Zusammenfassung
1. In allen vorausgehenden Kapiteln wurde der deutsche Wortschatz als historisch, geographisch und sozial undifferenzierte, homogene Größe vorausgesetzt. Diese Voraussetzung, die unabhängig von der jeweiligen Funktion und theoretischen Auffassung von Sprache galt, war ausschließlich aus analytischen Gründen gemacht worden und ist keinesfalls als Aussage über die Sprache zu verstehen. Es ist im Gegenteil so, daß sprachliche Äußerungen je nach Situation, ferner nach Alter, sozialer Schicht, geographischer Herkunft, Redeabsicht des Sprechers und vielen anderen Faktoren variieren und daß diese Variation, will man sich nicht einer Idealisierung schuldig machen, die über heuristische Zwecke hinausgeht, in irgendeiner Weise bei der Konstruktion von Systemen berücksichtigt werden muß. Dies ist im Laufe der Wissenschaftsgeschichte auch immer wieder geschehen. Die herkömmliche Beschreibung der geographischen, historischen und sozialen Komponente des Lexikons durch die Wortgeographie, -geschichte und -Soziologie hat diesem Ziel, obwohl sie anderen Erkenntnisinteressen entsprang, ebenso gedient wie moderne Forderungen, Sprache als ›architektonisch‹ strukturiertes ›Diasystem‹ (E. Coseriu 1970, S. 32–34), als ›System koexistierender Grammatikern‹ (S. Kanngießer 1972, S. 102), als System unterschiedlicher, im Bewußtsein von Individuen ›kopräsenter‹ Elemente (H.-M. Gauger 1970, S. 9 ff.), als ›System von Varietäten‹ (W. Klein 1974, S. 9) zu begreifen, das durch ›structural heterogeneity‹ oder ›orderly differentiation‹ usw. (U. Weinreich/W. Labov/M. I. Herzog 1968, S. 101) gekennzeichnet sei.
Lit.
W. Mitzka 1968; U. Weinreich/W. Labov/M. I. Herzog 1968; E. Coseriu 1970; 1974; H.-M. Gauger 1970; L. Zabrocki 1970; A. A. Leont’ev 1971; U. Ammon 1972; S. Kanngießer 1972; W. Dieckmann 1973; N. Dittmar 1973; W. Klein 1974; P. von Polenz 1974; G. Simon 1974; D. Cherubim (Hrsg.) 1975.
E. Schwarz 1950; W. Henzen 1954; Th. Frings 1955; 1956; B. Martin 1959; V. M. Schirmunski 1962; G. Bergmann 1964; G. Hard 1966; A. Bach 1950a; H. P. Althaus/H. Henne/H. E. Wiegand (Hrsg.) 1973, S. 389–456; H. Löffler 1974; E. Coseriu 1975.
H. Fischer 1895; B. Martin 1924–1927; W. Peßler 1928; W. Wenzel 1930; W. Leinweber 1936; E. Schwarz 1954–1958; K. Heeroma 1957 ff; H. Hucke 1961 ff; G. Bellmann 1965; H. Harmjanz/E. Röhr/M. Zender 1937–1939; 1958 ff; W. Mitzka/L. E. Schmitt 1951–1972.
P. Kretschmer 1918; H. Aubin/Th. Frings/J. Müller 1926; W. Mitzka 1938; 1959; 1969; L. Berthold 1938; A. Bach 1950b; H. Kuhn 1951; K. Bohnenberger 1953; I. Nordstrandh 1954; W. Foerste 1958; R. Schützeichel 1961; H. Friebertshäuser 1962; R. Hotzenköcherle 1962; J. Goossens 1963; 1969; R. Mulch 1963; P. Seidensticker 1964; O. Reichmann 1966; R. Hildebrandt 1967; W. Putschke 1969; L. Zabrocki 1970; H. E. Wiegand/G. Harras 1971; G. Harras 1972.
Deutsche Dialektgeographie; Beiträge zur deutschen Philologie; Mitteldeutsche Forschungen; L. E. Schmitt (Hrsg.) 1958–1968.
H. P. Althaus 1970; E. Barth 1972.
Vgl. die Angaben unter Kap. 4,2 und 5,2 sowie die Einzelangaben im Text, insbesondere: W. Henzen 1954; G. Hard 1966; K. Spangenberg 1967; W. Mitzka 1968; M. Hartig/U. Kurz 1971; H. Löffler 1972; H. Bausinger 1972; 1973; U. Ammon 1972; 1973a; R. Ris 1973; R. Schmid 1973; W. Klein 1974; P. von Polenz 1974;
U. Ammon 1973b.
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Reichmann, O. (1976). Ansätze zur Beschreibung der Symptomfunktion des Wortschatzes. In: Germanistische Lexikologie. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04077-0_5
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