Zusammenfassung
So wie die Begriffe ›Sprachwissenschaft‹ und ›Literaturwissenschaft‹ gegenüber ›Sprachgeschichte‹ und ›Literaturgeschichte‹ als Oberbegriffe gelten müssen, so auch der der Verswissenschaft gegenüber dem der Versgeschichte: die Geschichte des Verses (›Vers‹ hier nicht zu verstehen als ›Verszeile‹, sondern im Sinne der gebundenen Rede‹ überhaupt) ist nur ein Teilgebiet der Verswissenschaft. Der Terminus ›Verswissenschaft‹ wird aber noch in einer zweiten, engeren Bedeutung gebraucht: zur Bezeichnung der Gesamtheit der (systematischen und vergleichenden) Bemühungen um die Erhellung des Phänomens des Verses als solchen, etwa der Frage nach seinem Ursprung und Wesen und nach dem Verhältnis der Verssysteme zur Sprache — ›Metrik‹ als Komplementärbegriff zu der historischen, ›diachronen‹ Untersuchung und Darstellung des Verses. In Übereinstimmung mit den Bezeichnungen allgemeine Sprachwissenschaft und ›Allgemeine Literaturwissenschaft verwendet man für diese Forschungsrichtung in ihrer weitesten Ausprägung am besten den Begriff Allgemeine Verswissenschaft. Er schließt ein, daß ihr Gegenstand nicht die Verskunst einer einzelnen Sprache (zum Beispiel des Deutschen oder des Französischen) oder auch einer Gruppe von Sprachen (wie der germanischen oder der romanischen) ist — anders als der der Versgeschichte —, wenngleich die Allgemeine Verswissenschaft in weitem Umfang an die Ergebnisse der einzelnen (›besonderen‹ oder ›speziellen‹) Verswissenschaften anknüpft, auf ihnen aufbaut und aus ihnen allgemeingültige Schlüsse zu ziehen sucht.
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Literatur
Nachschlagewerke
Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte, hg. von Paul Merker und Wolfgang Stammler, 4 Bde, 1925/1931 ; 2. Aufl., Bd. 1–3, 1958/1977, hg. von Werner Kohlschmidt und Wolfgang Mohr, Bd. 4 [im Erscheinen], hg. von Klaus Kanzog und Achim Masser [abgekürzt: RL].
Die Musik in Geschichte und Gegenwart, hg. von Friedrich Blume, 16 Bde, 1949/1979 [abgekürzt: MGG].
Einführende und zusammenfassende Darstellungen
Wolfgang Kayser: Kleine deutsche Versschule, 1947, 201980 [zur neudeutschen Metrik].
Ders. : Das sprachliche Kunstwerk. Eine Einführung in die Literaturwissenschaft, 1948, 181978 [hierin die Kapitel Grundbegriffe des Verses‹, ›Der Rhythmus‹].
Otto Paul/ Ingeborg Glier: Deutsche Metrik, 41961, 91979 [die ersten drei Auflagen von Otto Paul sind nicht mehr zu benutzen].
Siegfried Beyschlag: Altdeutsche Verskunst in Grundzügen, 1969 (6., neubearbeitete Auflage der ›Metrik der mittelhochdeutschen Blütezeit in Grundzügen‹).
Alfred Behrmann: Einführung in die Analyse von Verstexten, 1970, 21974 (= SM. 89) [die Beispiele sind der Dichtung der Neuzeit entnommen].
Friedrich Neumann: Deutsche Literatur bis 1500: Versgeschichte (Metrik), in: Kurzer Grundriß der germanischen Philologie bis 1500, hg. von Ludwig Erich Schmitt, Bd. 2: Literaturgeschichte, 1971, S. 608–665.
Erwin Arndt: Deutsche Verslehre. Ein Abriß, 71975 (durchgesehener Nachdruck der 5., neu überarbeiteten und erweiterten Aufl. von 1968).
Helmut Tervooren: Minimalmetrik zur Arbeit mit mittelhochdeutschen Texten, 1979 (= GAG, Nr. 285) [empfehlenswert zur allerersten Einführung].
Größere Darstellungen
Hermann Paul: Deutsche Metrik, in: Grundriß der germanischen Philologie, hg. von H. P., Bd. 2, 2. Abt., 21905, S. 39–140.
Franz Saran: Deutsche Verslehre, 1907. [Dazu Georg Baesecke, ZfdPh 41, 1909, S. 93–104; wieder abgedruckt in: G. B., Kleine metrische Schriften (= Studien und Quellen zur Versgeschichte. 2), 1968, S. 16–29.]
Ders.: Deutsche Verskunst. Ein Handbuch für Schule, Sprechsaal, Bühne. Unter Mitwirkung von Paul Habermann hg. von Albert Riemann, 1934.
Friedrich Kauffmann: Deutsche Metrik nach ihrer geschichtlichen Entwicklung, 31912.
Andreas Heusler: Deutsche Versgeschichte mit Einschluß des altenglischen und altnordischen Stabreimverses, 3 Bde, 1925/27/29, unveränderter Nachdruck 1956. [Dazu Georg Baesecke, GGA 189, 1927, S. 356–373, und GGA 192, 1930, S. 297–312; wieder abgedruckt in: G. B., Kleine metrische Schriften, 1968, S. 107–122 und S. 125–139.]
Ulrich Pretzel: Deutsche Verskunst mit einem Beitrag über altdeutsche Strophik von Helmuth Thomas, in: Aufriß, Bd. III, 1957, Sp. 2327–2466; 21962, 2., unveränderter Nachdruck 1979, Sp. 2357–2546.
Neuere wissenschaftliche Ansätze zur altdeutschen Metrik
Ewald Jammers: Grundbegriffe der altdeutschen Versordnung, in: ZfdA 92, 1963, S. 241–248; wieder abgedruckt in: E. J., Schrift • Ordnung • Gestalt. Gesammelte Aufsätze zur älteren Musikgeschichte, 1969, S. 172–178, und in: WdF, Bd. 444, 1977, S. 246–255.
Otmar Werner: Linguistische Überlegungen zur mittelhochdeutschen Metrik, in: Formen mittelalterlicher Literatur. Siegfried Beyschlag zu seinem 65. Geburtstag (= GAG, Nr. 25), 1970, S. 109–130.
Zum Problem ›deutscher und antiker Vers‹
Andreas Heusler: Deutscher und antiker Vers. Der falsche Spondeus und angrenzende Fragen, 1917.
Aage Kahell: Metrische Studien II: Antiker Form sich nähernd, 1960.
Alfred Kelletat: Zum Problem der antiken Metren im Deutschen, in: DU 16, 1964, H. 6, S. 50–85.
Zur Rhythmusforschung
Wilhelm Seidel: Rhythmus: eine Begriffsbestimmung, 1976 (= Erträge der Forschung, Bd. 46).
Wolfgang Mohr: Rhythmus, in: RL, Bd. 3, 21977, S. 456–475.
s. weiterhin die ausführliche Auswahlbibliographie bei Wolf gang Kayser, Das sprachliche Kunstwerk, 181978, S. 418f.
Zum Reim
Günther Schweikle: Reim, in: RL, Bd. 3, 21977, S. 403–420.
Zu besonderen Formen des Reims in der mittelalterlichen deutschen Dichtung
Karl Bartsch: Der innere Reim in der höfischen Lyrik, in: Germania 12, 1867, S. 129–194.
Konrad Zwierzina: Der rührende Reim (Mittelhochdeutsche Studien. 12), in: ZfdA 45, 1901, S. 286–313.
Carl von Kraus: Der rührende Reim im Mittelhochdeutschen, in: ZfdA 56, 1918, S. 1–76.
Weitere Werke zur Verswissenschaft und zur deutschen Versgeschichte: Aufriß, Bd. III, 21962, Sp. 2521 ff.
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Hoffmann, W. (1981). Grundlagen und Grundbegriffe. In: Altdeutsche Metrik. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04044-2_1
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-04044-2
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