Zusammenfassung
Das Wort ›Fabel‹ geht auf lat. ›fabula‹ zurück; dieses ist mit ›fari‹ »sprechen«, aber auch mit ›fateri‹ »bekennen« verwandt. Auch das Wort ›fama‹ »Gerücht« ist von der idg. Wurzel ›bha-‹ »sprechen« abzuleiten. Über das afr. ›fable‹ im Sinne von »Märchen, Erzählung, unwahre Geschichte« gelangt das Wort zu Beginn des 13. Jhs. ins Mittelhochdeutsche. Frühe Belege findet man im ›Rolandslied‹ (favelîe), bei Gottfried von Straßburg (›Tristan und Isold‹, v. 18463, hrsg. v. Fr. Ranke) und in der ›Krone‹ Heinrichs von dem Türlin (v. 2004). Als Bezeichnung für die Gattung, soweit man von einem ausgebildeten Bewußtsein für die Form sprechen kann, wird um diese Zeit noch ›bîschaft‹, ›bîspel‹ gebraucht (vgl. de Boor). Seit 1515 ist auch ›fabulieren‹ im Sinne von »phantasiereich erzählen« belegt. Erst bei den Humanisten (Steinhöwel) und dann besonders im 18. Jahrhundert kristallisiert sich allmählich ein festerer Begriff heraus. Seit dem 18. Jh. wendet man das Wort ›Fabel‹ als Gattungsbezeichnung nurmehr auf die Form einer Erzählung an, in der Tiere, Pflanzen oder Dinge eine führende Rolle spielen und in der eine bestimmte Lehre verdeutlicht werden soll.
Literatur
Zum Begriff ›Fabel‹ vgl. die einschlägigen Literatur-Lexika; sie sind aufgeführt bei P. Raabe: Einführung in die Bücherkunde zur deutschen Literaturwissenschaft. 91980, bes. S. 37ff. (Sammlung Metzler 1); dann: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd. 2, 31958, Sp. 851–854 (G. Fohrer).
Ferner die Poetiken, z.B.:
Baumgarten, A. G.: Aesthetica, Traiecti cis Viadrum, 1750. (Fabel: § 526–538, S. 339–346).
Baumgart , H.: Handbuch der Poetik, 1887 (Fabel: S. 154–179.)
Beyer , C.: Deutsche Poetik, Bd 2, 21887. (Fabel: § 79, S. 160–167).
In den neueren poetologischen Darstellungen (Ermatinger, Walzel, Kayser, Martini, Staiger) wird die Fabel nicht behandelt; vgl. jedoch B. Markwardt, Geschichte der dt. Poetik, I, 21958, S. 79, 84, 152f., 158, 245, 270, 387, 396; II, 21970, S. 57f., 115, 120, 143, 154ff., 487, 519ff.; III, 1958, S. 68f.
Sanders, D.: Wörterbuch der dt. Sprache, Bd I, 1860, S. 382f. (auch verwandte Wörter).
Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch, Bd 3, 1862, Sp. 1213 (mit verwandten Wörtern bis Sp. 1218).
Trübners Deutsches Wörterbuch, Bd 2. 1940, S. 269.
Kluge, Fr.: Etymologisches Wörterbuch der dt. Sprache, 201967, bearb. v. W. Mitzka, S. 178.
Briegel-Florig, W.: Geschichte der Fabelforschung in Deutschland, Diss. Freiburg i.Br. 1965, S. 3–12, 18–21.
De Boor, H.: Über Fabel und Bîspel. Vortrag, in: Sitzungsberichte d. Bayer. Akademie d. Wiss., Philos.-histor. Klasse, 1966, H. 1.
Zu den Bedeutungen im Lateinischen und zu den griechischen Entsprechungen vgl. den Art. »Fabel« von A. Hausrath in: RE, Reihe I, Halbbd. 12. 1909, Sp. 1704–1736, und den Art. ›Phaedrus‹, Reihe I, Halbbd. 38. 1938, Sp. 1475–1505.
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Leibfried, E. (1982). Wort und Begriff der ›Fabel‹. In: Fabel. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04132-6_1
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