Zusammenfassung
Wenn man auch das Nibelungenlied als eine wesenhaft hochmittelalterliche Dichtung betrachten muß, so hat es doch selbstverständlich seine Vorgeschichte und seine z. T. weit zurückreichenden und weit ausgreifenden stofflich-motivischen Grundlagen und Beziehungen. Die Tatsache, daß immer mehr Forscher es aufgegeben haben, das Nibelungenlied von ihnen und insbesondere von seinen unmittelbaren ›Vorstufen‹ aus zu sehen und zu beurteilen, besagt nicht, daß die Beschäftigung mit den Sagen und Dichtungen aus dem Stoffkreis des Nibelungenliedes nicht wichtig und nützlich wäre, in begrenztem Maße durchaus auch für das Verständnis und die ästhetische Wertung des Nibelungenepos aus der Zeit um 1200. Die Frage nach den stofflichen Grundlagen des Nibelungenliedes führt sogleich über die überlieferte Dichtung hinaus und damit, notwendig, rasch in den Bereich von Konstruktionen und Hypothesen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß wir hier den umstrittensten und ungesichertsten Teil der Nibelungenforschung vor uns haben. Archetypisch-mythische Züge, Märchenmotive, geschichtliche Ereignisse (vielleicht auch solche aus der Gegenwart noch des letzten Dichters), bereits geformte Heldensage (Heldendichtung), dazu weitere Motive aus den Literaturen verschiedener Zeiten und Völker sind an der Ausbildung des Nibelungenstoffes beteiligt und sind in dem hochmittelalterlichen Epos eine Verbindung eingegangen, die sich wohl kaum je völlig entwirren lassen wird, zumal nicht nur der jeweilige Anteil dieser Komponenten unsicher bleiben muß, sondern auch ihr Vorhandensein z. T. bestritten wird; dies gilt etwa für die Märchenmotive.
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Literatur
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Hoffmann, W. (1982). Die Grundlagen und die Entwicklung des Stoffes. In: Das Nibelungenlied. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04140-1_2
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