Zusammenfassung
Die fast zweitausendjährige Tradition der abendländischen Gattung ›Legende‹ kann durch die Ausweitung des Wortes, durch parodistische oder unreligiöse Verwendung von Legendenstoffen und durch übertragene Verwendung von Legendenmotiv und Legendenton nicht berührt werden. Auch der Typ der Mirakelerzählung, wie wir ihn schon im frühen Mittelalter als Ergänzung der eigentlichen Legende finden, bleibt auf das persönliche Eingreifen der Heiligen ins irdische Geschehen beschränkt und durch die Jahrtausende konstant. Wir begegnen ihm wie in alter Zeit noch genauso bei Jakob Kneip (1881–1958) und seinen sogenannten Verslegenden, die entgegen Staffel reine Mirakelerzählungen sind. In der Meinung, die Legende erzähle von Gott und beweise seine Existenz, hatte Dabrock gefolgert, der moderne Dichter, dem der Glaube an Gott verloren gehe, könne in der Legende an die Stelle Gottes seine eigene Weltanschauung einsetzen und als richtig erweisen. In Wirklichkeit hat die abendländische Legende von Anfang an nur das Leben heiliger Personen und ihr Handeln als Menschen (wenn auch als von Gott begnadete Menschen) dargestellt und bleibt deshalb wohl dem Wesen nach an die gläubige Verehrung der Heiligen gebunden, wenn auch die Erzählform und Erzählart sich gewandelt hat.
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Rosenfeld, H. (1982). Schluss. In: Legende. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04128-9_6
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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