Friedrich Neumann als »Nibelungenmeister« oder mit Hans Fromm (Der oder die Dichter des Nibelungenliedes?, S. 71) als des buoches meister (nach der ›Nibelungenklage‹ B, v. 569) sprechen. — Der Dichter des Nibelungenliedes hat sich nicht genannt, und wir besitzen auch sonst keinerlei Zeugnis über ihn. Dringlicher und auch eher zu beantworten als die Frage nach seinem Namen ist die nach seinem Stand.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Julius R. Dieterich: Der Dichter des Nibelungenliedes. Ein Versuch, 1923.
Elisabeth Simon: Höfisch-ritterliche Elemente im Nibelungenlied. Ein Beitrag zur Frage nach der sozialen Herkunft des Verfassers, 1927.
Karl zur Nieden: Über die Verfasser der mittelhochdeutschen Heldenepen, Diss. Bonn, 1930.
Dietrich Kralik: Wer war der Dichter des Nibelungenliedes?, 1954.
Otto Höfler: Die Anonymität des Nibelungenliedes, in: DVjs. 29, 1955, S. 167–213; wieder abgedruckt in: WdF, Bd. 14, 1961, S. 330–392.
Georges Zink: Pourquoi la chanson des Nibelungen est-elle anonyme?, in: Et. Germ. 10, 1955, S. 247–256.
Willy Krogmann: Der Dichter des Nibelungenliedes, 1962 (= PhStQ, H. 11). [Dazu u. a. Bert Nagel, ZfdPh 83, 1964, S. 41–50.]
Wolfgang Selzer: Lorsch und das Nibelungenlied, in: Laurissa jubilans. Festschrift zur 1200-Jahrfeier von Lorsch, 1964, S. 106–114.
Rolf Bräuer: Literatursoziologie und epische Struktur der deutschen ›Spiel-manns‹- und Heldendichtung. […], 1970.
Anthony van der Lee: Vom Dichter des Nibelungenliedes, in: Levende Tale, 1970, S. 341–353.
Hans Fromm: Der oder die Dichter des Nibelungenliedes?, in: Colloquio italo-germanico sul tema: I Nibelunghi […], 1974, S. 63–74.
Berta Lösel-Wieland-Engelmann: Verdanken wir das Nibelungenlied einer Niedernburger Nonne?, in: MdU 72, 1980, S. 5–25.
Uwe Meves: Bischof Wolfger von Passau, sîn schrîber, meister Kuonrât und die Nibelungenüberlieferung, in: Hohenemser Studien zum Nibelungenlied, 1981, S. 246–263.
Rights and permissions
Copyright information
© 1982 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Hoffmann, W. (1982). Der Dichter Des Nibelungenliedes. In: Das Nibelungenlied. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04140-1_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04140-1_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-15007-3
Online ISBN: 978-3-476-04140-1
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)