Zusammenfassung
Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Bildungsidee als Gradmesser individueller und sozialer Identitätssuche mehr und mehr ausfällt, erschüttert dies auch die Grundlagen des darauf fußenden Bildungsromans. Lange bevor gegen Ende des Jahrhunderts die Kritik am Bildungsphilister und der Spießerideologie einsetzt, formulieren die Romanautoren ihre Zweifel an der Darstellungsmöglichkeit eines modellhaften Bildungswegs. Der Bildungsroman behauptet poeto-logisch und literaturkritisch bis weit in die ersten Jahrzehnte seine Führungsposition unter allen Romanarten; noch immer gilt Goethes Wilhelm Meister als moderner Roman, als »deutscher Normal-Roman« (Theodor Mundt), während in der Wirklichkeit der Romanproduktion Zeit- und Raumroman dominieren. In der Verknüpfung unterschiedlicher Strukturmuster entwirft die Literaturkritik das Idealbild eines sozialen Individuairomans, das durch die poetologische Diskussion der Zeit geistert. Es scheint im Hintergrund der Versuche Tiecks oder Immermanns auf, im Gehäuse des traditionellen Bildungsromans oder gar in unmittelbarer Wilhelm Afeftr-Nachfolge ein Zeitpanorama liefern zu wollen oder besser: sich ein Epochengemälde nicht anders als durch das Medium einer Zentralfigur vorstellen zu können.
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Selbmann, R. (1994). Der Bildungsroman im 19. Jahrhundert. In: Der deutsche Bildungsroman. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04101-2_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04101-2_6
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-12214-8
Online ISBN: 978-3-476-04101-2
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