Zusammenfassung
Bei der Darstellung der Prinzipien von Sprachbeschreibung in Kapitel 1 wurde bereits klargestellt, daß eine Sprache in der Linguistik als abstraktes Gebilde behandelt werden muß, weil sonst eine systematische Beschreibung ihrer Eigenschaften unmöglich wäre. Andererseits muß die deskriptive Linguistik alle Ausprägungen einer Sprache berücksichtigen, und dies ist das Ziel der Varietätenlinguistik. Man unterscheidet zwischen regionalen (diatopischen), gesellschaftlichen (diastratischen) und situationsbedingten (diaphasischen) Varietäten oder Subsystemen und faßt diese drei Dimensionen auch unter dem Begriff Diasystem zusammen (nach Eugenio Coseriu). Um Varietäten zu beschreiben, muß allerdings wiederum ein Durchschnittsfranzösisch als Norm zugrundegelegt werden. Dieser Ausgangspunkt ist das français commun, das in jeder der drei Dimensionen die unmarkierte Varietät darstellt. Wenn dieser Ausgangspunkt nicht als Vorbild, sondern lediglich als Vergleichsbasis für die anderen Varietäten benutzt wird, handelt es sich nicht um eine präskriptive, sondern um eine deskriptive Norm. Präskriptive und deskriptive Normen dienen zwar verschiedenen Zwecken, sind aber beide ein theoretisches Konstrukt im Gegensatz zur Gebrauchs- oder Situationsnorm, die in einer bestimmten Kommunikationssituation als die augenblicklich adäquateste Sprachform entsteht.
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Stein, A. (1998). Varietäten des Französischen. In: Einführung in die französische Sprachwissenschaft. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04024-4_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04024-4_9
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10307-9
Online ISBN: 978-3-476-04024-4
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